Schüleraustausch - Vorzüge, Planung und Tipps für ein harmonisches Miteinander
Während eines Schüleraustauschs wohnen Schüler bzw. Jugendliche für einen bestimmten Zeitraum in einer Gastfamilie, in der Regel in einem anderen Land. Sie gehen dort mit ihren Gastgeschwistern in die Schule und können auf diese Weise eine neue Kultur kennenlernen sowie die Kenntnisse in der entsprechenden Fremdsprache schulen. Lesen Sie über die Vorzüge eines Schüleraustauschs, und was es vorab zu organisieren gilt.
Sinn und Zweck des Schüleraustauschs
Der Schüleraustausch gehört zu den beliebten Austauschprogrammen und bietet einem Jugendlichen zum ersten Mal die Möglichkeit des Auslandsaufenthalts. Für einen festgelegten Zeitraum wohnt er bei einer Gastfamilie; er wird in das dortige Familienleben integriert und geht - häufig mit Gastgeschwistern - in die Schule.
Viele Schüler bevorzugen dabei ein weit entferntes Land, um die Chance zu ergreifen, eine ganz neue Kultur kennen zu lernen. Sie können ihre Sprachkenntnisse verbessern und werden selbstständiger.
Bei der klassischen Form des Schüleraustauschs wird die Schulklasse einer Partnerschule besucht. Dabei erfolgt die Zuweisung von Austauschpartnern, die für den bestimmten Zeitraum in deren Familien aufgenommen werden. Oftmals werden die Schüler von Lehrkräften, die die entsprechende Fremdsprache unterrichten, begleitet.
Weitaus beliebter ist mittlerweile der individuelle Austausch, bei dem einzelne Schüler für eine längere Dauer bei einer Familie im Ausland wohnen. In diesem Fall kommt dem kulturellen Austausch die größte Bedeutung zu; die Schüler besuchen in der Regel die 9., 10. oder 11. Stufe und bleiben oft für ein ganzes Jahr.
Neben den zwei unterschiedliche Kulturen, die bei einem Schüleraustausch aufeinander treffen, müssen auch die verschiedenen Charaktere miteinander auskommen; dies gelingt nicht immer. Aus diesem Grund besteht meist die Möglichkeit, die Gastfamilie zu wechseln.
Vorzüge
Eine Urlaubsreise soll meistens nicht nur entspannend oder aufregend sein, sondern dem Gast auch einen kleinen Einblick in das Leben der Einheimischen verschaffen. Dieses Betrachten von Außen stellt eine fremde Kultur jedoch nur sehr oberflächlich dar. Wer wirklich etwas über ferne Länder und die dort herrschenden Sitten lernen möchte, muss direkt mitten ins Geschehen - wie bei einem Schüleraustausch beispielsweise.
Es ist heute fast selbstverständlich, dass Gäste in einem Land anders behandelt werden, als Einheimische. In vielen Staaten gibt es große touristische Ballungsräume, in denen die Besucher alles vorfinden, was sie auch von zuhause kennen. So erwartet der deutsche Urlauber beispielsweise mittlerweile, dass er auch in Südostasien zum Frühstück sein Marmeladenbrötchen aufgetischt bekommt.
Das ist zwar meistens recht praktisch und angenehm, aber auch etwas schade. Denn so bleibt einem die Möglichkeit, eine andere Kultur hautnah zu erleben, leider verwehrt. Wer an einem Schüleraustausch teilnimmt, kann
- sich seiner eigenen Identität bewusstwerden
- seine eigenen Wertvorstellungen reflektieren
- Flexibilität und Offenheit fördern
- seine Persönlichkeitsentwicklung sowie soziale Kompetenzen fördern
- ein Verständnis für fremde Kulturen entwickeln
- seine Fremdsprachenkenntnisse verbessern
- durch den Nachweis einer solchen Auslandserfahrung bei zukünftigen Arbeitgebern punkten
Mitten im Familienleben
Schüler, die an einem Austausch teilnehmen, möchten genau das nicht. Deshalb erfolgt die Unterbringung auch nicht in einem Hotel oder einer Jugendherberge, sondern direkt in einer Gastfamilie.
Hier erlebt man von Anfang an, wie der typische Alltag der Einwohner eines Landes aussieht. So haben Austauschschüler die Möglichkeit, landestypische Mahlzeiten zu genießen und auch die Wohnsituation der Menschen kennen zu lernen. So ist es beispielsweise nicht in allen Teilen der Welt üblich, dass man nachts auf einer dicken Federkernmatratze nächtigt.
