Strongman - Merkmale, Disziplinen und Entwicklung

Beim Strongman treten Kraftsportler in unterschiedlichen Disziplinen gegeneinander an. Es geht um Kraftausdauer und Leistungsfähigkeit. Der Strongman-Sport hat sich inzwischen mit internationalen Wettkämpfen auf der ganzen Welt etabliert, obwohl es sich ursprünglich um eine Show im amerikanischen Fernsehen handelte. Die Sieger sind schon längst nicht mehr nur Amerikaner. Lesen Sie über die Disziplinen und Entwicklung des Strongmans.

Von Kai Zielke

Strongman - Generelle Merkmale

Bodybuilding, Kraftsport, Powerlifting - immer mehr Begriffe bezeichnen die Sparten im Sport, bei denen auf die Steigerung der Muskelkraft hingearbeitet wird. Wer sich hier auskennt, dem ist auch der Begriff des Strongman Sports nicht fremd.

Als Strongman bezeichnet man heute Kraftsportler, die in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten. Ziel ist, sich in seiner körperlichen Stärke zu beweisen.

Dieser entwickelte sich aus den Kraftsportarten und findet seine Wurzeln in sämtlichen sportlichen Wettbewerben der Geschichte, in denen Athleten sich hinsichtlich ihrer Muskelkraft messen, wie Gladiatorenkämpfe oder die bekannten Highland Games. Das Besondere beim Strongman sind die Gegenstände, die durch die Nutzung unterschiedlicher Muskelgruppen der Teilnehmer

  • gezogen
  • geschoben
  • gestemmt
  • gehalten oder
  • auf eine andere Art und Weise bewegt werden.

Neben der Muskelkraft spielen also auch Ausdauer und Geschicklichkei eine Rolle.

Oranisation

Der Dachverband des deutschen Strongman ist die GFSA, die German Federation of Strength Athletes. Sie besteht seit Januar 2001 und untersteht dem internationalen Verband der IFSA. Die in Deutschland ausgerichteten Wettbewerbe werden in zwei Kategorien unterteilt:

  • den Newcomer-Cup sowie
  • den Deutschland-Cup.

In die erste fallen jene Teilnehmer, die keine oder nur sehr wenig Wettkampferfahrung haben und noch nicht am Deutschland-Cup teilgenommen haben. Es gibt eine Subunterteilung in unterschiedliche Gewichtsklassen der Teilnehmer. Ob ein Startgeld erhoben wird, hängt vom Veranstalter ab.

Beim Deutschlandcup dagegen ist ein Startgeld festgelegt, ebenso die Unterteilung in verschiedene Gewichtsklassen. Wer sich für diesen Wettbewerb anmelden möchte, muss zuvor bereits an einem anderen Strongman-Wettkampf teilgenommen haben und der GFSA als Mitglied beigetreten sein. Der Sieger nimmt automatisch als Vertreter Deutschlands an der Weltmeisterschaft des "strongest man" teil.

Kraftsportler mit nacktem Oberkörper hält eine Kurzhantel mit seinem linken, extrem muskulösen Arm
Kraftsportler mit nacktem Oberkörper hält eine Kurzhantel mit seinem linken, extrem muskulösen Arm

Disziplinen im Strongman

Mittlerweile existiert eine Unmenge von Disziplinen (teilweise mit englischen Bezeichnungen), die gerade durch die für einen Sportwettbewerb ungewöhnlichen Gegenstände die Aufmerksamkeit und Begeisterung der Zuschauer wecken.

  • So werden beladene Autos wie eine Schubkarre über eine bestimmte Strecke geschoben,
  • LKWs werden mit Hilfe eines Seils gezogen oder große Steine werden getragen.
  • Dazu kommen unterhaltende Kraftdemonstrationen wie das Zerreißen von Telefonbüchern, welche die Beliebtheit des Strongman Sports noch steigern.

Bavarian Stone Lift, Car Flip, Carry and Drag

  • Beim Bavarian Stone Lift wird ein Gewicht nach oben gezogen, das sich in einem Podest befindet.

  • Beim Car Flip muss der Sportler ein Fahrzeug mittels einer Griffstange zum seitlichen Überschlagen bringen.

  • Im Carry and Drag bestehen die Gewichte aus unterschiedlichen Gegenständen, beispielsweise aus mit Gewichten bestückten Langhanteln. Sie sind über eine vorgegebene Distanz zu tragen.

Carwalk, Conan Wheel und Deadlift

  • Mit Hilfe eines Schulterriemens trägt der Sportler beim Carwalk eine Fahrzeugkarosse über eine bestimmte Strecke.

  • Beim Conan Wheel befördert der Sportler ein an einer Stange befestigtes Gewicht. Diese ist einseitig fixiert und drehbar.

