Entstehung und Bedeutung der Jugendweihe

Die Jugendweihe oder auch Jugendfeier markiert den Übergang vom Jugendalter ins Erwachsenleben. Sie wird im Alter von 14 Jahren abgehalten und wird teils auch als weltliches Gegenstück zur Firmung oder Konfirmation angesehen. Die Vorbereitung für die Jugendweihe besteht aus einem oft mehrmonatigen Programm. Informieren Sie sich über die Entstehung und Bedeutung der Jugendweihe.

Von Jens Hirseland

Als Jugendweihe oder Jugendfeier bezeichnet man eine festliche Initiation, mit der der Übergang vom Jugendalter ins Erwachsenenalter zelebriert wird. Sie ist für Jugendliche, die 14 Jahre alt sind, gedacht.

Bedeutung der Jugendweihe

Jugendweihen richten sich an Jugendliche von 14 Jahren, die mit dieser Feier in die Welt der Erwachsenen eingeführt werden. Sie gilt auch als weltliches Pendant zur kirchlichen Konfirmation oder Firmung.

Besonders beliebt sind die Jugendweihen in Ostdeutschland. Abgehalten werden sie von

  • freireligiösen Organisationen
  • Jugendweihe-Vereinen und
  • humanistischen Vereinigungen.

Bedeutendster Anbieter von Jugendweihen ist der Verein Jugendweihe Deutschland e.V., der aus mehreren Landesverbänden besteht. In den östlichen Bundesländern nehmen ca. 40 Prozent aller Jugendlichen an Jugendweihen teil.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands wird teilweise auch der Begriff "Jugendfeier" verwendet, um sich von der Jugendweihe-Tradition in der DDR abzugrenzen. So sollen die Jugendlichen nicht geweiht werden, sondern symbolisch den Schritt ins Erwachsenenleben machen. Vor der Jugendfeier absolvieren die Jugendlichen ein mehrmonatiges Vorbereitungsprogramm, zu dem zahlreiche Angebote gehören, die sich mit dem Erwachsenwerden befassen.

Um sein Kind für die Jugendweihe anzumelden, müssen teils Anmeldefristen beachtet werden. Die Teilnahmegebühr beträgt in der Regel 80 bis 120 Euro. Was im Preis inbegriffen ist, ist unterschiedlich geregelt; manchmal gehören auch Gästekarten für die Angehörigen dazu.

Die Beiträge für Unternehmungen wie

  • Sprachreisen
  • Wochenendfahrten und
  • Sommercamps

müssen extra entrichtet werden. Die Feier ansich wird meist in einer edlen Räumlichkeit, beispielsweise einem Theater, abgehalten.

Jugendlicher wird auf Händen von mehreren Freunden getragen
Jugendlicher wird auf Händen von mehreren Freunden getragen

Entwicklung der Jugendweihe

Ins Leben gerufen wurde die Jugendweihe im Jahr 1852 von freireligiösen Gemeinden, um eine Alternative zur kirchlichen Konfirmation oder Firmung anzubieten. So sollten die Kinder eine moralische Erziehung unabhängig von Religionen erhalten.

Oftmals fiel die Jugendweihe mit dem Schulabschluss zusammen. Nach der Feier sprach man die Jugendlichen nicht mehr mit "Du", sondern wie einen Erwachsenen mit "Sie" an.

Während der Veranstaltung hielt der Jugendlehrer einen Vortrag, an den sich ein Gelöbnis der Jugendlichen anschloss. Auch Texte und Lieder wurden vorgetragen.

Weimarer Republik

Ihre Blütezeit erlebte die Jugendweihe während der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1933. Vor allem die Jugendweihen der Arbeiterparteien SPD und KPD sowie der Gewerkschaften erlangten größere Bedeutung.

Letztlich stellte die Jugendweihe jedoch auch während der Weimarer Republik lediglich eine Randerscheinung dar, weil mehr als 95 Prozent aller Jugendlichen nach wie vor die Konfirmation oder Firmung feierten. Als im Januar 1933 die Nationalsozialisten an die Macht gelangten, verboten sie die Parteien sowie deren Verbände.

Das gleiche Schicksal ereilte zahlreiche freireligiöse Gemeinden und Freidenker-Bewegungen. Dadurch konnten auch die Jugendweihen, die von diesen Organisationen angeboten wurden, nicht mehr ausgeübt werden. Ein generelles Verbot der Jugendweihen gab es allerdings nicht.

Die Nationalsozialisten entwickelten nun ihrerseits Jugendfeiern wie die Schulentlassungsfeier. Außerdem gab es Aufnahmerituale in die Hitlerjugend (HJ) und den Bund Deutscher Mädel (BDM). Ab 1940 kam es zum Zusammenfassen dieser drei Elemente zur NS-Jugendleite, die einen Widerpart gegen die christliche Konfirmation und Firmung bilden sollte.

Nach dem Krieg

Nach Ende des 2. Weltkrieges konnten die Freidenker und die freireligiösen Verbände die Jugendweihe wieder durchführen. In Westdeutschland und West-Berlin wurde die Jugendweihe modernisiert und mit neuen Inhalten versehen.

In der DDR stand die herrschende SED der Jugendweihe zunächst ablehnend gegenüber. Dies änderte sich jedoch 1953, als die sowjetische KPdSU mit der Jugendweihe eine sozialistische Alternative zur christlichen Konfirmation oder Firmung schaffen wollte. So nutzten sie die Machthaber in der DDR ab 1954 zu propagandistischen Zwecken aus und etablierten sie als staatliche Alternative zur Konfirmation bzw. Firmung.

Ab 1958 geriet die Jugendweihe sogar zur Zwangsveranstaltung, da alle Jugendlichen in der DDR daran teilnehmen sollten. Wer sich weigerte, musste mit schweren Benachteiligungen in Schule und Beruf rechnen.

Vor der Jugendweihe war es üblich, zwölf Monate lang Jugendstunden durchzuführen, bei denen Schulungen und Vorträge zu unterschiedlichen Themen wie Politik oder Sexualität stattfanden. Darüber hinaus wurde politischer Einfluss auf die Jugendlichen ausgeübt, um sie für den Sozialismus sowjetischer Prägung zu begeistern.

Zentrale Punkte beim Gelöbnis der Jugendweihe waren der Einsatz für den Arbeiter- und Bauernstaat sowie die Freundschaft zur Sowjetunion. Da es bei der Jugendweihe auch viele Geschenke von den Angehörigen gab, erfreute sie sich bei den Jugendlichen großer Beliebtheit.

Tipps zur Vorbereitung und Planung

Bei der Vorbereitung und Planung der Jugendweihe sollten einige Punkte beachtet werden. Hilfreich ist, sich frühzeitig mit diesen auseinander zu setzen. Wichtig sind etwa

  • ein Familiengespräch, um sich über den Sinn der Jugendweihe auszutauschen und sich zusammen die Angebote anzusehen
  • ein Gespräch unter Freunden, um zu entscheiden, welche Unternehmungen man in der Vorbereitungsphase wünscht
  • Überlegungen, wie und mit wem man den Tag der Jugendweihe feiern möchte und welche Programmpunkte nicht fehlen dürfen
  • das Zurechtlegen des Outfits und die Vereinbarung eines Friseurtermins
  • die Planung der Gästeunterbringung
  • die rechtzeitige Verteilung der Einladungen
  • das Engagieren eines Fotografen, um das Ereignis in besonderer Erinnerung bewahren zu können
  • eine Erinnerung an das Begleichen des Rechnungsbetrags

Nach der Jugendweihe sollte man Danksagungen verschicken.