Das Training in der Hypoxie-Kammer

Das Training in der Hypoxie-Kammer simuliert das Höhentraining, bei dem der vorherrschende Sauerstoffmangel zu Anpassungsreaktionen im menschlichen Körper führt. Diese haben eine Leistungssteigerung zur Folge. In diversen Ausdauersportarten kommt das Training zur Anwendung. Lesen Sie über die Funktion, die Anwendungsgebiete des Trainings in der Hypoxie-Kammer, und informieren Sie sich über den Ablauf.

Von Kai Zielke

Training in der Hypoxie-Kammer: Funktion und Anwendungsgebiete

Je höher man sich auf einen Berg begibt, desto "dünner" erscheint die Luft. Das Empfinden der angestrengten Atmung ist dem geringerem Luftdruck und dem geringeren Maße an atmungsfähigem Sauerstoff geschuldet.

Diese natürliche Erscheinung führt zu Mangelerscheinungen im menschlichen Körper. Damit die Körperzellen dennoch weiterarbeiten können, muss der Organismus sich anpassen.

Respekive weist das Gehirn den Organismus zur vermehrten Atmung und zur erhöhten Produktion roter Blutkörperchen an. Damit wird ein größerer Sauerstofftransport erreicht, der die Stoffwechseltätigkeit beeinflusst. Diese Anpassungserscheinungen haben eine Leistungssteigerung zur Folge.

Das Höhentraining wird in diversen Ausdauer-Sportarten genutzt. Besonders bekannt ist es aus dem Radsport.

Es bereitet die Fahrer auf Wettkämpfe, insbesondere auf Bergetappen, vor. Es geht beim Höhentraining also weniger um den Muskelaufbau, denn dieser könnte auch in tieferen Lagen durch entsprechendes Training erreicht werden.

Eher geht es darum, bestimmte Anpassungsreaktionen der Körperzellen hervorzurufen. Das Hypoxie-Training ist nicht neu. Es wurde bereits in den 70er Jahren in verschiedenen Ländern durchgeführt.

Trainingsablauf

Inzwischen muss sich für das Hypoxie-Training niemand mehr ins Gebirge begeben. Die dort vorherrschenden Druckverhältnisse lassen sich ebenso in einer Hypoxie-Kammer simulieren. Da die Anpassungsreaktionen des Körpers nicht innerhalb weniger Stunden vonstatten gehen können, ist ein mehrtägiges Training vorgesehen.

In der ersten Phase der Umstellung kommt es zur vermehrten Atmung um etwa 65 Prozent. In den nächsten Tagen steigt diese weiter an, bis etwa das Siebenfache des Normalwertes erreicht wird.

Aufgrund der erhöhten Produktion von roten Blutkörperchen erweitern sich die Gefäße und das Lungenvolumen erhöht sich. Durch den veränderten Fettstoffwechsel wird mehr Energie freigesetzt.

Man kann beim Hypoxie-Training körperliche Aktivität oder auch passive Hypoxieexpositionen einsetzen. Ziel ist,

  • einen Akklimatisationseffekt
  • eine verbesserung der Gefäßtonusregulation
  • eine Verbesserung der Stoffwechselaktivität und
  • eine Verbesserung der Sauerstofftransportaktivität

zu verbessern.

Das Training in der Kammer hat gegenüber dem Training unter normalen Luftverhältnissen einen entscheidenden Vorteil: Würde man der unter Normalbedingungen herrschenden Luft zusätzlichen Sauerstoff beigeben, käme es zu einer vermehrten Laktatproduktion beim Sportler. Sie würde zu einer Übersäuerung der Muskulatur führen, welche die Energiebereitstellung stoppen könnte.

In der Hypoxie-Kammer kommt es nicht zu einem solchen Effekt. Die Zellanpassung des Gewebes führt zu einer größeren Kapillarität, so dass die Energie direkt in die Muskelzellen transportiert werden kann.

Trainingsvoraussetzungen

Wer in der Hypoxie-Kammer trainiert, muss körperlich fit sein. Außerdem sollte er auf eine ausgewogene Ernährung achten. Insbesondere sollten dem Körper alle Mineralien und Vitamine zur Verfügung gestellt werden.

Der Bedarf an Eisen ist beim Hypoxie-Training besonders hoch. Wichtig ist auch eine hohe Flüssigkeitszufuhr, weil die veränderten Luftverhältnisse die Schleimhäute schneller austrocknen.

Während des Wettkampfs ist das Hypoxie-Training tabu. Dass das Training unter fachlicher Aufsicht und nach einem strengen Trainingsplan erfolgt, dürfte selbstverständlich sein.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es Kritiker des Hypoxie-Trainings gibt. Sie gehen davon aus, dass die erzielte Leistungssteigerung nur einem Placebo-Effekt geschuldet ist, den der Sportler sich einredet.

Alternative: Live High - Train Low

Statt in einer Hypoxie-Kammer zu trainieren, ist es auch möglich, das so genannte LH-TL-Konzept zu nutzen. Dies steht für Live High - Train Low und bedeutet, dass die Sportler in einem längeren Zeitraum, etwa drei bis vier Wochen, in speziell hypoxisch gestalteten Häusern wohnen - mindestens 12 Stunden am Tag sollten sie unter diesen Bedingungen in den Einrichtungen verbringen.

Das Training jedoch erfolgt unter normoxischen Bedingungen. Dadurch ist es nicht nötig, die Trainingsintensität zu reduzieren.