Checkliste: Ist das Kind bereit fürs Gymnasium und welche Merkmale sollte dieses aufweisen?

Ist mein Kind bereit fürs Gymnasium? Diese Frage stellen sich wohl viele Eltern. Andere schicken ihren Nachwuchs für diese Schulform an, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen, ob diese sich auch tatsächlich am besten für das Kind eignet. Natürlich hilft das Gespräch mit den Lehrern. Doch gibt es auch ein paar Punkte, die Eltern beachten können - ebenso, was die Merkmale eines guten Gymnasiums angeht. Checkliste: Lesen Sie, ob Ihr Kind bereit fürs Gymnasium ist und welche Merkmale dieses aufweisen sollte.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Checkliste: Ist das Kind bereit fürs Gymnasium?

Im Anschluss an den Besuch der Grundschule als Primärstufe entscheiden die Erziehungsberechtigten über den Wechsel zu einer weiterführenden Schule in der Sekundarstufe I. Für den geplanten Besuch des Gymnasiums hilft den Eltern eine Checkliste, um die Eignung ihres Kindes richtig einzuschätzen.

Das Gymnasium führt, als eine weiterführende Schule der Sekundarstufe I, zur Hochschulreife. Die Sekundarstufe I umfasst als Schulstufen die Haupt- und die Realschule, die beiden Formen integrierte und kooperative Gesamtschule, sowie das Gymnasium bis zur neunten Klasse. Danach folgt in der Sekundarstufe II die gymnasiale Oberstufe - abhängig von dem jeweiligen Bundesland in den Klassen zehn bis zwölf, elf bis zwölf oder elf bis dreizehn.

Ist das Gymnasium die richtige Wahl für mein Kind?

Doch bis dahin ist es für den erfolgreichen Grundschüler noch ein weiter Weg. Für ihn steht in der vierten Klasse der Primärstufe die Entscheidung an, ob insgesamt die Voraussetzungen für einen Wechsel zum Gymnasium vorliegen.

Während es in früheren Jahrzehnten eine verbindliche Grundschulempfehlung gab, entscheiden heutzutage ausschließlich die Eltern beziehungsweise die Erziehungsberechtigten darüber, welche der weiterführenden Schulen sie in der Sekundarstufe I für ihr Kind als geeignet ansehen. Wenn das Gymnasium präferiert wird, dann ist damit auch als Ziel das Abitur, also die erfolgreiche Abiturprüfung, verbunden.

Für den in der Regel zehnjährigen Grundschüler bedeutet das einen acht- bis zu neunjährigen Gymnasiumbesuch. Selbst wenn die letztendliche Entscheidung zum Schulübertritt bei den Eltern liegt, so sollten sie doch die Meinung der Grundschule berücksichtigen und in ihre Überlegungen einbeziehen.

Drei Gesichtspunkte des Gutachtens

Sie wird mancherorts als Gutachten schriftlich formuliert und bezieht sich schwerpunktmäßig auf diese drei Gesichtspunkte. Die können vom Lehrkörper erfahrungsgemäß besser als von den Eltern bewertet werden.

  • Leistungsstand als Momentaufnahme anhand der Zeugnisnoten
  • Lernentwicklung - Lern- und Arbeitsverhalten, Prognose für zukünftiges Lernen
  • Lernfähigkeit - Einschätzung von selbstständigem schulischem Lernen im Verhältnis zu häuslicher Förderung

Generelle Checkliste

Darüber hinaus, und das ist für das Schulkind ebenso wichtig, müssen die Erzieher eine eigene Checkliste aufstellen und die Fragen objektiv sowie realistisch beantworten.

