Turnen am Stufenbarren - Merkmale, Nutzung und Übungen

Fast jeder kennt den Stufenbarren noch als Turngerät aus dem eigenen Sportunterricht. Für viele Menschen birgt der Stufenbarren nicht die besten Erinnerungen, da er aufgrund seiner Höhe gewisse Anforderungen an die Fertigkeiten des Turners stellt. Seine Angst sollte man jedoch überwinden, bevor man mit dem Turnen am Stufenbarren beginnt. Im offiziellen Turn- und Wettkampfsport bleibt der Stufenbarren den Damen vorbehalten, während die Männer vorwiegend am Reck trainieren. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Turnen am Stufenbarren.

Von Kathrin Schramm

Wissenswertes zum Turnen am Stufenbarren

Das Turnen am Stufenbarren zählt als reine Disziplin der Frauen und ist auch Bestandteil des Mehrkampfs im Geräteturnen. Die Übungen ähneln in etwa denen, die die Männer am Reck ausführen.

Der Stufenbarren ist ein Sportgerät im Kunstturnen der Frauen. Er unterscheidet sich vom Barren, der von den Männern genutzt wird, durch seine unterschiedlich gelagerten Holme. Als Einzel- oder Teildisziplin im Geräteturnen der Frauen kommt der Stufenbarren unter anderem bei den Olympischen Spielen zum Einsatz.

Das Turnen am Stufenbarren trainiert

  • Kondition
  • Beweglichkeit und Ausdauer
  • die Geschicklichkeit sowie
  • das räumliche Sehvermögen.

Erste Übungen, wie der Hüftaufschwung, lassen sich bereits im Kindergartenalter erlernen.

Üblicherweise wird anfangs am relativ niedrigen Holm eines Klettergerüsts geübt, damit der spielerische Charakter erhalten bleibt. Schließlich muss das Kind zunächst seine Höhenangst überwinden.

Die sportliche Abschlussprüfung

Im Schulsport gehört das Training am Stufenbarren in den Lehrplan für die Mädchen der Oberstufe. Zu den Grundübungen zählen unter anderem

  • der Hüftaufschwung und -abzug
  • der Felgenunterschwung und
  • der Niedersprung.

Mit dem Alter der Schülerinnen nimmt die Höhe der Holme zu.

Bei der sportlichen Abschlussprüfung wird in Grund- und Realschulen sowie an Gymnasien am Stufenbarren in Wettkampfhöhe geturnt. Hier gelten Holmhöhen von 1,66 Metern beziehungsweise 2,46 Metern, wobei ab Bodenhöhe gemessen wird. Eine Mattenstärke von 20 Zentimetern ist dabei einkalkuliert.

Aufnahmeprüfungen

Bei diversen Aufnahmeprüfungen müssen sich Berufsanwärter am Stufenbarren profilieren. Insbesondere sind dies Berufe, bei denen es um körperliche Fitness geht. Erwähnt sei hier insbesondere die Aufnahmeprüfung für die polizeiliche Ausbildung, bei welcher der Stufenbarren im Rahmen eines Hindernisparcours zum Einsatz kommt.

Turnhalle mit verschiedenen roten Turngeräten, vorne ein Barren
Turnhalle mit verschiedenen roten Turngeräten, vorne ein Barren

Der Profisport

Die größte Bedeutung hat der Stufenbarren für das professionelle Turnen in Verbänden und Vereinen. In regelmäßigen Trainingseinheiten studieren die Turnerinnen Einzelelemente ein, die in Kombination mit Verbindungselementen zu einer Gesamtchoreographie vereint werden, die wettkampftauglich ist. Schließlich wird nicht nur die Ausführung, sondern auch der Gesamteindruck bewertet.

Das Reglement für nationale Wettkämpfe

Hierüber entscheidet neben den Landesverbänden der internationale Turnverband FIG. Bei internationalen Wettkämpfen sind ausschließlich die Vorgaben der FIG maßgeblich.

Übrigens gibt es den Stufenbarren als Wettkampfgerät noch nicht so lange. Bei den ersten Ausscheiden turnten die Frauen noch am Männerbarren. Erst seit 1952 hat sich der Stufenbarren als Wettkampfgerät bei den Olympischen Spielen etabliert.

Die Bewertungskategorien der Übungen am Stufenbarren

Die Bewertung der Übungen am Stufenbarren erfolgt im Wettkampf nach Punkten. Hierzu ist ein Team aus Kampfrichtern anwesend, wobei die einzelnen Kampfrichter ihr Augenmerk auf unterschiedliche Aspekte legen.

Aus diesem Grunde werden sie D-Kampfrichter und E-Kampfrichter genannt. Während die Bewertung der Stufenbarrenübung im Schulsport sich in der vom Lehrer erteilten Zensur äußert, nimmt im Wettkampf ein Kampfrichterteam, das sich aus D- und E-Kampfrichtern zusammensetzt, eine Punktevergabe vor.

