Kletterwände - Merkmale, Arten und Qualitätskriterien

Keine Kletterwand ist wie die andere. Denn jeder Betreiber einer Kletterhalle oder Besitzer einer Kletterwand kann diese nach seinen eigenen Vorstellungen ausrichten. Trotz der individuellen Gestaltung der Kletterwand gibt es jedoch Normen und Vorschriften, die vor allem beim gewerblichen Betrieb eingehalten werden müssen, und an denen sich sowohl Betreiber als auch Besucher zu ihrer eigenen Sicherheit orientieren können. Lesen Sie über die Merkmale und Arten von Kletterwänden.

Von Kathrin Schramm

Kletterwände - Generelle Merkmale

Bei einer Kletterwand handelt es sich um eine Konstruktion, bei der man einen natürlichen Fels nachgebaut hat. Sie dient dem Klettern und bietet dementsprechend unterschiedliche Griffe und Trittmulden, sodass sich der Kletterer entsprechend daran entlangarbeiten kann.

Meistens sind solche Wände aus Holz gebaut; die Oberfläche besteht in diesem Fall aus Multiplex-Platten. Für mehr Reibung sorgt eine sandhaltige Beschichtung. Ebenfalls möglich ist die Anwendung von Glasfaserkunststoffen sowie Spritzbeton.

Kletterwände sind in der Regel Bestandteile von Kletterhallen. Sie können sich (dabei) aber auch im Außenbereich befinden und weisen in diesem Fall ein witterungsbeständiges Material auf.

DIN-Norm EN 12572

  • Griffanbringung
  • Materialbeschaffenheit
  • Routenausrichtung
  • Sicherungsmechanismen

Die Griffe an der Kletterwand haben unterschiedliche Farben und stehen demnach für verschiedene Schwierigkeitsstufen. Die Griffe sind mithilfe von Schrauben befestigt; typisches Merkmal ist die Möglichkeit, sie stets neu zu kombinieren.

Wer ambitioniert klettert und in den eigenen vier Wänden die räumlichen Möglichkeiten hat, kann sich auch zuhause eine Kletterwand aufbauen. Detailliertere Informationen und Tipps geben wir hier.

Frau an Kletterwand
Frau an Kletterwand

Unterschiedliche Ausführungen

Kletterwände lassen sich in unterschiedliche Arten einteilen.

Mit oder ohne Sicherung

Sicherung am Seil mit Karabiner
Sicherung am Seil mit Karabiner

Im Wesentlichen unterscheidet man hier Kletterwände mit notwendiger Sicherung und solche ohne notwendige Sicherung. Wer ungesichert klettern möchte, oder seinen Kunden ein ungesichertes Klettervergnügen bieten will, der muss sich an der so genannten Absprunghöhe orientieren. Diese wird in der Regel mit drei Metern angegeben. Dies bedeutet, dass ein Kletterer aus einer Höhe von drei Metern noch abspringen kann, ohne größere Verletzungen zu riskieren.

Dieser Richtwert ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten, denn ein Sturz oder Absprung aus drei Metern oder auch einer geringereren Höhe kann in der Praxis tatsächlich schon zu schweren Verletzungen und Knochenbrüchen führen. Lediglich erfahrene Kletterer beherrschen Absprungtechniken, die ihnen einen gezielten Absprung - nicht aber unbedingt einen Sturz - aus drei Metern Höhe ermöglichen.

In Deutschland unterliegen Kletterwände und andere Kletteranlagen der DIN-Norm EN 12572. Sie regelt

  • die Anbringung der Griffe
  • die Beschaffenheit des Materials
  • die Höhe und die Ausrichtung der Routen sowie
  • die Sicherungsmechanismen und -vorkehrungen.
Arten der Sicherung

Zur Personensicherung stehen dem Kletterer im wesentlichen zwei Techniken zur Verfügung:

  • In der so genannten Top Rope Sicherung ist das Seil am oberen Ende des Aufstiegspunkts gesichert, und wird dort mit zunehmendem Anstieg aufgerollt, um die notwendige Spannung zu halten. Im Bedarfsfall kann der Kletterer von seinem Partner dann einfach nach oben gezogen, oder aber kontrolliert nach unten abgeseilt werden.