  • Lust am Lernen
    • Wie ausgeprägt ist das Interesse des Kindes am kontinuierlichen Wissenserwerb?
  • Konzentrationsfähigkeit
    • Ist das Kind dazu in der Lage, sich deutlich länger als eine Stunde zu konzentrieren, sich also auf einen Sachverhalt zu fokussieren?
  • Begeisterungsfähigkeit
    • Wie steht es um das ganz allgemeine Interesse an Neuem und an Fremdem - ist das Kind allem gegenüber aufgeschlossen, oder eher nicht, bis hin zu desinteressiert?
  • Selbstständiges Arbeiten
    • Eine der ganz wichtigen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gymnasiumbesuch - managt das Kind seinen Schulalltag ohne Rückfragen bei den Eltern und lernt es zuhause ohne Aufsicht, oder muss ihm permanent über die Schulter geschaut werden?
  • Flüssigkeit im Arbeitsablauf
    • Wird zügig und ohne Unterbrechung gelernt?
    • Werden zunächst die Lieblings- oder die unangenehmen Fächer bearbeitet?
    • Warum und wie lange werden Pausen beim Nachmittagslernen gemacht?
  • Merkfähigkeit
    • Kann das Kind gut auswendig lernen?
    • Wird das Gelernte dauerhaft behalten, muss zwischendurch wiederholt werden, oder wird auch manches regelrecht vergessen?
  • Selbstvertrauen in das eigene Können
    • Ist ausreichend Ehrgeiz vorhanden, muss oder kann er geweckt werden, und wie sieht es bei Schwierigkeiten beziehungsweise bei Erfolglosigkeit aus?
  • Belastbarkeit
    • Wird der Schulalltag eher als Last denn als Lust empfunden?
    • wird die Anstrengung schnell oder weniger schnell zur Belastung, und wie wird dann damit umgegangen?
  • Freude am Lernen und Denken
    • Wie steht es um innovatives Denken und Handeln?
    • Wie werden Problemlösungen angegangen?
  • Heimisches Umfeld zum Lernen
    • Bieten die Eltern für die kommenden zehn Jahre das notwendige Umfeld aus organisatorischer und auch finanzieller Sicht mit eigenem Jugendzimmer, Ruhe und Abgeschiedenheit zum Lernen?
  • Elektronische Medien wie Internet, Handy, Smartphone & Co.
    • Sie müssen dauerhaft investiert, der Umgang damit jedoch kontrolliert bis hin zu eingeschränkt werden können - kann das gewährleistet werden?

Abschließend stellt sich noch die Frage, ob die bisherigen schulischen Leistungen in der Grundschule so gut gewesen sind, dass daran nahtlos an die Anforderungen des Gymnasiums angeknüpft werden kann. Um dort erfolgreich zu sein, muss das Kind die Grundschule ohne jede Elternunterstützung oder gar Nachhilfeunterricht besucht haben.

Gymnasium oder Realschule?

Der Lehrplan bzw. die Fächer der Schulformen Gymnasium und Realschule unterscheiden sich nicht groß voneinander. Im Gymnasium gibt es für gewöhnlich eine größere Fächervielfalt im Wahlpflichtbereich, außerdem wird Latein gelehrt. Zudem ist das Unterrichtspensum umfangreicher und intensiver.

Entscheidend ist der Abschluss - im Gymnasium das Abitur, in der Realschule die Mittlere Reife. Wenn man die Fachoberschulreife mit guten Noten abschließt, ist auch das anschließende Abitur möglich.

Wechsel in höhere Schulform schwierig

Auch im Nachhinein stellt der Schulformwechsel eine Möglichkeit dar, sollte sich das Kind doch anders entwickeln. Schwierig ist es jedoch, wenn es um den Wechsel in eine höhere Schulform geht, da der Unterricht dort umfangreicher ist - das fehlende Wissen gilt es somit, aufzuholen, was nicht für jeden Schüler bzw. jede Schüle machbar ist.

Ein problemloser Wechsel ist meist bis zur Jahrgangsstufe 9 möglich. Hier gilt es jedoch zu beachten, dass diese Möglichkeit in der Regel nur am Anfang des Schuljahres besteht.

