Vor- und Nachteile des Coming-Outs und wie man am besten auf ein unfreiwilliges Outing reagiert
Mit Coming-out ist der Zeitpunkt gemeint, an dem sich homosexuelle Menschen zu ihrer Orientierung bekennen. Ein Outing kann sowohl Vorteile als auch Nachteile haben. Problematisch kann ein unfreiwilliges Outing werden - wie reagiert man darauf am besten? Informieren Sie sich über die Vor- und Nachteile des Coming-Outs und lesen Sie, wie man am besten auf ein unfreiwilliges Outing reagiert.
Das Coming-out
Beim Coming-out offenbaren sich schwule, lesbische oder bisexuelle Menschen ihren nächsten Angehörigen oder Freunden. Es gibt manche Punkte, die für oder gegen ein Outing sprechen.
Der Begriff "Coming-out" stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie "Herauskommen". Darunter versteht man, dass ein Mensch zu seiner Homo- oder Bisexualität steht und sich seinem sozialen Umfeld gegenüber dazu bekennt. Ein Coming-out kann sowohl im jugendlichen als auch höheren Alter erfolgen.
Sich zu outen ist für die Betroffenen jedoch oft schwierig, denn nicht immer ist ein Coming-out angenehm. So besteht die Gefahr, dass es zu schmerzlichen Konflikten mit Menschen, die einem nahe stehen, wie Angehörigen oder guten Freunden, kommt. Aus diesem Grund überlegen sich viele Homo- oder Bisexuelle sehr genau, ob sie sich offenbaren oder lieber darauf verzichten sollen.
Vorteile
Zu den positiven Aspekten eines Outings gehört, dass man offen zu seinen Gefühlen und seiner sexuellen Orientierung stehen kann und sich nicht mehr verstecken muss. Darüber hinaus ist man ehrlicher zu den Menschen und muss keine Ausreden mehr erfinden. Auch sind die Chancen größer, dass man auf gleichgesinnte Menschen trifft.
Nachteile
Nachteile eines Coming-outs können darin bestehen, dass Eltern, Großeltern, Geschwister oder Freunde das Geständnis eher negativ aufnehmen.
Auch besteht die Gefahr, dass man am Arbeitsplatz auf Vorurteile und negative Reaktionen stößt. Eine Befürchtung, die leider nicht unbegründet ist und bei vielen Betroffenen dazu führt, dass sie auf ein Coming-out lieber verzichten. So haben sie Angst, dass sie von ihrem sozialen Umfeld zurückgewiesen oder gemieden werden, wenn sie sich zu ihrer Orientierung bekennen.
Negative Folgen aus Angst sich zu outen
Das führt oft dazu, dass viele Homo- oder Bisexuelle lieber ein Doppelleben führen und ihre Neigungen heimlich ausleben. Manch einer lässt sich auch auf eine Beziehung oder eine Ehe ein, damit er gesellschaftlich nicht auffällt.
Mitunter kommt es dann erst viele Jahre später zu einem befreienden Coming-out, das jedoch für alle Beteiligten umso schmerzlicher ist.
Bei Zweifeln Beratungsstellen aufsuchen
Letztlich muss also jeder diese schwierige Entscheidung für sich selbst treffen. Es gibt aber Beratungsstellen oder Jugendgruppen, die bei der Entscheidung über ein Coming-out Hilfestellung geben können.
Tipps zur Herangehensweise
Für viele Schwule und Lesben dauert es eine lange Zeit, bis sich selbst eingestanden werden kann, dass man homosexuell ist. Sobald dieser Schritt geschafft ist, steht dem Mann bzw. der Frau jedoch noch eine weitere große Herausforderung bevor: das Coming-out. Doch welche Tipps sollten beachtet werden, damit der Schritt des Coming-outs ein erfolgreicher ist?
Sich selbst sicher sein
Zunächst einmal sollte man sich selber Zeit geben und sich nicht unter Druck setzen. So stellt man sicher, dass man hinter der eigenen sexuellen Orientierung steht und sich dieser auch sicher ist.
Insbesondere während und kurz nach der Pubertät erleben viele Jugendliche Phasen, in welchen zeitweilig auch das eigene Geschlecht interessant und anziehend erscheint. Erst wenn man sicher ist, dass es sich nicht nur um eine temporäre Phase handelt und man sich selbst so akzeptiert hat, wie man ist, sollte das Coming-out erfolgen.
Mit dem engsten Familien- und Freundeskreis beginnen
Zu Beginn empfiehlt es sich, das Coming-out nur im Familien- und engsten Freundeskreis zu vollziehen. Dabei sollte man darauf gefasst sein, auf teils starken Widerstand und Unverständnis zu stoßen. Insbesondere bei älteren Generationen herrschen gegenüber Homosexuellen noch zahlreiche Vorurteile vor, welche eine sofortige Akzeptanz fast unmöglich machen.
