Geschichte, Richtlinien und Zeitregelung der Sportart Handball

Beim Handball handelt es sich um eine beliebte Ballsportart. Es treten zwei Mannschaften mit je sechs Spielern (und je einem Torwart) gegeneinander an. Ziel ist, einen Ball in das gegnerische Tor zu werfen bzw. damit möglichst viele Tore zu erzielen. Informieren Sie sich über Geschichte, Richtlinien und Zeitregelung bei der Sportart Handball.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Handball: Von der Entstehung bis heute

Spiele die dem Handball ähnlich waren, wurden seit der Antike auf der ganzen Welt gespielt. Im 8. Jahrhundert v. Chr. berichtete Homer von dem Uraniaspiel der Griechen und der Arzt Claudius Galenus (130-200 n. Chr.) erwähnte das Ballspiel Harpaston der Römer.

Die Vorformen des Handballspiels, Treibballspiele wie Grenzball oder Raffball, bildeten sich aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Danach folgten Spiele auf Körbe oder gegen Netze, wie der Deutsche Netzball, Korbball und Turmball, sowie Spiele auf Tore ohne Ballführung.

1917: Die Geburt des Handball und seine Erfolgsgeschichte

  • Am 29. Oktober des Jahres 1917 wurden die ersten Regeln von dem Deutschen Max Heiser für ein Mannschaftsspiel für Mädchen (Deutsches Handballspiel für Frauen) auf Tore mit Ballführung festgelegt. Es war erlaubt mit dem Ball drei Schritte zu laufen oder ihn drei Sekunden zu halten. Den oft benachteiligten Mädchen sollte die Möglichkeit gegeben werden sich im Spiel auszutoben.
  • Zwei Jahre später, im Jahr 1919, änderte der Berliner Sportlehrer Carl Schelenz die Regeln der Frauen für die männlichen Mannschaften. Es bildeten sich viele Mannschaften die Interesse an Vergleichswettkämpfen hatten.
  • Im Jahr 1921 wurde schließlich die erste Deutsche Meisterschaft ausgetragen und 1925 fand das erste Großfeldländerspiel (es wurde auf Fußballplätzen gespielt) zwischen den Teams Deutschlands und Österreichs statt.
  • 1926 ernannte die Internationale Amateur Athletik Federation in Den Haag eine Kommission zur Schaffung eines offiziellen Regelwerks für den internationalen Spielverkehr im Handball.
  • 1928 wurde in Amsterdam die Internationale Amateur Handball Federation (IAHF) gegründet.
  • Das erste Länderspiel in der Halle bestritten 1935 Dänemarks Männer gegen die Schweden, zu dieser Zeit dominierte aber noch der Feldhandball.
  • Im Jahr 1936 war der Feldhandball in Berlin zum ersten Mal olympische Disziplin und bis zu 100.000 Zuschauer verfolgten die olympischen Handballspiele in Berlin.

Aus Feldhandball wird ein Hallensport

Der Feldhandball breitete sich rasant aus, nur im Norden Europas verlief diese Entwicklung schleppend, da die dortigen klimatischen Bedingungen Handballspiele auf dem Großfeld nur für eine kurze Zeit zuließen. Die Handballspiele wurden dort in Sporthallen verlegt und das Spielfeld musste verkleinert, angepasst und verändert werden. Durch die Verkleinerung des Spielfeldes wurden die Spielszenen beim Hallenhandball abwechslungsreicher, trickreicher und raffinierter.

