Umgebindehaus

Von Entwurf und Konstruktion her ist das Umgebindehaus ein Mix aus Block-, Fachwerk- und Massivhaus. Der Flur trennt die Erdgeschossräume in den Wohn- sowie in den Wirtschaftstakt. Lesen Sie über die Merkmale des Umgebindehauses und informieren Sie sich über die Vorzüge.

Von Kai Zielke

Umgebindehäuser sind in der heutigen Zeit, gemessen an historischen Fachwerkhäusern, eher eine Seltenheit. Sofern sie erhalten sind, stehen sie vielfach unter Denkmalschutz.

Das Besondere an ihnen ist ihre Konstruktions- und Bauweise. Der Stubenkörper, also das umgangssprachliche Erdgeschoss, ist baulich vom Obergeschoss getrennt. Fachlich wird das als Stockwerksbau oder Rähmbauweise bezeichnet.

Die Ständer der Seitenwände, heutzutage die tragenden Wände, sind nur ein Stockwerk hoch. Das waren die ersten Ansätze, um die eingeschossigen Gebäude um ein zweites Geschoss aufzustocken. Die Räume Stube und Küche wurden durch den Flur von Stallungen, Wirtschaftsräumen und Lagerraum für Futter unter demselben Dach getrennt.

Zum Schutz vor Feuchtigkeit lag der Wohnbereich, die so genannte Blockstube, an der südöstlichen Giebelseite des Gebäudes. Umgebindehäuser und deren Bauweise waren in den vergangenen Jahrhunderten im damaligen Schlesien, Böhmen, dem Erzgebirge sowie in der Niederlausitz sehr verbreitet.

Besonderheiten und Entwicklung

Die Zarge als Türstock aus dem Material Granit oder Sandstein ist eine Besonderheit am Umgebindehaus. Ähnlich wie die Dachfirste bei Fachwerkhäusern ist der Türstock ein Platz für Informationen über das Gebäude. So wurde die Jahreszahl zum Bau des Umgebindehauses vermerkt und verziert.

Je nach Region waren die Verzierungen aus Holzverschlägen oder aus Verschieferungen. Die Außenansicht von Umgebindehäusern ähnelt vielfach der von Fachwerkhäusern. Erst der genauere Blick auf die Hauskonstruktion sowie auf die Raumanordnung im Erdgeschoss zeigt, dass es sich um den Baustil eines Umgebindehauses handelt.

Gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts setzte sich die Umgebindebauweise als eine eigene Volksbauweise durch, nachdem lange Zeit erfolglos versucht worden war, die beiden Bauweisen Fachwerk und Blockstube miteinander zu verbinden.

Spezielle Merkmale

Zu den interessanten Besonderheiten des Umgebindehauses zählt der Türstock, der in vielen Fällen aus Sandstein oder Granit besteht und meistens mit der Jahreszeit der Hauserbauung versehen ist. Bei kunstvollen Verzierungen gibt bzw. gab es auch einen Zusammenhang zum gesellschaftlichen Stand des Hausbesitzers.

Auch Holzverschläge, der so genannte Oberlausitzer Verschlag, sowie Verschiefeerungen können typische Elemente darstellen. Des Weiteren finden sich häufig auch Motive von Blitzschlangen oder Sonnen bzw. Sonnenuhren.