Hinzu kommen einige Voraussetzungen, die seitens des Schülers erfüllt werden, wie etwa gute Noten oder Empfehlungen des Lehrers. Möchte man nach der 10. Klasse noch ins Gymnasium wechseln, braucht man einen Realschulabschluss.

Wenn man sich für das Gymnasium - und bestenfalls auch für eine bestimmte Art - entschieden hat, kommt es bei der Auswahl auch auf bestimmte allgemeine Merkmale an...

Merkmale eines guten Gymnasiums

Bei der Wahl des Gymnasiums stellt sich die Frage, welche Merkmale es aufweisen sollte, um als empfehlenswert zu gelten.

Inhaltliche Schwerpunkte des Gymnasiums

Viele Gymnasien setzen inhaltlichen Schwerpunkte. So haben einige Schulen ein breitgefächertes Unterrichts- und Freizeitangebot im musikalischen oder künstlerischen Bereich, andere sind für ihre naturwissenschaftlich-mathematische Ausrichtung bekannt und wiederum andere legen ihren Schwerpunkt auf Fremdsprachen.

Kinder, die sehr einseitige Interessen haben, sind auf solchen Gymnasien gut aufgehoben. Hier können sie neben der allgemeinen Hochschulreife auch Zusatzqualifikationen in ihrem Interessenbereich erwerben. Parallel zur Schulausbildung gibt es beispielsweise Möglichkeiten, berufsqualifizierende Abschlüsse als Fremdsprachenkorrespondent oder Erzieher zu erwerben.

Den Tag der offenen Tür im Gymnasium besuchen

Wer auf der Suche nach einem guten Gymnasium ist, sollte am Tag der offenen Tür die Möglichkeit nutzen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Auf diesem Wege kann man sich einen Eindruck

  • von den Räumlichkeiten
  • von den Lehrern und
  • vom Klima zwischen den Schülern

verschaffen. Der Tag der offenen Tür sollte aber nicht allein ausschlaggebend für die Schulwahl sein, da hier ein Einblick in den realen Schulalltag meist zu kurz kommt. Vielmehr sollte man sich auch anderweitig informieren.

Informationen von Schulleiter und Lehrern einholen

So kann man ein gutes Gymnasium auch daran erkennen, dass Schulleiter und Lehrer gerne und ausführlich Informationen über ihre Schule geben und auf Anfragen nicht abweisend reagieren. Zudem spricht ein öffentlich einsehbares Schulprogramm für eine gute Schule, die hinter ihren Zielen und Angeboten steht.

Einen Blick auf außerschulische Angebote des Gymnasiums werfen

Bei der Schulwahl sind sowohl für Eltern als auch für Schüler außerschulische Angebote ein wichtiges Entscheidungskriterium. Werden im Anschluss an den Unterricht

angeboten, können Schüler zusammen mit Freunden und Klassenkameraden ihren Hobbys nachgehen und Eltern wissen ihre Kinder auch nach Schulschluss gut betreut.

Weitere Kriterien für ein gutes Gymnasium

Letztlich kann auch der Ruf eines Gymnasiums die Schulwahl beeinflussen. Viele Schulen verweisen auf ihrer Homepage auf Zeitungsartikel und Pressemitteilungen, die in den letzten Jahren erschienen sind. Auch lange Anfahrtswege von Schülern sowie positive Erfahrungen von Familien aus dem Freundeskreis oder der Nachbarschaft deuten darauf hin, dass es sich um ein gutes Gymnasium handelt.

Ebenso sollten Eltern und Schüler auf folgende Aspekte achten:

  • die Atmosphäre: Begrüßung, Umgang miteinader, Bauchgefühl
  • die Art des Direktors als Leiter des Gymnasiums: Umgangsart, Stil, Offenheit etc.
  • ein praktikabler Anfahrtsweg
  • die Größe der Schule bzw. Klassen für Rückschlüsse auf die Lerneffizienz
  • Ausstattung: modern, hygienisch, ergonomisch
  • Position der Schule: welche Ziele werden angestrebt?
  • Wettbewerbe, an denen die Schule sich beteiligt