Wissenswertes zur Haute Couture - Ursprünge, Entwicklung, Merkmale

Haute Couture ist ein bekannter Begriff aus der Modebranche. Bei Couture-Mode handelt es sich immer um Designer-Mode. Schließlich werden hochwertige Couture-Kleidungsstücke immer von einem Designer entworfen. Doch nicht jedes Designer-Stück ist damit auch automatisch ein Couture-Kleidungsstück - wichtig ist die Mitgliedschaft im Chambre Syndicale de la Haute Couture. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Haute Couture.

Von Jens Hirseland

"Haute Couture" ist ein Begriff, der dem Französischen entstammt. Er bedeutet soviel wie "gehobene Schneiderei".

Die Ursprünge

Als Begründer der Haute Couture gilt der englische Modeschöpfer Charles Frederick Worth (1826-1895). Dieser gründete 1857/58 in der französischen Hauptstadt Paris das erste große Modehaus, in dem er unter seinem Namen Markenkleidung anbot. Zum ersten Mal verband man auf diese Weise einen bestimmten Modestil mit dem Namen des Schöpfers.

Charles Frederick Worth kam auch als erster auf die Idee, die Kleidungsstücke von Mannequins vorführen zu lassen. Allerdings war diese kostspielige Mode in erster Linie wohlhabenden Menschen vorbehalten. So zählten zum Beispiel die französische Kaiserin Eugenie, Kaiserin Elisabeth von Österreich und die englische Königin Victoria zu den Kunden des englischen Modeschöpfers.

Glamouröse Haute Couture
Glamouröse Haute Couture

Weitere Entwicklung

Worth und sein Assistent, der Franzose Paul Poiret (1879-1944), übten einen maßgeblichen Einfluss auf spätere Modeschöpfer des 20. Jahrhunderts aus. Dazu gehörten auch Christian Dior (1905-1957), Coco Chanel (1883-1971) und Yves Saint Laurent (1936-2008). So avancierte Paris im Laufe der Zeit zum Zentrum der Haute Couture. Neben der Mode wurden von einigen Haute-Couture-Häusern auch exklusive Parfums kreiert, die teilweise noch heute erworben werden können.

Haute Couture gibt es nur aus Paris
Haute Couture gibt es nur aus Paris

Haute Couture in der heutigen Zeit

In der heutigen Zeit unterteilt man das Modedesign prinzipiell in zwei Sparten. Dies sind die Haute Couture, die exklusive und maßgeschneiderte Kreationen anbietet, sowie die Prêt-à-porter-Mode, die sich seit den 50er Jahren etabliert hat.

Im engeren Sinne versteht man unter Haute Couture die Damenmode von ein paar wenigen Modefirmen, die vom dem französischen Modeverband Chambre Syndicale de la Haute Couture die Berechtigung erhalten, ihre Mode als gehobene Schneiderei zu bezeichnen. In Frankreich ist der Begriff "Haute Couture" gesetzlich geschützt.

Dazu gezählt wird gehobene Schneiderkunst aller Art, wozu auch die Herrenmode zählt. Damit die Modefirmen das Recht erhalten, ihre Mode als Haute Couture bezeichnen zu dürfen, müssen sie sich Jahr für Jahr bei der Chambre Syndicale de la Haute Couture erneut um ihre Mitgliedschaft bewerben.

Firmen, die diese Mitgliedschaft nicht besitzen, haben auch nicht das Recht, ihre Mode als Haute Couture zu bezeichnen. Die Kundschaft für Haute-Couture-Mode ist jedoch recht begrenzt. So gibt es auf der ganzen Welt nur ungefähr 2.000 Frauen, die es sich leisten können, Haute Couture zu kaufen.

Die Preise sind entsprechend hoch. So kann ein einzelnes maßgeschneidertes Kleid 25.000 bis 100.000 Euro kosten.

Wie aus Designer-Mode Haute Couture wird

Die meisten Menschen haben sicher das eine oder andere Kleidungsstück in ihrem Schrank, das von einem Designer entworfen wurde. Das muss nicht einmal ein Stück aus einer Kollektion eines weltweit gefeierten Star-Designers sein, sondern kann auch von einem nur regional bekannten Designer stammen, der gerade erst sein Studium abgeschlossen hat. Doch nur weil dieser oder jener Designer in seiner Boutique ein handgearbeitetes Einzelstück verkauft, handelt es sich nicht gleich um Haute Couture.

Auch individuell entworfene und handgearbeitete Designerstücke sind nicht automatisch Haute Couture
Auch individuell entworfene und handgearbeitete Designerstücke sind nicht automatisch Haute Couture

Kriterien für Couture-Mode

Definition: Bei Haute Couture handelt es sich immer um maßgeschneiderte und handgearbeitete Kleidungsstücke aus feinsten Materialien.

Natürlich wird landläufig all jene Mode als Haute Couture bezeichnet, bei der das Schneidern offenkundig zu einer Kunst erhoben wurde. Doch streng genommen ist auch edle Mode aus angesehenen Modehäusern nicht automatisch Haute-Couture. Damit Kleidungsstücke unter dem geschützten Begriff Haute Couture geführt werden darf, muss diese nämlich ganz bestimmte Kriterien erfüllen.

Materialien, Verarbeitung und Maßanfertigung

  1. Zunächst einmal ist es für Couture-Mode zwingend erforderlich, dass sie aus besonders edlen, luxuriösen Stoffen hergestellt wurde.
  2. Diese edlen Stoffe werden dann in Handarbeit verarbeitet.
  3. Dabei wird nicht nach den Maßen irgendeiner Schneiderpuppe gearbeitet, sondern nach den exakten Maßen der jeweiligen Kundin.

Doch auch wenn ein Kleidungsstück all diese Kriterien erfüllt, darf es sich noch immer nicht Haute Couture nennen. Dafür ist es nämlich erforderlich, dass die Designer oder Modehäuser Mitglieder im elitären Modeverband von Paris sind. Nur wer vom "Chambre Syndicale de la Haute Couture" offiziell dazu berechtigt wurde, darf seine Damenmode als Haute Couture verkaufen.

Saisonbezogene Lizensvergabe

Elitär: Modehäuser müssen sich jede Saison um eine Lizenz bewerben, Couture verkaufen zu dürfen!

Modehäuser, die einmal die Berechtigung erhalten haben, ihre Mode als Couture-Mode zu verkaufen, behalten dieses Recht keineswegs für immer. Denn für jede neue Saison müssen sich die Modehäuser erneut darum bewerben, dieses Recht zu erhalten. Um echte Haute Couture Kleider verkaufen zu dürfen,

  1. muss zum Beispiel der Hauptsitz des Modeunternehmens in Paris sein.
  2. Im Atelier müssen mindestens 15 Personen in Vollbeschäftigung arbeiten und
  3. dort müssen pro Saison mindestens 35 verschiedene Kleidungsstücke (inklusive Abendkleider) vom Designer entworfen und in Handarbeit genäht werden.
  4. Außerdem müssen die Einzelstücke auf den Couture-Modenschauen in Paris der Öffentlichkeit und der Presse vorgestellt werden.
Im Schneideratelier müssen mindestens 15 Mitarbeiter in Vollbeschäftigung arbeiten
Im Schneideratelier müssen mindestens 15 Mitarbeiter in Vollbeschäftigung arbeiten

Da diese Kriterien nicht immer von allen Designern oder Modehäusern erfüllt werden können, gibt es auch von den renommierten Modehäusern nicht in jedem Jahr echte Haute Couture - selbst wenn es sich bei deren Mode um Kleidungsstücke höchster Schneiderkunst handelt.