Entspannung beim Schattenboxen: Wirkung, Ziele, Basisübungen und mögliche Hilfsmittel

Beim Schattenboxen kombiniert man Bewegung mit Entspannung. Bekannt ist auch die Bezeichnung Taijiquan. Ziel ist die Kräftigung der Muskulatur; gleichzeitig soll auch der Geist entspannt werden. Zur Anwendung kommen dabei ruhige und fließende Bewegungen und ebenso Meditaions- und Atemübungen. Lesen Sie über die Wirkung und Ziele des Schattenboxens, und informieren Sie sich über die Basisübungen.

Christian Steinfort
Von Christian Steinfort

Das Schattenboxen wurde einst in China als innere Kampfkunst gelehrt, die im Nahkampf Anwendung fand. Heute dient es hauptsächlich der Gesunderhaltung von Körper und Geist. Im Schattenboxen wird das Bewegungstraining mit Übungen zur Entspannung kombiniert, welche bis hin zur Meditation reichen.

Nur selten noch wird das Schattenboxen von den Übenden mit einer ganzheitlichen Lebensphilosophie in Zusammenhang gebracht oder als Art der Selbstverteidigung genutzt. Im Gegenteil, viele Anhänger betreiben das Schattenboxen lediglich als eine Art Frühsport.

Bewegung, Muskeltraining und Entspannung

Für das Schattenboxen gibt es keinen übergeordneten internationalen Dachverband und somit auch keine festgeschriebenen Stile. Vielmehr legt jede Schule ihr Augenmerk auf eigene Prinzipien, die sich in

unterscheiden.

  • Bewegungsübungen
  • Standvariationen
  • Atem- und Meditationsübungen

wechseln einander je nach Hauptaugenmerk des Lehrers ab. Grundsätzlich kommt es bei regelmäßiger Betreibung des Schattenboxens zur Verbesserung der Körperhaltung und zur Vermeidung von Fehlbelastungen, vor allem aber profitiert der psychische Teil des Körpers.

Ziel des Trainings

Ziel des Schattenboxens ist es, das Qi, also den Energiefluss, zu stärken. Viele Lehrer lassen aus diesem Grunde Elemente aus dem Qigong in ihre Übungen einfließen.

Beim Schattenboxen gibt es weder Graduierungen, die den Übenden zu mehr Leistung anspornen und ein Kräftemessen symbolisieren, noch werden Methoden der Abhärtung ausgeführt. Eher geht es darum, möglichst weiche Bewegungen mit einem minimalen Kraftaufwand auszuführen und dabei die Muskelreaktionen des Körpers zu spüren.

Wird das Schattenboxen als Partnerübung eingesetzt, werden Angriffe des Gegners weder blockiert noch abgewehrt. Als natürliche Reaktion soll der Körper der Energie des Gegners folgen und diese in eigene Kräfte umwandeln. Die meisten Stile des Schattenboxens werden langsam ausgeführt, allerdings existieren auch Kampfstile, die mit mehr Tempo verbunden sind.

Ob der Praktizierende an eine Lebensphilosophie oder an wissenschaftlich fundierte Ergebnisse über die Auswirkungen des Schattenboxens glaubt, ist unerheblich. Wichtig ist, dass es Körper und Seele hilft.

Frau in blauer Kleidung bei einer Qi Gong-Übung
Frau in blauer Kleidung bei einer Qi Gong-Übung

Ruhige und fließende Bewegungen sind das Wichtigste beim Schattenboxen

Das Schattenboxen ist nicht nur eine Kampfkunst, sondern gleichzeitig eine Bewegungslehre. Außerhalb des Wettkampfes dient es der Gesunderhaltung von Körper und Geist, was unter anderem der Weichheit der Bewegungen geschuldet ist. In den 10 Grundregeln des Schattenboxens sind die Prinzipien für Körper- und Geisteshaltung zusammengefasst.

Die Grundregeln

Das Schattenboxen wird in unterschiedlichen Stilen ausgeübt. Die einen werden sehr langsam ausgeführt, andere schneller. Immer jedoch ist das Schattenboxen mit weichen, fließenden Bewegungen verbunden.

  • Immerhin besagt die 8. Grundregel des Schattenboxens, die Harmonie zwischen Innen und Außen herzustellen.
  • Grundregel 9 fordert den ununterbrochenen Fluss der Bewegungen.
  • Um eine Verbesserung der Körperhaltung zu erreichen, soll außerdem der Kopf entspannt aufgerichtet sein.
  • Der Rücken ist gerade zu dehnen.
  • Die Grundregeln 4 und 6 dürften den Europäern anfangs eher nicht geläufig sein, in ihnen heißt es, die Leere und die Fülle auseinander zu halten beziehungsweise das Yi statt des Li anzuwenden.