  • An anderen Kletterwänden wird die so genannte Vorstiegstechnik praktiziert. Das bedeutet, der Kletterer wird vom Boden aus von seinem Partner gesichert. Bei jedem Aufstieg zur nächsten Stufe und zum nächsten Sicherungspunkt ist er jedoch selbst dafür verantwortlich, sich mit dem Seil am nächsthöheren Sicherungspunkt einzuklinken.

Schwierigkeitsgrad

Kletterwände unterscheiden sich meist durch den Schwierigkeitsgrad der angebotenen Routen und durch den Grad der Steilheit. Sehr schwere Routen können auch überhängend geklettert werden. Jedoch ist es denkbar, dass sich an einer einzelnen Kletterwand viele verschiedene Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade finden.

  • Frau in roter Hose beim Klettern (Bouldern) in einer Kletterhalle

    © Nejron Photo - www.fotolia.de

  • Roter und silberner Karabinerhaken an blauen Kletterseilen

    © Pixis - www.fotolia.de

  • Frau beim Bouldern an einer riesigen Kletterwand

    © industrieblick - www.fotolia.de

Besondere Art einer Kletterwand: der Kletterturm

Ein wahrer Publikumsmagnet und eine wirkliche Attraktion ist der Kletterturm. Anders als eine Kletterhalle ist er schon von Weitem sichtbar. Auch der Kletterer selbst kann vom Kletterturm aus häufig eine beeindruckende Aussicht genießen, die ihm die Kletterhalle meistens nicht bieten kann. Wodurch sich der Kletterturm sonst noch von der Kletterwand unterscheidet und welche Vor- und Nachteile er dem Kletterer bietet, das erfahren Sie hier.

Faszination Fassadenklettern
Fassade für Kletterer
Fassade für Kletterer

Schon immer hat es ambitionierte Kletterer gereizt, Gebäude zu erklettern. Dieses Wagnis ist nicht selten mit Lebensgefahr verbunden und allein deshalb in den meisten Fällen schon verboten. Dennoch hat sich eine Sub-Szene gefeierter Fassadenkletterer entwickelt, die aus dem Klettergeschehen nicht mehr weg zu denken ist.

Entstehung von Klettertürmen

Diesem Trend, sich an Gebäude zu wagen, hat die Kletterindustrie Rechnung getragen und spezielle Klettertürme entwickelt. Teilweise wurden auch bereits bestehende Türme aufgekauft und mit einigen technischen Raffinessen ausgestattet und zu Klettertürmen umgebaut. Für jeden fortgeschrittenen Kletterer ist es eine ganz besondere Herausforderung, einen solchen Turm zu bezwingen.

Publikumsmagneten

Für das Publikum sind die Türme unter anderem auch deshalb reizvoll, weil sie meist an strategisch interessanten Positionen, zum Beispiel auf Wander- oder Ausflugsrouten, zu finden sind. Häufig handelt es sich dabei um Aussichts- oder Burgtürme. So gewinnen manche Ausflugsziele auch für Schaulustige noch zusätzlich an Attraktivität.

Kletterwand auf Jahrmarkt
Kletterwand auf Jahrmarkt

Eigens für den Freizeit- und Unterhaltungssektor konzipierte und errichtete Klettertürme bieten jedoch einen ganz anderen Vorteil: Auf

können Sie von speziellen Veranstaltern gemietet werden. Sie werden aufgebaut und verfügen über eigene Traggerüste, die sie stabiler und leichter zu installieren machen als eine Kletterwand. So kann ein Kletterturm schnell der Mittelpunkt eines Dorffestes werden.

Diese Türme sind weniger hoch und so gestaltet, dass auch Kletterlaien sich unter Aufsicht und Anleitung an ihnen vergnügen können. Der Untergrund vor diesen Vergnügungstürmen ist meist mit sehr dicken Matten gepolstert. Eine Kletter- und Schutzausrüstung ist obligatorisch, wird dem Publikum aber vom Betreiber gestellt.