Ab dem Absprung von der Matte bzw. vom Sprungbrett erfolgt eine Bewertung; bewertet werden die acht schwierigsten Figuren mit Abgang. Es gibt Bewertungskategorien, aus denen man sich die Übung zusammenstell. Zu den Schwüngen und Umschwüngen zählen

  • Schwünge sowie freie Felgen
  • Riesenfelgen vor- oder rückwärts
  • Stalderschwünge vor- oder rückwärts
  • Bückumschwünge vor- oder rückwärts

Zu den Flugteilen zählen

  • Sprünge
  • Hechtelemente
  • Salti
  • Konterlemente ber den Holm
  • Flugteile von Holm zu Holm
D- und E-Noten

Die D-Note gibt Auskunft über den Schwierigkeitsgrad der Übung, ebenso über den Verbindungswert, der beim Wechsel von einem Holm auf den anderen erreicht wird sowie über die Kompositionsanforderungen. Die E-Note bewertet die Ausführung der Übung.

Das Reglement der FIG schreibt vor, dass die Differenz der Abzüge in der E-Note deren Mittelwert nur gering überschreiten darf. Kommt es zu einem höheren Abzug, muss der jeweilige Supervisor in die Bewertung eingreifen und eine endgültige Entscheidung treffen. In der Praxis bedeutet dies, dass darauf geachtet wird,

  • wie dynamisch und rhythmisch die Übung vorgetragen wurde
  • wie kreativ und zum persönlichen Stil der Turnerin passend sie zusammengestellt wurde
  • ob es bei der Ausführung einzelner Elemente zu Haltungsfehlern kam und
  • ob der Bewegungsablauf stimmig war.

Unterbrechungen, Zwischenschwünge oder unerlaubtes Halten führen zu Punktabzügen. Die Wertung beginnt mit dem Absprung der Turnerin von der Matte und endet mit ihrem gestandenen Abgang.

Schwierigkeitsgrade

Den einzelnen Elementen am Stufenbarren ist ein eigener Schwierigkeitsgrad zugeordnet, der sich in die Bezeichnungen A, B, C, D, E, F und G unterteilt. Natürlich erwarten die Kampfrichter, dass möglichst alle Elemente der höchsten Schwierigkeitsstufe in die Übung eingebaut werden. Mindestens müssen es jedoch acht sein.

Zu den schwierigsten Elementen gehören die Schwünge und Umschwünge, zu denen unter anderem Riesenfelgen und Bückumschwünge gehören. Alle Felgen und Umschwünge können vorwärts und rückwärts ausgeführt werden.

Außerdem sollen bestimmte Flugteile in das Programm eingebaut sein, welche die auf dem oberen Holm geturnten Elemente mit denen verbinden, die auf dem unteren Holm geturnt werden. Hier können beispielsweise Salti oder Hechtelemente zum Einsatz kommen.

Der Stufenbarren: Merkmale und Aufbau

Der Stufenbarren besitzt zwei Holmen, die immer in unterschiedlichen Höhen angeordnet sind. Die jeweiligen Höhen sind im Wettkampfsport definiert, werden im Training und vor allem im Schulsport aber den individuellen Bedürfnissen der Trainierenden angepasst.

Die Höhe im Wettbewerb wird durch den so genannten Code de Pointage definiert und beträgt 166 cm für den niedrigeren der beiden Holmen und 246 cm für den oberen Holmen. Die Messung erfolgt ab dem Boden.

Zur Sicherheit beim Stürzen sind unter den Barren 20 Zentimeter dicke Matten ausgelegt, diese werden jedoch bei der Messung nicht berücksichtigt. In Einzelfällen kann auch im Wettkampfbetrieb die Höhe beider Holmen noch um 5 cm nach oben verschoben werden.

Entwicklung des Stufenbarrens als Wettkampfgerät

Die erste Erwähnung des Stufenbarrens findet sich im Jahr 1830, wo ihn der spanische Turner Fancisco Amoros in einem Lehrbuch beschreibt. Erst im Jahr 1934 jedoch wurde der Stufenbarren bei den Turnweltmeisterschaften der Frauen in Budapest erstmals offiziell ins Wettkampfprogramm aufgenommen.

Bei den nächsten Olympischen Spielen (1936) turnten die Frauen immer noch am Barren der Männer und durften lediglich bei der Kür zwischen beiden Geräten wählen. Bis zu den Weltmeisterschaften im Jahr 1950 hatten die Frauen noch die Wahl zwischen dem Stufenbarren und den Ringen. Erst 1952 wurde der Stufenbarren erstmals bei den Olympischen Spielen in Helsinki als offizielles Wettkampfgerät geführt.

Der Stufenbarren bietet sehr viele Variationsmöglichkeiten und Übungen, bei denen der turnerische Ausdruck sehr stark präsentiert werden kann. Dies prädestiniert ihn zum Turngerät für Frauen. Mehr als die Kraft steht hier noch die verfeinerte Technik im Vordergrund, die sich deutlich von der sehr kraftvollen Akrobatik der Männer am Reck unterscheidet.