Training mit der Gewichtsweste

Gerade bei jenen sportlichen Übungen, die unter Nutzung des eigenen Körpergewichts absolviert werden, lassen sich zumeist schnelle Fortschritte erkennen. Grund genug, mit einer am Leib getragenen Gewichtsweste ein wenig nachzuhelfen und die Last bei den Klimmzügen, Liegestützen und Kniebeugen zu erhöhen. Dieses Vorgehen erfreut sich großer Beliebtheit - besitzt aber auch Risiken. Lesen Sie über die Vorzüge von Gewichtswesten und holen Sie sich Tipps zum Training.

Von Kai Zielke

Gewichtswesten - Prinzip und Vorteile

Das Training mit Gewichten ist aus dem sportlichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Insbesondere bei solchen Übungen aber, bei denen der Athlet beide Hände einsetzt, kann eine zusätzliche Beschwerung nicht mehr kontrolliert werden.

Insofern gestaltet sich der Einsatz der Weste als sinnvoll. Sie wird wie ein Kleidungsstück am Körper getragen und kann dort auch derart fixiert werden, dass sie selbst bei anspruchsvollen Bewegungen nicht verrutscht und dem Betroffenen einen möglichst großen Komfort bietet.

Ihre einzelnen Kammern sind darüber hinaus mit gewichtsintensiven Materialien gefüllt. Meist handelt es sich dabei um Metalle oder Sand, die eine Erhöhung der zu tragenden Last bewirken. Diese wiederum steigert die Intensität des Trainings und damit die Leistungen der Muskeln.

Die neuartigen Gewichtswesten haben mit ihren sperrigen und unbequemen Modellen nichts mehr gemein. Großer Vorteil ist, dass man sie häufig in ihrem Gewicht variieren kann, sodass eine individuelle Anpassung ermöglicht wird. Auch die Anpassung an den Körper wird dank Klettverschlusssysteme auf bequeme Art und Weise realisiert; oftmals gibt es ein Innenfutter aus Neopren.

Größere Herausforderungen ermöglicht

Der nennenswerteste Vorteil solcher Westen liegt wohl darin, dass das zusätzliche Gewicht einen besonderen Reiz bei den sportlichen Übungen auslöst. Die Muskeln und der gesamte Bewegungsapparat müssen deutlich mehr Anstrengungen zeigen, um die zwischen fünf und 25 Kilogramm schweren Accessoires tragen zu können.

Daraus wiederum folgt ein ganzheitliches Training für den Körper. Beispielhaft seien die Klimmzüge genannt: Bei der Bewältigung derselben unter Nutzung der Weste profitieren nicht alleine die Arme, die Schultern und der obere Rücken.

Auch der Bauch sowie der gesamte Leib müssen in besonderem Maße angespannt werden, um das ergänzte Gewicht zu tragen. In der Regel treten somit schnelle Erfolge ein, die zudem keinen Muskel isoliert stärken, sondern für umfangreiche Kraftzuwächse sorgen.

Optimale Verteilung des Gewichts

Viele Sportler kennen das Problem: Wer während des Trainings auf eine zusätzliche Hantelscheibe zurückgreifen wollte, dafür aber keine Hand frei hatte, musste diese oft mühselig zwischen den Beinen befestigen oder sich anderweitig an den Leib hängen.

Das ging zwar mehr oder weniger gut, konnte während der Übungen aber zu einem Verrutschen der Last führen. Diese wurde nicht alleine als unbequem wahrgenommen, sondern bewirkte auch eine nicht ganz ideale Verteilung des Gewichts auf einer bestimmten Region des Körpers.

Blieb das unbemerkt, trainierte der Athlet unbewusst falsch: Meist neigte sich sein Leib zu jener Seite, die beschwert war. Gerade bei einer häufigen Anwendung konnte es zu Verletzungen oder sogar Haltungsschäden kommen. Diese Gefahr wird mit der Gewichtsweste jedoch umgangen, die sich fest an den gesamten Oberkörper schmiegt.

Für alle Sportarten denkbar

Ein weiterer Vorteil der Nutzung liegt im mühelosen Tragen der Weste. Wer ein passendes Exemplar erwirbt, wird diese nicht alleine beim Bodybuilding anlegen können. Auch beim Schwimmen führt die zusätzliche Belastung zu einer Verbesserung der eigenen Stärken. Diese müssen zudem auch nicht im Zuwachs an Muskelmassen gesehen werden.

