Hypoxie - Merkmale, Ursachen und Behandlung des Sauerstoffmangels
Bei einer Hypoxie liegt eine Unterversorgung des Blutes und Gewebes mit Sauerstoff vor. Als Grund für dieses Sauerstoffdefizit kommen ganz unterschiedliche Ursachen infrage. Bei der häufigsten Form, der hypoxische Hypoxie, hat das arterielle Blut nicht genügend Sauerstoff. Ursache hierfür kann ein Sauerstoffmangel in der Atemluft sein, aber auch eine Lungenerkrankung wie die COPD, Mukoviszidose oder Asthma. Bei einer schweren und langanhaltenden Hypoxie kann es zum Absterben von Zellen und somit schweren gesundheitlichen Schäden kommen. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Hypoxie.
Von einer Hypoxie ist die Rede, wenn der Körper zu wenig Sauerstoff erhält. Der Sauerstoffmangel kann sowohl an einzelnen Körperregionen vorkommen, als auch den gesamten Organismus betreffen.
Bei einem kompletten Sauerstoffdefizit sprechen die Ärzte von einer Anoxie. Liegt ein herabgesetzter Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut vor, handelt es sich um eine Hypoxämie.
Bei der Hypoxie wird zwischen einer akuten und einer chronischen Hypoxie unterschieden. Die chronische Form entsteht zumeist durch chronische Erkrankungen der Lunge wie COPD, eine amyotrophe Lateralsklerose (ALS) oder Myasthenia gravis.
Folgen einer Hypoxie
Erhalten die Körperzellen nicht mehr genügend Sauerstoff, kommt es zu ihrem Absterben. Vor allem das Gehirn kann von einem Mangel an Sauerstoff in Mitleidenschaft gezogen werden. So droht schon nach einigen Minuten das Absterben von Nervenzellen, was wiederum hypoxische Hirnschäden zur Folge hat, die irreversibel sind.
Ursachen einer Hypoxie
Die Ursachen für eine Hypoxie sind vielfältig. Man unterscheidet demnach zwischen verschiedenen Hypoxie-Formen.
Hypoxische Hypoxie
Die am häufigsten vorkommende Hypoxieform ist die hypoxische Hypoxie. Sie wird auch als hypoxämische Hypoxie bezeichnet.
Dabei liegt im arteriellen Blut ein erniedrigter Sauerstoffdruck vor. Das Blut erhält deswegen nur eine ungenügende Menge an Sauerstoff.
Ein möglicher Grund dafür ist ein Mangel an Sauerstoff in der Atemluft aufgrund einer zu großen Höhe. Manchmal fällt auch die Belüftung der Lunge unzureichend aus, was als Ventilationsstörung bezeichnet wird.
Weitere denkbare Auslöser für eine hypoxische Hypoxie sind eine Diffusionsstörung, in deren Rahmen der Gasaustausch innerhalb der Lungenbläschen beeinträchtigt ist, sowie eine unzureichende Lungendurchblutung.
Eine hypoxische Hypoxie kann auch durch verschiedene Lungenkrankheiten hervorgerufen werden. Dazu gehören:
- die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- ein Lungenödem
- ALS
- Asthma bronchiale
- eine Lungenentzündung
- eine Lungenembolie
- eine Verhärtung der Lunge
- Myasthenia gravis
- eine Mukoviszidose
In manchen Fällen wird eine hypoxische Hypoxie auch durch eine Alkoholvergiftung oder die Einnahme von Narkose- bzw. Schlafmitteln verursacht.
Rechts-Links-Shunt
Ebenfalls als Ursache für eine hypoxische Hypoxie kommt ein pulmonaler Rechts-Links-Shunt infrage. Dabei reichert sich das Blut mit sauerstoffarmem Blut an. Die Medizin unterscheidet dabei zwischen einem funktionellem sowie einem anatomischen Rechts-Links-Shunt, die beide eine Hypoxie nach sich ziehen.
Weil beim funktionellen Rechts-Links-Shunt ein Teil der Lungenbläschen nicht mehr ausreichend belüftet wird, erhält das Blut nicht mehr genügend Sauerstoff. Es kommt zu einer Vermischung mit dem Blut der belüfteten Lungenbläschen. Dies hat wiederum eine Verminderung des Sauerstoffgehalts zur Folge, sodass dem Gewebe des Organismus nicht mehr ausreichend Sauerstoff zugeführt werden kann.
Bei einem anatomischen Rechts-Links-Shunt liegen krankhafte Querverbindungen zwischen dem arteriellen sowie dem venösen Blutkreislauf vor. Durch Kurzschlüsse zwischen Lungenvenen und Lungenarterien wird ein Teil des sauerstoffarmen Blutes nicht zu den Lungenbläschen transportiert, was wichtig für die Aufnahme des Sauerstoffs ist.
