Ganzheitliche Kieferorthopädie: Funktion und Anwendung eines Bionators

Die ganzheitliche Zahnmedizin berücksichtigt sämtliche Aspekte von Zahnfehlstellungen. Ein Gerät, das von der ganzheitlichen Kieferorthopädie verwendet wird, ist der Bionator.

Von Jens Hirseland

Von der ganzheitlichen Kieferorthopädie werden sämtliche Aspekte von Zahnfehlstellungen miteinander in Zusammenhang gebracht. Das heißt, dass man auch Beschwerden bei der Therapie berücksichtigt, die in anderen Körperregionen auftreten wie zum Beispiel

Speziell zu diesem Zweck entwickelt wurde im Jahr 1952 der Bionator, dessen Erfinder der deutsche Zahnarzt Wilhelm Balters (1893-1973) war. Balters wollte auf diese Weise

  • Innenwelt,
  • Umwelt und
  • Mitwelt

des Patienten wieder ins Gleichgewicht bringen.

Prinzip

Die ganzheitliche Kieferorthopädie geht davon aus, dass Zahnfehlstellungen oder Fehlstellungen des Kiefers nicht nur Beschwerden am Gebiss verursachen, sondern auch an anderen Körperstellen wie der Wirbelsäule.

So wirken sich die Fehlstellungen negativ auf verschiedene Körperfunktionen aus, da eine Wechselbeziehung mit den Zahnverschiebungen besteht.

Wilhelm Balters ging bei seiner Theorie von der Existenz bestimmter Kraftfelder aus. Geraten diese Kraftfelder aus dem Gleichgewicht, hat das Beschwerden zur Folge. Mithilfe des speziellen Bionators soll die normale Balance wiederhergestellt werden.

Die Verfechter der ganzheitlichen Zahnmedizin unterscheiden zwischen vier Kräften. Dies sind

  1. die Atmung,
  2. die Lymphflüssigkeit,
  3. das Blut sowie
  4. das Grundgewebe.

Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen dem Gebiss und der Körperhaltung. Doch auch psychologische Aspekte werden von der ganzheitlichen Kieferorthopädie berücksichtigt.

Bionator

Beim Bionator handelt es sich um eine zahnspangenähnliche Platte aus Kunststoff sowie ein Drahtgestell, welches über einen Lippenbügel, einen Zungenbügel und zwei Buccinatorschlaufen für die Wangenmuskeln verfügt.

Genau wie eine lose Zahnspange trägt der Patient den Bionator im Mund und kann ihn zwischendurch herausnehmen.

Ein erheblicher Unterschied zur herkömmlichen Zahnspange besteht allerdings darin, dass der Bionator nur locker im Mund getragen wird. Druck übt das Gerät also nicht aus. So dient der Bionator als Trainingsgerät und soll die Bisslage verändern. Er lässt sich sowohl für den Oberkiefer als auch für den Unterkiefer anwenden.

Der Bionator hat die Eigenschaft, die körpereigene Muskelkraft für sich zu nutzen, ohne dass dabei große Kräfte zustande kommen. Immer, wenn der Träger des Bionators spricht oder schluckt, wendet er Muskelkraft an, die den Zahnhalteapparat sukzessiv reguliert. Auf diese Weise wird die Kiefermuskulatur gedehnt und trainiert, wodurch sich die Bisslage im Laufe der Behandlung wieder normalisiert.

Anwendungsgebiete

Eingesetzt wird der Bionator in der Regel bei Kindern und Jugendlichen. So soll das funktionskieferorthopädische Gerät bereits in der Entwicklungsphase für einen funktionalen Kiefer sorgen. Grundsätzlich entfalten funktionskieferorthopädische Geräte ihre Wirkung im Kindes- und Jugendalter am besten.

Der Bionator korrigiert in erster Linie Fehlstellungen des Kiefers und der Zähne. Doch auch zur Behandlung von Lippenfehlstellungen oder Zungenfehlstellungen eignet er sich, da er mit entsprechenden Vorrichtungen ausgestattet ist.

Anwendung

Neben dem Tragen des Bionators, ist es wichtig, dass der Patient zusätzlich regelmäßige Sprech- und Atemübungen durchführt. Auch Haltungsübungen gelten als sinnvoll. Es wird empfohlen, den Bionator mindestens 16 Stunden am Tag zu tragen, um den Behandlungserfolg zu gewährleisten.

Als sinnvolle unterstützende Maßnahme gilt mitunter das Tragen einer speziellen Kopfvorrichtung, die man als Headgear bezeichnet.

Wissenschaftlich nicht bewiesen

Die Verfechter der ganzheitlichen Zahnmedizin schreiben dem Bionator zahlreiche positive Effekte zu. So wirkt er sich günstig auf

aus, wodurch sich wiederum die Lebensqualität des Trägers erhöht. Wissenschaftlich ließ sich die Wirkung des Bionators jedoch noch nicht nachweisen, denn ein direkter Einfluss auf die unterschiedlichen Körperregionen bleibt aus. Daher sehen die Kritiker des Bionators keine positiven Effekte durch seine Anwendung.