Für das Coming-out ist es wichtig, den richtigen Moment abzuwarten. In vielen Fällen empfiehlt es sich, zunächst nur eine Person einzuweihen, welche einem am nächsten steht. Diese kann dann um ein ruhiges Gespräch gebeten werden, wo man sachlich darlegt, dass man schwul oder lesbisch ist.
Hilfreich ist in diesem Zusammenhang oftmals eine Darlegung des eigenen Werdegangs bzw. dem persönlichen Weg zur Erkenntnis, dass man homosexuell ist. Nachdem diese Person, beispielsweise die Schwester oder der Vater, in dieses Geheimnis eingeweiht ist, kann sich an den Rest der Familie gewandt werden. Nun hat man stets einen Begleiter und Unterstützer, was das Ganze erheblich erleichtert.
Im Freundeskreis sollte man sich wiederum zunächst nur an jene Freunde wenden, welchen man vertraut. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass man Freunden des gleichen Geschlechts vermittelt, dass keinerlei sexuelles Interesse an diesen bestehe. Ansonsten kann es sein, dass sich diese Freunde verunsichert zurückziehen und im Umgang mit einem gehemmt sind.
Zuletzt kann noch das allgemeine Coming-out erfolgen. Nun steht man in der Öffentlichkeit zu seiner sexuellen Orientierung und macht kein Geheimnis mehr daraus.
Es kann auch passieren, dass das Coming-out nicht freiwillig verläuft...
Wie man am besten auf ein unfreiwilliges Outing reagiert
Als Coming-out bezeichnet man das freiwillige Bekenntnis von schwulen oder lesbischen Menschen zu ihrer Sexualität. Erfolgt das Coming-out jedoch unfreiwillig durch eine andere Person, handelt es sich um ein sogenanntes Outing.
Mögliche Bereiche, in denen das Outing problematisch sein kann
Auch in der heutigen Zeit tun sich viele homosexuelle Menschen schwer damit, zu ihrer Sexualität zu stehen und sie öffentlich zu machen. So ziehen sie es vor, versteckt zu leben, da sie nach einem Coming-out private, gesellschaftliche oder berufliche Nachteile befürchten.
Profisport
Eine Sorge, die nicht immer unbegründet ist. So gibt es nach wie vor bestimmte gesellschaftliche Bereiche, in denen es ein großer Nachteil ist, sich als schwul oder lesbisch zu outen. Dazu gehören vor allem die Kirche und der Profisport.
Besonders betroffen davon ist der Fußball, der in erster Linie als Männersport gilt, sodass schwule Fußballer nicht in die gängigen Klischees passen würden. So müssten sie damit rechnen, nach einem Coming-out von den Fans nicht mehr als echte Männer akzeptiert zu werden.
Katholische Kirche
Einen besonders schweren Stand haben Homosexuelle in der katholischen Kirche. Dort müssen die Betroffenen sogar Angst davor haben, nach einem Coming-out, sei es freiwillig oder unfreiwillig, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
So ist es schon vorgekommen, dass man schwule Priester aus dem Dienst entließ und schwulen Religionslehrern die Erlaubnis zu unterrichten entzog.
Die beste Reaktion auf ein Outing
Schon ein freiwilliges Coming-out ist für viele Betroffene ein schwieriger und langwieriger Prozess, der gut überlegt sein will. Eine besonders schwierige Situation stellt jedoch ein unfreiwilliges Outing dar, das durch eine informierte Person erfolgt, die ihr Wissen ohne Erlaubnis an andere weitergibt.
Für den Geouteten bedeutet ein solches Vorgehen nicht nur einen schweren Vertrauensverlust und eine menschliche Enttäuschung, sondern oftmals auch eine höchst problematische Situation. Viele Betroffene wissen dann nicht, wie sie richtig reagieren sollen.
Die Situation zu eigenen Gunsten nutzen
Eine Möglichkeit ist natürlich, alles zu leugnen. Manchmal kann jedoch ein unfreiwilliges Outing eine gute Gelegenheit sein, endlich reinen Tisch zu machen und sich von der Last des Verstellens zu befreien. Man macht also aus dem unfreiwilligen Outing ein freiwilliges Coming-out, was jedoch von der betroffenen Person viel Selbstbewusstsein und Standfestigkeit erfordert, denn die Reaktionen des Umfelds lassen sich nicht immer voraussehen.
Grundsätzlich ist es jedoch besser, zu seiner Homosexualität offen und selbstbewusst zu stehen, da ein ständiges Versteckspiel irgendwann zu psychischen Problemen führen kann.