Florettfechten - Merkmale, Regeln und Ausrüstung

Das Florett diente früher hauptsächlich als stumpfe Übungswaffe beim Fechten, wobei in Frankreich aber auch scharfe Floretts in echten Duellen verwendet wurden. Heutzutage ist das Florett als Waffe im Sportfechten bekannt. Der Fechter trägt zum eigenen Schutz während des Kampfes eine besondere Ausrüstung. Beim Florettfechten wurde die Trefferfläche im Jahr 2009 neu festgelegt. Gültig sind alle Treffer, die innerhalb dieser Zone mit der Klingenspitze des Floretts ausgeführt werden. Wer den Treffer erhält, entscheidet das Angriffsrecht. Lesen Sie alles Wissenswertes zum Florettfechten.

Von Kai Zielke

Florettfechten - Merkmale und Regeln

Das Florettfechten ist eine Art des Sportfechtens. Es weist regeltechnisch ein paar Unterschiede zu den anderen Fechtarten auf.

Fechtbahn

Die Fechtbahn, die aus Metall oder einem anderen elektrisch leitenden Material besteht, bezeichnet man als Planche. Sie ist anderthalb bis zwei Meter breit und 14 Meter lang.

Zu den Markierungen zählen

  • die Startlinie
  • die Warnlinien
  • die hinteren Begrenzungslinien

Werden letztere übertreten, gibt es Strafpunkte.

Trefferfläche

Der Dachverband des Fechtsports FIE hat im Januar 2009 die Trefferfläche im Florettfechten neu definiert. Hiernach gilt nicht nur der Rumpf des Gegners als gültige Körperzone, wobei Arme und Beine ausgeschlossen sind, sondern auch der Maskenlatz, der sich im Halsbereich befindet.

Gezählt werden ausschließlich solche Treffer, die mit der Klingenspitze ausgeführt werden. Das elektrische Florett zeigt sie durch das Schließen von zwei voneinander unabhängigen Stromkreisen an.

Zwei Fechter kämpfen beim Turnier
Zwei Fechter kämpfen beim Turnier

Punkte und das Angriffsrecht

Auf wie viele Punkte das jeweilige Duell ausgetragen wird, hängt von der Kategorie des Wettkampfes ab. Es kann auf 5, 10 oder 15 Treffer gefochten werden. Die Kampfzeit pro Gefecht beträgt 3 oder 9 Minuten.

Beim Florettfechten gilt das Angriffsrecht. Es sind sowohl Einzelduelle als auch Mannschaftsduelle möglich. In Letzteren kämpft normalerweise jeder Fechter gegen jeden Gegner, aber auch die Direktauswahl von Einzelgegnern ist möglich. Auf die Vorrundenkämpfe folgen Direktausscheidungen.

Start und Unterbrechungen

Die Startposition ist die markierte Startlinie, an der beide Fechter die Fechtstellung einnehmen. Nach einem Treffer wird das Gefecht unterbrochen.

Die Trefferfläche: Nach Definition der FIE besteht die Trefferfläche aus Rumpf (ohne Arme und Beine) und Maskenlatz.

Auch der Obmann, also der Kampfrichter, kann nach Regelverstößen eine Unterbrechung des Gefechts anordnen. Nach der Unterbrechung wird an der letzten Kampfposition weitergekämpft.

Den jeweiligen Treffer bekommt derjenige Fechter zugesprochen, der den Angriff gestartet hat. Erkennbar ist dies am Ausstrecken des Waffenarms in Linie. Diese Regelung wird als Angriffsrecht bezeichnet.

Erzielen beide Fechter gleichzeitig einen Treffer, entscheidet ebenfalls das Angriffsrecht. Auch Doppeltreffer sind möglich.

Der Gegenangriff

Das Angriffsrecht endet mit einer Parade, die eine Abwehrmaßnahme darstellt. Dazu muss der angegriffene Fechter mit dem starken Teil seines Floretts den schwachen Teil des gegnerischen Floretts in die seitliche Richtung schlagen.