Den Schulalltag erleben
Zusammen mit den Tauschgeschwistern lernt der Gast auch den Schulalltag in seiner unverfälschten Form kennen. So sind deutsche Austauschschüler manchmal verwundert, wie diszipliniert und ehrgeizig die Kinder in anderen Ländern bei der Sache sind.
Auch Unterschiede im Sozialverhalten lernen die Schüler bei einem Austausch am eigenen Leib kennen. Man denke dabei nur an die typische amerikanische Cliquen-Bildung in den USA, bei denen die Sportler meist an der Spitze der Beliebtheitsskala stehen.
Durch einen Schüleraustausch bekommt man nicht nur viele neue Eindrücke, man nimmt auch einiges mit nach Hause und hat nach dem Erlebnis vielleicht einen ganz neuen Blickwinkel auf die Dinge. So kann man sich eventuell vieles von der Gastfamilie abgucken oder aber auch wieder lernen, die Umstände zuhause besser schätzen zu wissen. In jedem Fall öffnet ein Schüleraustausch die Augen für die kulturelle Vielfalt des Planeten, macht toleranter und fördert die Herausbildung einer starken Persönlichkeit.
Soll ein Schüleraustausch organisiert werden, sind in Sachen Planung einige Punkte zu beachten...
Planung und Organisation eines Schüleraustauschs
An den meisten Schulen sind Austauschprogramme bereits Gang und Gäbe. Vielleicht haben die Schüler jedoch Interesse bekundet, auch einmal ein anderes Land kennen lernen zu wollen oder eine neue Sprache wurde an der Schule eingeführt, zu der ein passender Austausch prima passen würde. In diesem Fall muss der Schüleraustausch ganz neu aufgezogen werden, ein Unterfangen, das einiges an Planung und Organisation bedarf.
Frühzeitig mit der Planung beginnen und einen Termin finden
Anfangen sollte man damit schon möglichst früh, spätestens aber ein ganzes Jahr vor dem geplanten Termin. Besonders an größeren Schulen muss jedes Event genauestens geplant werden, damit es nicht mit anderen Veranstaltungen kollidiert.
Daher ist es ratsam, sich so früh wie möglich mit dem Direktorat abzusprechen, welcher Zeitraum am geeignetsten wäre. Hierbei ist es auch wichtig, die Pläne von Kollegen zu berücksichtigen und natürlich den Schulaufgabenplan nicht aus dem Auge zu verlieren. Kurz vor den Prüfungen wird sich kaum ein Schüler dazu bereit erklären, an einem Austausch teilzunehmen.
Die Suche nach der Partnerschule
Hat man das Okay bekommen und schon einen bestimmten Termin ins Auge gefasst, so gilt es, eine Partnerschule zu finden, der diese Planung ebenfalls gut passt. Hierzu kann man sich an das Kultusministerium wenden oder sich erkundigen, welche Städtepartnerschaften vorliegen. n der jeweiligen Stadt findet sich dann bestimmt eine Schule, die Interesse an einer Zusammenarbeit hätte.
Organisation von Geldern
Ist dies auch geklärt, fehlen eigentlich nur noch die Gelder. Zwar müssen die Eltern einen gewissen Anteil der Kosten tragen, es gibt jedoch auch jede Menge Zuschüsse vom Staat. Viele Schulen haben zu diesem Zweck auch einen eigenen Förderverein.
Programmerstellung
In diesem Stadium kann bereits herumgefragen werden, welche Schüler Interesse an einer Teilnahme hätten. Je nach Resonanz lässt sich dann auch ein individuelles Programm zusammenstellen. Mit einer kleinen Gruppe kann man ganz andere Ausflüge machen, als mit einer ganzen Klasse.
Dementsprechend müssen nun auch schon Angebote von der Bahn oder verschiedenen Busunternehmen eingeholt werden; besonders zur Hauptsaison sind die Kapazitäten auch hier knapp. Da man mit so vielen Schülern reist, empfiehlt es sich, auch jetzt schon Eintrittkarten für Museen und Co. zu reservieren.
Teamzusammenstellung
Als letzten Schritt weist man die Schüler ihren Austauschpartnern zu. Damit die Teams gut zueinander passen, lässt man die Kinder am besten Fragebögen und eine kleine Personenbeschreibung mit Hobbys und Interessen zusammenstellen. Die Zuteilung erfolgt dann durch die Lehrkräfte der beiden Partnerschulen.
Viele Schüler machen sich Gedanken darüber, ob man denn auch wirklich in eine nette Gastfamilie kommt - typische Merkmale sprechen dafür...