  • Die Disziplin Deadlift ist mit dem Kreuzheben vergleichbar. Der Sportler muss eine Langhantel oder das Heck eines Fahrzeugs heben, welches über Haltegriffe verfügt.

Duckwalk, Farmer's Walk und Fingal Fingers

  • Beim Duckwalk ist ein Gewicht über eine bestimmte Strecke zu transportieren, das beidhändig knapp vom Boden abgehoben wird.

  • Die Gewichte in der Disziplin Farmer’s Walk sind kofferförmig. Auch hier kommt es darauf an, welcher Sportler am schnellsten eine vorgegebene Strecke zurücklegt.

  • Fingal Fingers verlangt, dass der Sportler lange, schwere Masten oder Rohre aufrichtet und wieder umwirft. Ein Rohrende ist fixiert.

Front Hold, Hand over Hand und Hercules Hold

  • Front Hold bedeutet, ein Gewicht so lange wie möglich an ausgestreckten Armen auf Schulterhöhe vor dem Körper zu halten.

  • Hand over Hand erinnert an das Tauziehen. Statt gegnerischer Mannschaft gibt es ein Gewicht, das über eine vorgegebene Strecke zu ziehen ist. Meist ist das ein Lastkraftwagen.

  • Beim Hercules Hold steht der Sportler zwischen zwei Fahrzeugen, die auf einer Rampe positioniert sind. Die angebrachten Seilgriffe müssen so lange wie möglich gehalten werden.

Log Lift, Powerstairs und Side Hold

  • Das Log Lift ist das Gewichtheben eines Baumstammes.

  • Beim Powerstairs bewegt der Sportler drei unterschiedliche Gewichte eine Treppe hinauf.

  • Beim Side Hold werden zwei Gewichte in Abwandlung zum Front Hold seitlich vom Körper gehalten. Fünf Steinkugeln müssen beim Stones of strength auf einem Podest abgelegt werden.

Truck Pull, Wheel Barrow und Wheel Flip

  • Wie ein Treidler zieht der Sportler beim Truck Pull einen Lastkraftwagen über eine vorgegebene Distanz.

  • In Abwandlung wird beim Wheel Barrow ein Fahrzeug wie eine Schubkarre geschoben.

  • Beim Wheel Flip ist ein Radladerreifen aufzustellen und umzustoßen.

  • Zwei an einem Stahlrahmen befestigte Gewichte werden beim Yoke Race getragen.

Stones of strength und Yoke Race

Beim Stones of strength werden fünf Steinkugeln, die zwischen 100 und 200 Kilogramm wiegen, auf ein Podest abgelegt; mit der leichtesten Kugel wird begonnen. Bei einigen Wettbewerben nimmt die Podesthöhe mit Zunahme des Kugelgewichts ab. Gewinner ist, wer die meisten Kugeln auf das Podest gelegen hat.

Beim Yoke Race muss ein Stahlrahmen über eine bestimmte Strecke getragen werden. Auf jeder Seite des Rahmens befindet sich dabei ein Gewicht. Gewinner ist der schnellste Athlet.

Die Geschichte des Strongman

"The World's Strongest Men" hieß das Motto der Sendung, die 1977 das erste Mal von der CBS ausgestrahlt wurde. Entstanden ist das Konzept aus der Idee, Kraftsportler in mehreren Disziplinen gegeneinander antreten zu lassen. Dabei sollten diese so viele Muskelgruppen wie möglich beanspruchen. Und so kam es nach und nach zur Entwicklung von 20 Wettkampfsdisziplinen.

Extrem muskulöser Mann in blauer Hose steht im Kraftraum und macht Kurzhanteltraining
Extrem muskulöser Mann in blauer Hose steht im Kraftraum und macht Kurzhanteltraining

Ausgetragen wurden die ersten Wettkämpfe in amerikanischen Freizeitparks. Die Teilnehmer waren echte Muskelpakete:

  • Gewichtheber
  • Bodybuilder oder
  • Wrestler

beispielsweise. Der Name Bill Kazmaier war spätestens nach dessen drittem Sieg in aller Munde.

Nahaufnahme zwei Männer beim Wrestling Kampf
Nahaufnahme zwei Männer beim Wrestling Kampf

Trans World International und "The World's Strongest Man"

Natürlich ging es um Geld. Natürlich ging es um Vermarktung.

Und wer hätte einen Sportwettbewerb besser vermarkten können, als eine Sportmarketingfirma? Also verkaufte die Fernsehkette CBS 1982 sämtliche Rechte an Trans World International.

Diese wählte ab sofort die Teilnehmer aus, schloss die Verträge, kümmerte sich um alle organisatorischen Dinge. Dazu zählte auch, einen anderen Fernsehsender zu finden.