Es kann zum Gegenangriff übergegangen werden, der als Riposte bezeichnet wird. Sollten beide Fechter gleichzeitig einen Angriff starten, werden keine Treffer anerkannt. Diese Regelung heißt Simultane.

Verstöße

Bei Verstößen gegen das Reglement werden Sanktionen ausgesprochen. Zu diesen Verstößen zählt unter anderem das Verlassen der Fechtbahn, was zunächst zu einer Verwarnung führt.

Bei Wiederholungen werden Straftreffer erteilt. Je nach Schwere des Verstoßes kann es bis zur Disqualifikation kommen.

Das Florett und die notwendige Schutzausrüstung

Fechten: Nahaufnahme eines Floretts
Fechten: Nahaufnahme eines Floretts

Floretts waren ursprünglich nichts anderes als entschärfte Degen, sofern man sie zu Übungszecken beim Fechten benutzen wollte. Diese wurden mit einem Schutz auf der Klingenspitze versehen, der die Bezeichnung Knospe, französisch "fleuret", erhielt. Die Klinge der Waffe erhielt zudem eine Folienbespannung.

Als Stichwaffe war ein entschärftes Florett nicht mehr zu gebrauchen, es diente lediglich als Stoßwaffe. Im Gegensatz dazu wurden in Frankreich auch scharfe Floretts zum echten Duellieren verwendet. Hierbei handelte es sich um reine Stichwaffen.

Gebrauch, Gewicht und Länge

Aktuell dienen Floretts als Waffe im Sportfechten.

  • Sie sind etwa 1,10 Meter lang, wobei ihre Klinge höchstens 0,90 Meter ausmacht.
  • Das Höchstgewicht darf 550 Gramm betragen.
  • Eine Ausnahme bilden Floretts für Kinder, die ungefähr 0,77 Zentimeter Länge besitzen.

Griffarten

Beim Florett gibt es drei Griffarten.

  • Der italienische Griff besteht aus einer langen Stange mit einem Bügel. Er kommt heute kaum noch zur Anwendung.
  • Der französische Griff ist lediglich ein langer glatter Stab.
  • Der belgische Griff besitzt Pistolenform und wird auch als orthopädischer Griff bezeichnet.

Das Sportflorett besitzt eine kleine Glocke, die als Handschutz dient und die Form einer Scheibe aufweist.

Klinge und Schutzausrüstung

Die Klinge des Floretts besteht aus Maraging-Stahl, der besonders biegsam ist und nach dem Reglement der FIE in einem stumpfen Winkel bricht. Der Klingenquerschnitt ist quadratisch.

Trotz höchster Achtsamkeit kann es dennoch zu Unfällen kommen, weshalb der Fechter mit einer entsprechenden Schutzausrüstung ausgestattet ist.

Fechten: Junge Frau im Fechtanzug und Schutzkappe
Fechten: Junge Frau im Fechtanzug und Schutzkappe
  • Zu ihr gehört eine Fechtmaske inklusive Halsschutz, die einer Kraft von 1.600 Newton trotzen können muss. Sie ist mit einem Drahtgitter aus V4A-Stahl versehen.

  • Hinzu kommt ein Fechtanzug, der aus einem reißfesten, elastischen Stoff besteht. Vorgeschrieben ist ein integrierter Klingenfangschutz.

    Der Fechtanzug ist ein Zweiteiler aus Jacke und Hose, wobei beide Kleidungsstücke einer Kraft von 800 Newton Stand halten müssen. Unter dem Anzug wird eine stichfeste Weste getragen.

  • Frauen tragen zudem einen Brustschutz, Männer optional einen Tiefschutz. Beim Brustschutz sind folgende Faktoren zu berücksichtigen: die Außenseite muss aus einem weichen Material (z.B. EVA) mit vier Millimeter Dicke bestehen; die Dichte muss 22k/m3 betragen. Das entsprechende Prüfzeichen muss mittig auf der oberen Kante zu lesen sein.

  • Außerdem gehören zur Sicherheitsausrüstung ein Paar Handschuhe mit Polsterung sowie Kniestrümpfe.

  • Renzo Nostini Die Kunst des Florettfechtens, Weinmann, 2006, ISBN 3878920415

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