  • Die ersten Weltmeisterschaften sowohl im Feld- als auch im Hallenhandball wurden 1938 ausgetragen.
  • Am 12. Juli 1946 entstand in Kopenhagen die Internationale Handball Federation (IHF) und am 1. Oktober 1949 wurde der Deutsche Handball Bund (DHB) gegründet.
  • Lange Zeit wurde der Feld- und Hallenhandball gleichwertig behandelt, doch im Laufe der Zeit zeigte die Entwicklung immer mehr zum Hallenhandball.
  • 1966 fand die letzte Weltmeisterschaft im Feldhandball statt und 1975 wurde der letzte Deutsche Meister im Feldhandball ermittelt.
  • Nach dem 2. Weltkrieg gehörte der Handball für einige Jahrzehnte nicht mehr zum olympischen Programm.
  • Erst zu den olympischen Spielen 1972 in München wurde der Hallenhandball der Männer wieder als olympische Disziplin aufgenommen.
  • Die Damen dürfen seit den Spielen von 1976 in Montreal teilnehmen.
Handbälle liegen im Tor
Handball ist heute eine reine Hallensportart

Die Spielfeldmarkierungen beim Handball

Jeder Spieler muss die Linien beachten, die das Spielfeld markieren. So findet sich ein Anwurfkreis an der Mittellinie des Handballfelds, von der das Spiel begonnen wird und nach jedem Tor ein Anwurf Durch das Team erfolgt, welches den Treffer kassieren musste.

Bei der letzten Markierung vor dem Tor handelt es sich um den so genannten Torraum. Dieser darf von einem Feldspieler nicht betreten werden. Ein Übertreten der Linie wird entsprechend geahndet. Es ist jedoch gestattet, den Torraum mit dem Ball zu überspielen. So kann ein Spieler einem Mannschaftskollegen quer über den Torraum einen Ball zuwerfen, oder aber direkt zu einem Wurf aufs Tor ansetzen.

Vor dem Torraum befindet sich eine Linie zur Markierung von genau sieben Metern Entfernung zur Torlinie. Von dieser aus darf ein Schütze einen direkten Strafwurf ausführen, ähnlich wie dem Elfmeter beim Fußball.

Dahinter befindet sich ein weiterer, gestrichelter Halbkreis, der neun Meter von der Torlinie entfernt ist. Wurde ein Spieler regelwidrig in seinem Angriff gestoppt, kann von dieser Linie ein Freiwurf ausgeführt werden. Die Abwehr muss sich bei dessen Anpfiff mit den Hacken am Torraum befinden, sodass es meistens zu einem indirekt ausgeführten Wurf des Angreifers über die blockenden Abwehrspieler kommt.

Die Handball-Regeln in Kürze

Handball zählt zu den Mannschaftssportarten und ist wie alle Sportarten mit einem umfangreichen Regelwerk versehen, dessen Einhaltung von Schiedsrichtern überwacht wird. Die wesentlichen Punkte und Regeln sind für den Laien schnell zusammen gefasst.

Spieler und Regularien der Einwechslung

Beide Mannschaften bestehen aus je sechs aktiven Spielern, den Feldspielern, und einem Torwart. Während des Spielverlaufs geht es darum, eine möglichst hohe Anzahl an Toren zu werfen. Dafür stehen in einem regulären Spiel im Seniorenbereich zwei Halbzeiten zu je 30 Minuten zur Verfügung.

Der Spielverlauf beim Handball ist sehr schnell und körperbetont, die Aktionsfläche dafür jedoch relativ begrenzt. Dies bedingt ein sehr hohes Toraufkommen pro Spiel.

Die Einwechslung kann beim Handball fliegend und ohne Spielunterbrechung erfolgen. So kommen auch die Reservespieler einer Mannschaft in einem Wettbewerb zum Einsatz. Durch das häufige Einwechseln werden die Kräfte der Spieler geschont. Zugleich kann auf diese Weise der Spielverlauf taktisch beeinflusst werden, indem man je nach Bedarf angriffs- oder abwehrstarke Spieler einwechselt (sog. Expertenwechsel).

Eine Einwechslung darf nur im Ballbesitz der Mannschaft und über die speziellen Wechsllinien erfolgen.

Der Torwart will jeweils möglichst wenig Tore kassieren
Der Torwart will jeweils möglichst wenig Tore kassieren

Schritte und Dribbling

Während Ballkontakt besteht, wird unterschieden zwischen:

  • Fangen,
  • Werfen und
  • Dribbeln.

