Der unbekannte Süßstoff Xylit - hilft er wirklich gegen Karies?

In Deutschland ist Xyilt kaum jemanden ein Begriff. In skandinavischen Ländern dagegen haben ihn besonders die Zahnärzte längst für sich entdeckt, denn ihnen zufolge kann der Zuckerersatz, der oft als "Xucker" bezeichnet wird, sowohl einer Karieserkrankung vorbeugen, als sie auch verbessern. Aber ist da wirklich etwas dran?

Von Cornelia Scherpe

Xylit als Süßungsmittel nimmt seinen Anfang im Zweiten Weltkrieg, als es in Finnland nicht mehr ausreichend Zucker gab. Man fand heraus, dass sich Birkenholz so verarbeiten lässt, dass ein zuckerähnlicher Stoff gewonnen werden kann: Xylit.

Nach einigen Jahren fiel auf, dass die Einwohner Finnlands seltener an Karies litten, als es in anderen Ländern der Fall war. Studien zeigten dann, dass man dies dem Xucker zu verdanken hatte.

Studien belegen die Wirksamkeit

1975 starteten finnische Forscher die Turku-Studie. In Form einer Langzeit-Studie betreute man 115 Probanden über insgesamt drei Jahre hinweg. Während einige Fructose zum Süßen bekamen, durften die anderen nur mit Xylit arbeiten.

  • Gegenüber dem normalen Zucker konnte Karies bei denen, die ihre Lebensmittel mit Fructose zu sich nahmen, um immerhin 30 Prozent reduziert werden.
  • Doch wer Xylit bekommen hatte, dessen Risiko war sogar um 85 Prozent gesunken.

Diese anti-kariogene Wirkung konnte auch in Folgestudien bestätigt werden. Dabei stellte man sogar fest, dass selbst vorhandenes Karies durch Xylit weniger wurde. Die Wachstumsrate von Karies hatte sich um 82 Prozent verringert. Doch wie funktioniert das?

Wie funktioniert der Schutz?

Auch wenn Xylit ebenso wie Zucker schmeckt, sind die enthaltenen Stoffe gänzlich anders. So beeinflusst der Xucker zum Beispiel den Insulin-Stoffwechsel kaum, weshalb besonders Diabetiker von diesem Süßungsmittel profitieren können.

  • Die Zähne werden ebenfalls aus dem Grunde geschützt, dass Xucker eben nicht wie Zucker ist. Die Bakterien im Mundraum warten auf den Zucker, den sie nur Energiegewinnung brauchen und dieser bleibt aus.

  • Xylit wirkt sich zudem positiv auf den Speichelfluss aus, sodass viele Säuren und Bakterien einfach weggespült werden. Da der menschliche Speichel reich an Mineralien ist, werden in Zusammenarbeit mit Xucker die Zähne geschützt. Die Erreger können sich weniger gut festhalten.

    Konsumenten von Xylit merken das ganz deutlich, da die Zahnoberfläche spürbar glatter wird. So wird das Risiko für die Entstehung von Karies deutlich minimiert.

  • Auch Paradontose hat es so schwerer, da sich weniger Erreger in den Zahnfleischtaschen einnisten können. Kleine Löcher in den Zähnen konnten in Studien durch tägliche Anwendung bekämpft werden, da sich die Zahnstruktur regenerierte.

Warum ist Xylit in Deutschland kaum bekannt?

Insgesamt wurden bereits gut 300 Studien zum Birkenzucker durchgeführt, doch in Deutschland hört man relativ wenig davon. Der Grund mag in der Tatsache liegen, dass bisher keine deutschen Studien durchgeführt wurden. Eine lange Zeit nahm man von dem Thema wohl auch Abstand, da die Preise mit durchschnittlich 80 Euro für 1.000 Gramm schlicht astronomisch waren.

Inzwischen ist die Massenproduktion von Xucker aber einfacher und daher wird der Süßstoff auch erschwinglich. Doch bisher sind die Krankenkassen und die meisten Ärzte hierzulande schlicht nicht informiert.

Zumindest die Unbedenklichkeit für den menschlichen Körper hat man aber in Europa und in den USA bereit anerkannt. Sowohl die FDA (United States Food and Drug Administration) als auch die EFSA (Europäische Behörde für Nahrungsmittelsicherheit) bestätigen, dass Xylit als Nahrungsmittel bedenkenlos eingesetzt werden kann.

Xylit kommt nicht nur in Birkenholz vor, sondern findet sich auch im menschlichen Körper. Die chemische Verbindung ist ein Zwischenschritt unseres Stoffwechsels. Jeder hat also Xylit in der Leber, wenn gerade Glukose abgebaut wird.