Merkmale einer guten Gastfamilie
Ein Urlaub in einem fremden Land hat zwar durchaus etwas Abenteuerliches, durch die Reiseleitung ist man heute jedoch bei einer Pauschalreise total abgesichert. Am Urlaubsort warten dann meist schon viele andere deutsche Gäste, so dass man die meiste Ze
Wer an einem Schüleraustausch teilnimmt, möchte jedoch genau das nicht. Damit das mutige Unternehmen auch ein voller Erfolg wird, braucht es vor allem eine geeignete Gastfamilie.
Die eigenen vier Wände sind etwas sehr Intimes, an dem man nicht jeden x-beliebigen Fremden teilhaben lässt. Selbst für enge Freunde ist es schon etwas besonderes, wenn sie zum ersten Mal in die Wohnung des anderen eingeladen werden. Umso schwerer ist es natürlich für beide Parteien, wenn man sich nicht nur fremd ist, sondern auch zwei völlig unterschiedlichen Kulturen entstammt.
Sie nimmt den Gastschüler herzlich auf
Eine gute Gastfamilie sollte sich dieses Umstandes bewusst sein und entsprechend darauf reagieren. Austauschschüler fühlen sich am wohlsten, wenn sie herzlich und eben wie ein Familienmitglied aufgenommen werden.
Das bedeutet zum Beispiel, das während des Aufenthalts nicht sofort jeder Socken peinlich berührt weggeräumt ist. So hat der Gastschüler das Gefühl, dazuzugehören und fühlt sich auf Grund dessen nicht wie ein Fremdkörper.
Wer besonders ängstlich ist, sollte sich eine Gastfamilie aussuchen, die schon viele Schüler mit Erfolg aufgenommen und betreut hat. Für solche Leute ist es nichts Besonderes mehr, einen Fremden bei sich aufzunehmen und dementsprechend entspannt ist dort auch die Atmosphäre. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch Neulinge ausgezeichnete Gasteltern abgeben können.
Sie hat Kinder im Alter des Gastschülers
Man sollte darauf achten, dass mindestens eines der Gastkinder im selben Alter ist, so dass man gleich Anschluss findet und sich nicht ganz so allein und verloren fühlt. Bei Teenagern ist es nicht so wichtig, ob eines der beiden Elternteile tagsüber zuhause ist. Manchmal ist es sogar ganz förderlich für die Beziehung der frischgebackenen Geschwister, wenn sie nicht ständig unter Beobachtung stehen.
Sonstige Merkmale einer guten Gastfamilie
Eine gute Gastfamilie hält darüber hinaus den Kontakt zur Austauschorganisation und beantwortet Anfragen stets ausführlich und direkt. Das deutet nicht nur auf Pflichtbewusstsein hin, sondern auch darauf, dass die Familie in geordneten und sicheren Verhältnissen lebt. Für die Freizeitgestaltung empfiehlt sich natürlich eine Gastfamilie, die in der Nähe einer größeren Stadt und nicht irgendwo auf dem Land lebt.
Doch nicht immer gelingt das harmonische Zusammenleben...
Was tun bei Differenzen zwischen Gastschüler und -familie?
Ein Schüleraustausch ist für alle Beteiligten eine große Sache. Der Gastschüler verlässt sein vertrautes Umfeld und reist in ein Land, das ihm meist absolut fremd ist. Doch auch für die Gastfamilie bedeutet der Austausch jede Menge Stress.
Besonders tragisch ist es, wenn der Gastschüler sich so gar nicht integrieren will und bald einfach nur noch eine Last ist. Ebenso kann die Gastfamilie für den Schüler unter Umständen zur Belastung werden.
Ein Schüleraustausch wird so gut wie nie privat abgewickelt. Entweder kümmert sich die Schule um die Planung und Durchführung oder man nimmt an den Austauschprogrammen einer professionellen Organisation teil.
In jedem Fall hat man einen kompetenten und erfahrenen Ansprechpartner, der sich um alles kümmert. Dieser Vermittler sorgt auch dafür, dass Gastfamilien und Austauschschüler schon im Vorfeld darauf vorbereitet werden, was auf sie zukommt. So werden die Teilnehmer beispielsweise über die Kultur der anderen Partei informiert und erhalten wertvolle Verhaltenstipps.
Außerdem wird darauf geachtet, dass Austauschschüler und Gastfamilie auch gut zusammenpassen. So sollte jemand, der mit Tieren nicht besonders viel anfangen kann, keinesfalls auf einem Bauernhof landen.