Man ging zur Konkurrenz, zu ABC. Dort wurde der Name der Sendung auf "The World's Strongest Man" umbenannt, schließlich ging es um einen einzigen Gewinner.

Auch wurde dieser Wettbewerb nun im Ausland ausgetragen, was ihn noch populärer machte. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft. In der Folge gingen immer mehr internationale Teilnehmer an den Start, 1983 gewann erstmals ein Brite.

Weitere Entwicklung

Da die Anzahl der Wettbewerbe stieg, musste auch die Vielfalt der Wettbewerbsdisziplinen steigen, um Zuschauer und Teilnehmer bei Laune zu halten. Bereits in den 90er Jahren gab es Athleten, die sich dem Strongman-Sport gänzlich verschrieben hatten. Sie trainierten nur noch für diese Wettbewerbe.

Mitausrichter des Wettkampfes "The World's Strongest Man" wurde die International Federation of Strength Athletes. Hierbei handelte es sich um den Dachverband, der 1995 gegründet wurde.

Zunächst wurden die Wettbewerbe vorwiegend von nordeuropäischen Teilnehmern gewonnen. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts sorgten osteuropäische Athleten durch ihre Erfolge immer mehr für Schlagzeilen.

In dieser Zeit entstand die Idee, verschiedene Strongman-Wettbewerbe zusammenzuführen, doch nach Umwandlung des Dachverbandes kam es zu einer Spaltung und gegenseitig konkurrierenden Wettbewerben.

Die populärsten Strongman-Wettbewerbe

Die Spaltung und Neugründung des Dachverbandes IFSA Strongman Limited führte 2004 zu einem harten Konkurrenzkampf der Wettkampfausrichter untereinander. Hieraus ergab sich eine Neuorientierung bei den Wettkämpfen.

Ein Sprichwort sagt: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Der in diesem Fall der Zuschauer wäre.

Doch meist ist es so, dass das Interesse an einem Streit nicht lange anhält. Und so kam es durch die Spaltung des Dachverbandes und die damit verbundenen konkurrierenden Wettkämpfe zu einem Imageverlust.

Die Zahlen sanken auf Seiten der Zuschauer ebenso wie auf Seiten der Wettkampfteilnehmer. Grund hierfür war die Rivalität der Veranstalter untereinander, durch welche die Weltelite nicht mehr an allen Wettkämpfen teilnehmen konnte. Demzufolge sank die Konkurrenz unter den Athleten.

"WSM Super Series World Champion"

Während die IFSA eine offizielle Weltmeisterschaft, die so genannte "IFSA Strongman World Championship" verkündete, gab es beim Rechteinhaber der Strongman Super Series einen Zusammenschluss mit dem WSM-Organisator Trans World International. Hieraus resultierte die neue Bezeichnung "WSM Super Series". Der Sieger dieser Wettkampfserie durfte sich "WSM Super Series World Champion" nennen.

Und so werden seit 2008 zwei Qualifikationsturniere durchgeführt: das der IFSA und das der WSM. Auf beiden Veranstaltungen treten nationale sowie internationale Wettkämpfer an, die in eigenen Verbänden organisiert sind.

"World Strongman Cup"

Da längst nicht mehr nur amerikanische Athleten brillierten, kümmerten sich auch internationale Organisationen um den Bekanntheitsgrad globaler Turniere. Die österreichische W.S.M.C. Federation rief den "World Strongman Cup" ins Leben, an dem auch WSM- und IFSA-Athleten teilnehmen durften. Die IFSA verweigerte diese Zusammenarbeit, was zu einer strikten Trennung der Wettkämpfe führte.

"Arnold Strongman Classic"

Seinem Namen Ehre hingegen macht immer noch die "Arnold Strongman Classic"-Veranstaltung, bei der Athleten beider Konkurrenten teilnehmen dürfen. Hierbei handelt es sich um einen Wettbewerb, der seit 2002 während des Arnold Sports Festivals ausgetragen wird.

Das Zusammentreffen aller Konkurrenten macht dieses Turnier besonders interessant. Im Vergleich behielten die Athleten der IFSA die Oberhand. Der Litauer Zydrunas Savickas gewann 6 Mal den Titel in Folge, während der WSM-Athlet Mariusz Pudzianowski lediglich einen dritten Platz im Jahr 2006 errang.

Doch immer noch geht es um spektakuläre Wettbewerbe, die den Zuschauern in Erinnerung bleiben. Sei es das seinerzeit eindrucksvolle Telefonbuchzerreißen, das Tragen von Fahrzeugkarossen oder das Aufrichten von Baumstämmen.