Hat ein Spieler den Ball gefangen, so darf er maximal drei Schritte unternehmen, bevor er ihn wieder abspielt. Macht er mit dem Ball mehr als drei Schritte, so wird der Ball der gegnerischen Mannschaft zugesprochen. Ebenfalls darf der Spieler den Ball nur maximal drei Sekunden lang festhalten.

Die Haltedauer des Balls kann durch Dribbeln verlängert werden. So muss der Spieler nach den genannten drei Schritten den Ball dribbeln, und kann danach weitere drei Schritte mit ihm unternehmen. Auf die Einhaltung der Abwurfregelung und Abwurfzeit wird genau geachtet.

Es ist untersagt, den Ball in den eigenen Torraum zurück zu spielen. Unternimmt ein Spieler dies mit Absicht, so wird der gegnerischen Mannschaft ein Freiwurf gewährt. Hingegen ist es erlaubt, den Ball über den eigenen Torraum hinweg einem Spieler der eigenen Mannschaft zuzuspielen, der sich ebenfalls außerhalb des Torraums aufhält.

Hart aber nicht unfair

Handball gilt als sehr körper- und kraftbetontes Spiel. Gegnerische Spieler müssen möglichst ausgebremst werden. Dazu sind bestimmte Griffe, Techniken und Berührungen gestattet, die den ballführenden Spieler in seinem Spielverlauf hemmen und stoppen.

Jedoch ist genau definiert, bis zu welchem Grad diese Eingriffe erfolgen dürfen. Werden die Grenzen überschritten, so wird die Aktion des gegnerischen Spielers als Foul bewertet und entsprechend bestraft.

Die Wurftechniken beim Handball

Ein wesentlicher Bestandteil des Handballspiels ist das Werfen. Wie und wie lange der Ball gehalten, transportiert und abgespielt werden darf, ist durch ein Regelwerk genau definiert. Diese Regelungen sind notwendig, damit auf der relativ kleinen Spielfläche ein attraktiver Spielverlauf mit gleichen Chancen für beide Mannschaften entstehen kann.

Die Wurftechniken beim Handball sind ebenfalls sehr komplex. Im Wesentlichen gibt es 3 zu unterscheidende Wurftechniken:

  1. Beim Schlag-, Stemm- oder Kernwurf wirft der im Ballbesitz befindliche Spieler aus dem Stand. In dem Moment, in dem der Ball die Hand verlässt, hat mindestens ein Fuß noch Bodenkontakt.

  2. Beim Sprungwurf wird der Ball aus dem Absprung heraus abgeworfen.

  3. Beim Fallwurf wird der Ball aus einer fallenden Position heraus geworfem. Dies kann frontal oder aus einer Körperdrehung heraus geschehen.

Die Wurftechniken sind entscheidend für den weiteren Spielverlauf eines Handballspiels, denn je nach angewendeter Wurftechnik nimmt der Ball eine bestimmte Flugbahn auf, die sich taktisch auswirkt.

Die Zeitregelung beim Handball

Das Regelwerk beim Handball umfasst auch einige Positionen, in denen Spielzeiten und andere Zeitabschnitte definiert werden. Dadurch unterscheidet sich Handball von anderen Ballsport- und Mannschaftssportarten, bei denen Zeitregelungen zwar auch bekannt sind, aber nicht in so ausführlichem Maße.

Spielzeit und Verlängerung

Ein reguläres Handballspiel besteht aus zwei Halbzeiten zu je 30 Minuten, die von einer Pause von 10 Minuten unterbrochen werden. Im Kinder- und Jugendbereich sind die Spielzeiten verkürzt und betragen 2x20 bzw. 2x25 Minuten. Bei voll besetzten Turnieren im Nachwuchsbereich werden zum Teil aus organisatorischen Gründen noch kürzere Spielzeiten implementiert.

Eine Verlängerung wie beim Fußballspiel findet im Handball nur bei denjenigen Spielen statt, bei denen es um sehr wichtige Entscheidungen geht, also beispielsweise bei hochrangigen Turnieren oder beim DHB-Pokal. Die Verlängerung beträgt 2x5 Minuten, die Pause dazwischen beträgt eine Minute. Sollte das Spiel dann immer noch unentschieden stehen, so wird der Sieger im 7-Meter-Werfen ermittelt.