Diese Regeln besagen, dass es auf die richtige Gewichtsverteilung ankommt und dass statt Muskelkraft die innere Kraft bestimmend wirken soll.

Die Basisübungen

Das Training des Schattenboxens setzt sich aus verschiedenen Basisübungen zusammen. Hierzu gehören

  • Stand- und Atemübungen
  • ebenso wie Einzelbewegungen und Formen.

Wichtig ist, eine Überlastung der Gelenke zu vermeiden. Als Formen werden aufeinander folgende Bewegungsabläufe bezeichnet, die jeweils aus Einzelformen bestehen.

In seiner Vorstellungskraft tritt der Übende gegen einen imaginären Gegner an, wobei er dessen Bewegungen nicht abfängt oder blockiert, sondern sie in den eigenen Bewegungsablauf übernimmt.

Größtenteils werden diese Übungen als Gruppenübungen durchgeführt. Alle Formen besitzen eine eigene Bezeichnung, die in Schriftbildern ausgedrückt wird.

Eindeutig übersetzen lassen sich die meisten davon nicht, weil es sich um sehr tiefgründige Bedeutungen handelt. Die Dauer, die zur Ausübung einzelner Übungen benötigt wird, unterscheidet sich stark. Während einige Bilder innerhalb weniger Minuten geformt sind, benötigen andere 1,5 Stunden.

Mann mit Bart und Pferdeschwanz beim Qigong mit einem Schwert vor herbstlicher Baumkulisse
Mann mit Bart und Pferdeschwanz beim Qigong mit einem Schwert vor herbstlicher Baumkulisse

Waffen und Wettkämpfe auch beim Taijiquan

Das Schattenboxen wird aufgrund eines fehlenden internationalen Dachverbandes in unterschiedlichen Stilen ausgeübt. Die meisten davon benötigen keinerlei Waffen. Hauptsächlich geht es den Praktizierenden um das Einstudieren von Atmungstechniken und Bewegungsabläufen, die sich im Ganzen als Formen zusammensetzen. Wer in den Waffentechniken unterrichtet werden möchte, muss die Grundlagen des Schattenboxens bereits beherrschen.

Verschiedene Waffen

Die einstmals in China entwickelte Kampfkunst setzt unter anderem

  • Schwerter
  • Säbel
  • Degen
  • Stöcke und
  • Speere

ein. Schließlich verwendete man Taijiquan im Nahkampf. Ein gerades Schwert mit zwei Schneiden wird Jian genannt. Es lässt sich mit nur einer Hand führen. Kenner bezeichnen das Jian als edelste Waffe der Wushu-Stile.

Stöcke unterscheiden sich in lange und kurze Formen. Sie werden als Gun beziehungsweise Qi Mai Gun bezeichnet. Ein Stock mit einer Länge von 3 Metern ist der Dagan.

Eine besondere Waffe ist die chinesische Hellebarde, welche die Bezeichnung Guan Dao trägt. Es handelt sich um eine Schwertlanze, die eine besonders breite Klinge und eine Klingenspitze trägt.

Das Außergewöhnliche an ihr ist der an der Rückseite der Klinge angebrachte Haken. Hier wurde früher eine Kordel befestigt, die einen optischen Eindruck auf den Gegner erwecken und ihn ablenken sollte. Auch am unteren Ende der Hellebarde befindet sich eine Spitze, die als Waffe dient. Ein eher unscheinbares Requisit ist der Fächer, der in seinem Innern eine Waffe enthält.

Wettkämpfe nur als Punktwettkämpfe

Grundsätzlich gibt es im Schattenboxen keine Graduierungen in unterschiedliche Gürtelfarben. Auch werden keinerlei Ränge der Praktizierenden untereinander vergeben. Sinn des Schattenboxens ist es nämlich nicht, sich im Zweikampf zu messen, sondern die unterschiedlichen Techniken und vorgeschriebenen Formen zu beherrschen.

Wettkämpfe finden somit nur als Punktwettkämpfe statt, in denen Punktrichter Stil und Ausführung des Einzelnen bewerten. Aus diesem Grunde entfällt auch ein entsprechendes Kampftraining. Eine Ausnahme bilden Veranstaltungen im Tuishou, bei denen es Ausscheidungen im Zweikampf gibt.