Schwimmer erlernen damit eine rasantere Fortbewegung im Wasser. Auch auf dem Stepper lässt sich die Gewichtsweste einsetzen. Hier sollte man das Gewicht so auswählen, dass man ein 20- bis 30-minütiges Training durchhalten kann. Für den Muskelaufbau durch

  • Dips
  • Klimmzüge oder
  • Liegestütze

werden drei Sätze mit jeweils sieben bis 10 Wiederholungen empfohlen.

Nicht die beste Option

Trotz aller Vorzüge ist das Training mit solchen Westen indes umstritten. Lediglich solche Personen, die bereits über ein kräftiges Knochengerüst und gestärkte Muskeln verfügen, sollten über einen Einsatz nachdenken.

Bei Kindern, Jugendlichen, älteren sowie geschwächten Menschen können dagegen Haltungsschäden resultieren. Sinnvoll gestaltet sich daher auch die individuelle Anwendung, bei der sich erst im Laufe der Zeit die zusätzliche Belastung steigert und diese dem allgemeinen Kraftzuwachs des Körpers folgt.

Wer dagegen spontan ein Mehrgewicht von zehn oder mehr Kilogramm einsetzt, riskiert akute und chronische Verletzungen. Diese machen im Regelfall nicht alleine die bisherigen Trainingsergebnisse durch eine längere Pause des Betroffenen zunichte, sondern können sogar in medizinischen Eingriffen und Kuren münden, um manchen Defekt im Bewegungsapparat zu beseitigen.

Zweifelhafter Nutzen

Aber selbst bei geübten Sportlern ist fraglich, inwieweit eine solche Gewichtsweste überhaupt zum Erfolg beitragen kann. Denn hier gilt die Grundregel eines jeden Trainings: Besser, der Athlet führt wenige saubere Wiederholungen durch, als dass er krampfhaft auf die Belastung achtet, dabei aber fehlerhaft agiert.

Wem die bisherige Zahl an Sätzen und Einheiten zu gering ist, sollte lieber diese Intensität erhöhen. Statt 15 Liegestützen können derer 20 vollführt werden, statt bei 15 zu stagnieren und eine Gewichtsweste anzulegen.

Im Vordergrund muss nach wie vor die ordentliche Ausübung der einzelnen Übungen stehen. Diese wird aber gerade durch den Blick auf die zusätzliche Belastung meist nachrangig behandelt - zum Leidwesen der Muskeln und des Bewegungsapparats, die davon beschädigt werden können.

Kritik an Einsatz beim Laufen

Immer wieder hört man von der Verwendung der Gewichtswesten bei Läufern. Bei diesen könne das beschwerte Kleidungsstück einen Anstieg der Schnellkraft bewirken und etwa den Sprinter schneller aus dem Startblock kommen lassen. Jogger können darüber hinaus durch das Mehrgewicht mit einer erhöhten Intensität rechnen, die sich nicht zuletzt beim Fettabbau bemerkbar machen dürfte.

Allerdings ist die Verwendung im Laufsport bei Experten umstritten. Auch wenn man den Energieumsatz durch das Tragen der Westen erhöhen kann, erweisen sich diese immer dann als kontraproduktiv, wenn die Gelenke stauchenden und harten Belastungen ausgesetzt sind. Überlastungserscheinungen können die Folge sein.

Im Einzelfall entscheiden

Ob und wann eine solche Weste angelegt wird, sollte der Sportler in Absprache mit seinem Trainer analysieren. Entscheidend ist nicht alleine die Konstitution des Betroffenen. Ebenso muss die Frage beachtet werden, ob sich nicht andere, mildere Optionen finden lassen, um das Training in seinem Nutzen zu erhöhen.

Werden sie allerdings richtig eingesetzt, dürften die Gewichtswesten zu einer sehr guten Alternative führen - indes sind nur wenige Athleten körperlich derart beschaffen, dass sie mit diesem Accessoire sorgsam umzugehen wissen. Ein falscher Ehrgeiz reicht oft bereits, um die Weste für falsche Zwecke zu missbrauchen und damit langfristig der Gesundheit sowie den Muskeln keinen Gefallen zu tun.

Tipps zum Kauf

Wer sich eine Gewichtsweste zulegen möchte, sollte ein paar Punkte beachten. So sollte sie auf jeden Fall bequem sitzen und nirgendwo einschneiden. Im Bereich der Schultern sollte es eine Polsterung geben.

Wer ein solches Modell findet, sollte eine Weste mit verstellbaren Gewichten wählen. Auf diese Weise kann man sich bei seinem Training nach und nach steigern.

Wichtig ist zudem ein atmungsaktives Material. Bestenfalls lassen sie sich in der Waschmaschine reinigen. Als praktisch erweisen sich kleine Taschen, in denen Schlüssel oder Mp3-Player verstaut werden können.