Timeout und Unterbrechung

Jede Mannschaft kann pro Spielzeit ein Timeout von einer Minute nehmen
Jede Mannschaft kann pro Spielzeit ein Timeout von einer Minute nehmen

Eine Spielunterbrechung - auch Timeout genannt - kann vom Schiedsrichter jeder Zeit verhängt werden. Der Schiedsrichter ist jedoch angehalten, den Spielfluss möglichst wenig durch Timeouts zu unterbrechen.

Auch jede Mannschaft kann pro gespielter Halbzeit ein Timeout von einer Minute beantragen. Für die Beantragung des Timeouts muss die jeweilige Mannschaft im Ballbesitz sein. So wird verhindert, dass der Spielfluss der gegnerischen Mannschaft taktisch unterbrochen wird.

Das Timeout wird vom Trainer durch das Zeigen einer grünen Karte beim Zeitnehmer beantragt und wird durch ein akustisches Signal gewährt. Die beantragende Mannschaft kann sich kurz besprechen, dann wird das Spiel fortgesetzt. In manchen Spielen mit niedriger Bedeutung ist das Timeout der Mannschaften aber auch nicht Bestandteil des Spiels.

Die 2-Minuten-Zeitstrafe

Zeitstrafen werden grundsätzlich immer für einen Zeitraum von zwei Minuten verhängt. Dabei gibt es verschiedene Staffelungen:

  • Die ersten 2-Minuten-Zeitstrafe, bei der ein Spieler das Feld kurzzeitig verlassen muss, wird erst nach vorangegangenen Verwarnungen verhängt. Sitzt der Spieler die Strafe protestlos ab, kann er danach wieder am Spiel teil nehmen.

  • Stört der momentan gesperrte Spieler den Spielverlauf durch laute Meinungsäußerungen oder sonstiges nicht angebrachtes Verhalten, so kann seine Zeitstrafe vom Schiedsrichter um weitere zwei Minuten verlängert werden.

  • Ist das Verhalten des Spielers jedoch extrem unprofessionell, zum Beispiel indem er den Schiedsrichter oder die Gegner beleidigt, so kann auf die Zeitstrafe auch eine unmittelbare Disqualifikation folgen.

Sammelt ein Spieler innerhalb einer Partie drei 2-Minuten-Zeitstrafen, so sieht er die Rote Karte und muss das Spielfeld umgehend verlassen. Das Team darf diesen Spieler nach 2 Minuten ersetzen und muss nicht in Unterzahl zu ende spielen.

Auch Gelbe Karten gibt es im Handball, die jedoch eher verwarnenden Charakter haben.

  • Berndt Barth und Maik Nowak Handball - Modernes Nachwuchstraining: Altersgerchtes Training, Trainingsziele, Selbstständigkeit verbessern, Meyer & Meyer Verlag, 2008, ISBN 3898994082
  • Hans-Dieter Trosse Handball Praxis. Programme, Übungen, Lernhilfen, Rowohlt Tb., 1990, ISBN 3499186306
  • Dino Reisner und Eberhard Spaeth Handball verständlich gemacht: Regeln, Spielpraxis, Stars und Teams, Copress, 2007, ISBN 3767909316
  • Werner Grage Handballtraining. Trainieren - Spielen - Gewinnen, Meyer & Meyer Verlag, 2008, ISBN 3891248342
  • Katrin Barth und Maik Nowak Ich lerne Handball, Meyer & Meyer Verlag, 2007, ISBN 3898993507
  • Katrin Barth, Maik Nowak und Berndt Barth Ich trainiere Handball, Meyer & Meyer Verlag, 2007, ISBN 3898993086
  • Oliver Treptow Lexikon der Handballer, Komet, 2006, ISBN 3898366057
  • Christoph Kolodziej Richtig Handball, Blv Buchverlag, 2007, ISBN 3835403028
  • Armin Emrich Spielend Handball lernen in Schule und Verein, Limpert, 2007, ISBN 3785317506

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