Klettertürme für Kinder

Ganz besonders reizvoll sind die Klettertürme auch für Kinder. Für sie wurden eigene Modelle entwickelt, bei denen die Sicherheit im Mittelpunkt steht. Sobald bestimmte Höhen überschritten werden, dürfen die Kinder nur noch unter strenger Aufsicht an den Türmen ihr Können unter Beweis stellen.

Die Kletterkirche

Weitaus spezieller ist die so genannte Kletterkirche. Die erste Kletter"halle" dieser Art wurde in Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Die Höhe der Räumlichkeiten bietet sich für das Klettern sehr gut an, sodass diese Nutzungsmöglichkeit für ehemaligen Kirchen durchaus ihren Reiz hat.

Auch die Kletterfläche kann sich in der Regel sehen lassen: im Beispiel Mönchengladbach beträgt diese 1.300 Quadratmeter. Zusätzlich, neben den unterschiedlichen Kletterwänden, gibt es häufig auch einen Boulderbereich sowie einen Außenbereich, in dem zum Beispiel Slackline angeboten wird.

Qualitätsmerkmale und die richtige Wartung einer Kletterwand

Kletterwände bieten viel Spaß und sehr gute Trainingsmöglichkeiten für große und für kleine Kletterer. Doch schnell können sie zur Gefahr werden, wenn sie nicht ordentlich gewartet und instand gehalten werden.

Deshalb ist es besonders wichtig, die Kletterwand regelmäßig zu überprüfen und zu warten. Kleinere Schäden können so entdeckt und behoben werden, bevor sie sich zur Gefahr für die Gesundheit der Benutzer ausweiten.

Qualitätskriterien

Kaum eine Kletterwand ähnelt einer anderen. Aufbau, Ausstattung, Tourenmöglichkeiten und Schwierigkeitsgrade variieren je nach Modell. Doch woran können Sie erkennen, ob Sie eine qualitativ gute Kletterwand vor sich haben oder nicht? Wir zeigen Ihnen einige Punkte, auf die Sie achten können.

Sicherheit

Das wichtigste Qualitätsmerkmal einer jeden Kletterwand ist die Sicherheit, die sie ihrem Benutzer bietet. Doch Sicherheitskriterien dürfen gar nicht erst zum Diskussionspunkt werden. Sie müssen erfüllt sein.

Sollten Sie als Benutzer an eine Kletterwand kommen, bei der Sie die Sicherheitskriterien nicht erfüllt finden, so sprechen Sie den Betreiber direkt darauf an. Wenn Ihre Beobachtungen nicht entkräftet werden können, dann meiden Sie diese Anlage.

Qualitätsmerkmale: Die Sicherheit ist das A und O in Sachen Qualität - doch auch Variabilität macht eine gute Wand aus!

Variabilität

Eine solide Kletterwand erfüllt alle Sicherheitsaspekte, muss sich aber nicht durch hohe Variabilität auszeichnen. So gibt es viele Kletterwände, auf denen nur wenige Touren vorgegeben sind. Sie können zum freien Klettern und zum Üben von Techniken auf Teilstücken genutzt werden.

Für Einsteiger sind sie gut geeignet und bieten ein ausreichendes Übungsgelände. Der fortgeschrittene Kletterer wird sich hier jedoch bald langweilen.

Bevor Sie sich also zum Beispiel für eine längere Mitgliedschaft oder eine Punktekarte für eine solche Kletterwand entscheiden, prüfen Sie, wieviele Möglichkeiten Ihnen hier tatsächlich geboten werden.

Eine gute Kletterwand zeichnet sich unter anderem auch dadurch aus, dass verschiedene Elemente variabel sind und immer wieder neu kombiniert werden. So kann zum Beispiel

  • die Neigung
  • ein Vorsprung oder
  • ein Überhang

abgebaut und an anderer Stelle installiert werden. Die Wand weist unterschiedliche Neigungsgrade und Schwierigkeitsstufen auf.