Stattdessen gelangt es unmittelbar in die abführenden Lungenvenen. Von der linken Herzkammer aus fließt es in den Kreislauf des Körpers. Infolgedessen erhalten die Körperzellen nicht mehr genug Sauerstoff, wodurch es zu einer Hypoxie kommt.
Ischämische Hypoxie
Um eine ischämische Hypoxie handelt es sich, wenn Organe oder Gewebe nicht mehr in ausreichendem Maße durchblutet werden. Die Körperzellen verfügen deswegen über unzureichend Sauerstoff.
Als Auslöser einer ischämischen Hypoxie gelten Herzinfarkte oder Thrombosen, bei denen es zu einem Gefäßverschluss kommt. Ebenso kann eine Embolie für die Hypoxie verantwortlich sein.
Anämische Hypoxie
Bei einer anämischen Hypoxie besteht ein Mangel an Blut. Dadurch lässt sich nicht mehr ausreichend Sauerstoff durch den Körper transportieren.
Ein möglicher Grund dafür ist ein Mangel an Hämoglobin, der wiederum durch eine Eisenmangelanämie entstehen kann. So bildet das Eisen einen elementaren Bestandteil des Hämoglobins.
Eine andere denkbare Ursache für eine anämische Hypoxie ist ein Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Dieser kann durch Störungen bei der Erythrozytenbildung oder ausgeprägtem Blutverlust hervorgerufen werden.
Ebenfalls zu den Ursachen einer anämischen Hypoxie zählen angeborene Störungen der Hamöglobinbildung wie eine Methämoglobinämie oder eine Sichelzellanämie. Mitunter wird eine Methämoglobinämie auch durch toxische Stoffe wie Stickoxid oder die Einnahme spezieller Arzneimittel wie Sulfonamid-Antibiotika ausgelöst. Bei manchen Menschen kann aber auch eine Vergiftung mit Kohlenmonoxid die Ursache für eine anämische Hypoxie sein.
Zytotoxische Hypoxie
Von einer zytotoxischen oder histotoxischen Hypoxie ist die Rede, wenn die Körperzellen den Sauerstoff nicht zur Gewinnung von Energie verwerten können, obwohl sie ihn in ausreichender Menge erhalten. Als Gründe dafür kommen ein übermäßiger Konsum an
- Schlafmitteln
- Anti-Brechmitteln oder
- Alkohol
sowie eine Vergiftung mit Zyankali in Betracht.
Intrauterine Hypoxie
Eine Hypoxie ist bereits bei einem ungeborenen Kind während der Schwangerschaft möglich. Bei dieser intrauterinen Hypoxie besteht in der Plazenta (Mutterkuchen) oder der Lunge des Kindes eine Beeinträchtigung des Gasaustausches.
Denkbare Auslöser sind
- eine Plazentainsuffizienz
- Erkrankungen des ungeborenen Kindes wie Infektionen oder Herzfehler sowie
- eine Herzkrankheit der Mutter.
Merkmale einer Hypoxie
Zu den typischen Merkmalen einer Hypoxie gehören Veränderungen der Atmung sowie ein beschleunigter Puls. Außerdem kann es zu Schmerzen in der Brust kommen. Darüber hinaus können noch viele weitere Beschwerden auftreten.
- Veränderungen der Atmung
- Beschleunigter Puls
- Schmerzen in der Brust
- Allgemeines Unwohlsein
- Übelkeit
- Grundlose Euphorie
- Schwächegefühle
- Schwindel
- Ein Delirium
- Veränderungen der Haut
- Eine Zyanose an Lippen, Ohren oder Mundschleimhaut
- Schweißausbrüche
- Abgeschlagenheit
Diagnose einer Hypoxie
Die meisten dieser Symptome können auch bei anderen Erkrankungen auftreten, sodass sie keinen eindeutigen Hinweis auf eine Hypoxie liefern. Aus diesem Grund sollte prinzipiell die Hilfe eines Arztes in Anspruch genommen werden, der eine korrekte Diagnose erstellen kann.
Der Arzt befragt den Patienten zunächst nach dessen Beschwerden und ob bestimmte Grunderkrankungen bestehen. An die Anamnese schließt sich die körperliche Untersuchung an.
Dabei kontrolliert der Mediziner
- Atmung und Pulsschlag
- die Färbung der Haut und
- ob der Betroffene unter Schmerzen leidet.
Ferner werden Herz und Herzrhythmus abgehört.