Doch eine Organisation kann nur nach dieses offensichtlichen Umständen und nach eigenen Angaben der Parteien gehen. Einen Persönlichkeitsfragebogen muss niemand ausfüllen, wodurch sich natürlich auch schlecht sagen lässt, ob Gastfamilie und Austauschschüler wirklich gut miteinander auskommen werden.
Notfalls wird eine andere Gastfamilie gesucht
Meist kommt es durch kulturelle Unterschiede zu Konflikten. So legt man in Deutschland beispielsweise sehr viel Wert auf Besitz und Privatsphäre.
In anderen Ländern kennt man eine solche Einstellung nicht. So sollte man nicht gleich beleidigt sein, wenn der Gastschüler ungefragt an persönliche Dinge geht, sondern ihm in Ruhe erklären, dass man das hier nicht gerne sieht.
Anders verhält es sich natürlich, wenn einfach kein Draht zum Gastschüler entsteht und er wie ein Fremdkörper in der Familie ist. Scheitert jeglicher Versuch, ihn in den Alltag zu integrieren, so sollte man sich damit abfinden, dass die Chemie eben einfach nicht stimmt.
Natürlich kann die fehlende Sympathie auf beiden Seiten bestehen; nicht immer ist es die Gastfamilie, die sich diesbezüglich beschwert. Auch wenn ein Schüler das Gefühl hat, in der Familie nicht richtig willkommen zu sein und sich dort nicht wohlfühlt, ist ein Wechsel sinnvoll.
Schulen und Organisationen erleben solche Situationen nicht zum ersten Mal und finden in der Regel schnell eine andere Gastfamilie, die vielleicht besser zu dem neuen Schüler passt. Daher sollte man es auch nicht als persönliche Kritik empfinden, wenn der Gastschüler sich dazu entschließt zu gehen; Sympathie kann man schließlich nicht erzwingen.
Tipps für den Gastschüler, um sich einfacher zu integrieren
Zu Beginn wird alles ungewohnt und neu sein und zudem hängt es auch vom Typ ab, wie schnell man sich in eine solche ganz andere Situation einlebt. Es gibt jedoch einige Tipps, die Gastschüler beherzigen sollten, damit sie sich möglichst schnell möglichst wohlfühlen.
- Man sollte versuchen, Teil der Gastfamilie zu werden; dazu gehört auch, sich über die dortigen Regeln zu erkundigen
- Sprachliche Barrieren lassen sich am besten durch Reden überwinden - hier gilt es, die Scheu davor zu verlieren
- Die Gastfamilie trägt die Verantwortung für den Gastschüler - dieser sollte sich vernünftig verhalten; dazu gehören auch Pünktlichkeit und Absprachen, an die man sich hält
- Man bekommt schneller einen Draht zueinander, wenn man auch etwas über sich und seine Heimat erzählt, Dinge, die der Gastfamilie neu sind
- Durch gemeinsame Unternehmungen mit den Gastgeschwistern sowie der Familie ansich wird das Verhältnis schnell freundschaftlich werden
- Hilfe im Haushalt - zumindest das Angebot - sollte selbstverständlich sein
- Als Dankeschön sollte man der Gastfamilie ein kleines Geschenk aus der Heimat mitbringen
- Das Taschengeld, welches man von seinen Eltern bekommt, sollte man sich gut einteilen; hier kommt es darauf an, für welche Kosten man während des Aufenthalts selbst aufkommen muss
- Gibt es Probleme vor Ort, sollte man zunächst versuchen, diese auch dort zu klären - offene Gespräche mit der Gastfamilie werden mehr bringen, als der Anruf zuhause
- Als Schüler ins Ausland. Ein Ratgeber für Eltern und Jugendliche., Rowohlt Tb., 1999, ISBN 3499608251
- Schüleraustausch, Nomos, 2004, ISBN 3423580798
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Ein Schuljahr in Neuseeland Handbuch für ein High-School-Jahr Down Under. 2005/6 und 2006/7, Mana-Verlag, 2005, ISBN 3934031978
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Mein Jahr in den USA. Class of 2000. Erfahrungen - Informationen - Hinweise., Bwv - Berliner Wissenschafts-Verlag, 2001, ISBN 3830502273
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Als Schüler in den Vereinigten Staaten, Interconnections, 1995, ISBN 3860400649
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Als Gastschüler in den USA. Erfahrungen, Fakten, Informationen, Reise Know-How Verlag Grundmann, 2005, ISBN 3896622137
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ABC des echanges. Begleitbuch für den Schüleraustausch., Langenscheidt, 2006, ISBN 3468456115