Diese sind auch für den Laien mit bloßem Auge ersichtlich. Eine Wand, die auf den Betrachter eintönig wirkt, ist dies meist für den Kletterer auch.

Mängel erkennen:

  • wackelnde Griffe
  • lockere Halterungen
  • brüchige Wand
  • rostige Stellen
  • instabiles Gerüst
  • klemmende Seile

Kletterrouten

Gute Kletterwände verfügen über viele verschiedene Tritte und Griffe. Hier kommen Modelle unterschiedlicher Größen zum Einsatz.

Meist sind die einzelnen Routen durch farblich passende Trittstücke markiert und ausgezeichnet. Diese bieten Orientierung, sind jedoch nicht zwingend vorgeschrieben.

Wer eine professionelle Kletterwand betreibt und für seine Besucher interessant halten möchte, der sollte in der Lage sein, die Wand in regelmäßigen Abständen zu modifizieren. Eine gute Kletterwand bietet diese Möglichkeit, so dass sie immer wieder neu zusammen gestellt und variiert werden kann. So bleibt das Terrain abwechslungsreich und lockt immer wieder mit neuen Herausforderungen.

Wartung

Bei der Wartung einer Kletterwand kommt es darauf an, ob es sich um ein kleineres Modell im eigenen Zuhause oder aber um eine professionelle Klettermöglichkeit handelt.

Probleme schnell beheben

Wenn Sie eine private, kleinere Kletterwand besitzen, die Sie nur privat und vielleicht mit Freunden nutzen, dann sollten Sie beim Klettern stets sensibel für mögliche kleinere oder größere Probleme sein.

Wackelt ein Griff oder Tritt, oder sitzen irgendwelche Halterungen vielleicht lockerer als zu Beginn? Ignorieren Sie diese Anzeichen nicht, sondern kümmern Sie sich darum, sie schnellst möglich zu beheben. Je nach Befestigung der Kletterelemente können Sie dies selbst mit dem Schraubenzieher oder dem entsprechenden Spezialwerkzeug selbst übernehmen.

Top Rope-Sicherung

Besitzen Sie eine Kletterwand mit einer Top Rope-Sicherung, dann sollten Sie vor allem die Befestigung der Sicherung regelmäßig prüfen. Lässt sich das Seil noch gut abrollen, oder klemmt es vielleicht? Müssen die Rollen geölt werden, und sind die Kugellager noch in einem einwandfreien Zustand?

Beachten Sie auch den Zustand des Seils. Mit der Zeit kann es an Geschmeidigkeit verlieren und kleine schadhafte Stellen bekommen. Im Zweifelsfall ist ein Austausch des Seils eine sinnvolle Investition.

Beschaffenheit der Wände

Prüfen Sie auch die Beschaffenheit der Wand selbst. Wenn es sich dabei um eine Außen- oder Naturfassade handelt, dann kann diese unter Umständen mit der Zeit und unter dem Einfluss der Witterung brüchig werden.

Durch die Bohrstellen der Klettertritte und -griffe kann Wasser ins Mauerwerk eindringen und dieses aufweichen oder ausschwemmen. Kontrollieren Sie daher diese Stellen ganz besonders auf mögliche Gefahren.

Überprüfung des Gerüsts

Befindet sich Ihre Kletterwand nicht an einer bereits vorhandenen Fassade, sondern ist sie mit einem eigenen Gerüst aufgestellt, so müssen Sie regelmäßig die Verankerung des Gerüsts am Boden oder an der Tragfläche überprüfen. Doch auch die Steck- und Schraubverbindungen des Gerüsts bergen Gefahren. Hier können sich Schrauben lockern oder auch durch Durchrosten instabil werden. Denken Sie daran, dass das Gerüst viel Gewicht tragen muss.

Professionelle Kletteranlagen

Als Betreiber einer professionellen Kletteranlage sollten Sie diese in den vorgeschriebenen Abständen vom Profi warten lassen und gegebenenfalls vom TÜV abnehmen lassen.