Laboruntersuchungen
Wichtige Hinweise können Laboruntersuchungen liefern. Zu diesem Zweck findet eine Blutgasanalyse statt, mit der sich der Anteil an Kohlendioxid und Sauerstoff im Blut bestimmen lässt.
Besteht der Verdacht, dass die Hypoxie durch eine Kohlenmonoxidvergiftung hervorgerufen wurde, kann auch eine Messung des CO-Gehalts notwendig sein. Daneben können auch noch weitere Blutparameter zur Diagnose der Hypoxie wichtig sein:
- Kohlendioxid- und Sauerstoffanteil im Blut
- Kohlenstoffmonoxid-Gehalt (CO-Gehalt) im Blut
- pH-Wert des Blutes
- Hamöglobinwert
- Säure-Basen-Haushalt
- Anzahl der Erythrozyten
- Hämatokrit-Wert
- Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen)
Weitere Untersuchungen
Darüber hinaus können noch weitere Untersuchungsmethoden zur Erstellung der Diagnose herangezogen werden, zum Beispiel:
- eine Computertomographie (CT)
- eine Magnetresonanztomographie (MRT)
- ein Echokardiogramm, bei dem das Herz bildlich dargestellt wird
- eine Echokardiografie
- ein Atemtest, um das Ausatemgas zu untersuchen
Behandlung einer Hypoxie
Bei einer akuten Hypoxie ist es wichtig, dem Körper so schnell wie möglich genügend Sauerstoff zuzuführen. Zu diesem Zweck erfolgt die Gabe von Sauerstoff, was mithilfe einer Sauerstoffmaske stattfinden kann.
Nächster Therapieschritt ist die Behandlung der auslösenden Ursache der Hypoxie. Lässt sich diese erfolgreich bekämpfen, geht auch die Sauerstoff-Mangelversorgung wieder zurück. Zu den Behandlungsoptionen gehören
- die Gabe von Medikamenten
- eine Entgiftung des Körpers sowie
- eine Bluttransfusion,
was letztlich von der jeweiligen Grunderkrankung abhängt. In schweren Fällen kann auch eine komplette künstliche Beatmung nötig sein.
Bluttransfusion
Bei einer Bluttransfusion erhält der Patient nicht die üblichen Vollkonserven aus Blutplasma und Blutzellen, sondern ein spezielles Erythrozytenkonzentrat. Dieses enthält ausschließlich rote Blutzellen. Als sinnvoll gilt diese Behandlung vor allem bei einer Blutarmut (Anämie).
Behandlung einer chronischen Hypoxie
Zur Therapie einer dauerhaft anhaltenden Hypoxie wird ebenfalls Atemluft zugeführt. Dabei erhält entweder die Lunge oder das Gewebe, das unter dem Sauerstoffdefizit leidet, den nötigen Sauerstoff. Das medizinische Personal kontrolliert während der Behandlung regelmäßig den Sauerstoffpartialdruck sowie die Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes.
Zusätzliche Behandlungsoptionen
Um die Zellatmung zu unterstützen, können noch weitere Therapiemethoden zur Anwendung gelangen. Bewährt haben sich:
- Atemübungen
- eine verbesserte Aufnahme von Sauerstoff durch Bewegung
- eine Ernährung mit biologisch gesunden Lebensmitteln zum Aufbau von beeinträchtigten Atmungsenzymen
- das Stimulieren der Leber zum Herstellen von Atmungsenzymen
- die Besiedlung des Darms mit nützlichen Bakterien
- das Vorgehen gegen ungünstige Effekte wie Übergewicht und Stress
Prognose bei einer Hypoxie
Der Verlauf der Hypoxie hängt von der auslösenden Ursache ab. Als günstig gilt die Prognose, wenn der Mangel an Sauerstoff nur kurzfristig anhält.
Dauert die Sauerstoffknappheit jedoch länger an, verschlechtern sich die Aussichten. Im schlimmsten Fall kann es zu hypoxischen Hirnschäden kommen und der Patient droht in ein tiefes Koma oder Wachkoma zu fallen.
Als besonders ungünstig gilt die Prognose
- bei Vergiftungen
- bei Erstickungsanfällen
- bei schweren Herzinfarkten
- bei Schlaganfällen
- nach einer Wiederbelebung
- bei massiven Gehirnverletzungen
- bei Hirnblutungen
- nach Narkosezwischenfällen
Prävention einer Hypoxie
Bei der Prävention einer Hypoxie ist es wichtig, bereits der auslösenden Grunderkrankung vorzubeugen. Ansonsten ist es sinnvoll, diese Erkrankung entsprechend behandeln zu lassen, um einen Sauerstoffmangel zu verhindern.