Mehrere Heimaten - geht das?

Unter Heimat verstehen Menschen einen Ort, eine Region oder ein soziales Umfeld, in dem sie sich zuhause und geborgen fühlen. Doch kann man auch mehrere Heimaten haben? Der Begriff "Heimat" kann unterschiedliche - zahlreiche - Facetten haben. So gesehen ist es durchaus auch möglich, mehrere Bereiche damit in Verbindung zu bringen. Lesen Sie, inwieweit es möglich ist, mehrere Orte und/oder soziale Faktoren als Heimaten zu bezeichnen.

Von Jens Hirseland

Heimat ist ein Begriff, der höchst unterschiedlich interpretiert wird. Insofern kann ein Mensch auch mehrere Heimaten haben.

Mit dem Wort "Heimat" wird in der Regel auf eine Beziehung zwischen Mensch und Raum verwiesen. In den meisten Fällen bezieht sich der Heimatbegriff auf einen räumlichen Ort wie ein Land, eine Region, eine Stadt, ein Dorf oder den Ort, an dem man geboren ist.

Aber auch ein bestimmtes soziales Umfeld, eine Religion, eine Kultur oder eine Sprache können als Heimat dienen. Ebenso sehen Menschen wirkliche oder vorgestellte Objekte, mit denen sie sich identifizieren, als Heimat an. So ist Heimat oftmals die Gesamtheit der individuellen Lebensumstände eines Menschen.

Heimat in unterschiedlichen Dimensionen

Im Laufe ihres Lebens wechseln die meisten Menschen ihren Wohnort und damit auch ihre Heimat. Werden sie an einem neuen Ort heimisch, erinnern sich aber immer noch gern an ihre frühere Heimat, haben sie zum Beispiel zwei Heimaten.

Der Heimatbegriff wird in vier verschiedene Dimensionen unterteilt. Dies sind

  • eine räumliche Dimension
  • eine soziale Dimension
  • eine kulturelle Dimension und
  • eine Zeit-Dimension.

Die räumliche Dimension der Heimat steht für die Verbundenheit eines Menschen mit einem realen Ort, einer Region, einer Landschaft oder seinem Vaterland. Doch nicht immer wird ein bestimmter räumlicher Ort auch von jedem als Heimat empfunden. So finden manche Menschen erst an einem anderen Ort eine neue Heimat, in der sie sich wohlfühlen.

Im Christentum vertritt man sogar die Ansicht, dass sich die wirkliche Heimat der Menschen nicht im Diesseits, sondern im Jenseits befindet. Bei der sozialen Dimension von Heimat handelt es sich um die Beziehung zu einem sozialen Umfeld und zu anderen Menschen.

So kann die Heimat dort sein, wo Familie und Freunde leben. Unter der kulturellen Heimatdimension versteht man die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kultur, in der man sich heimisch fühlt.

Spricht man von der Zeitdimension der Heimat, ist damit die Sehnsucht nach einer anderen Zeit gemeint. Dabei kann es sich um die eigene Kindheit oder um, als glücklich empfundene, vergangene Zeiten handeln.

So kommt es bei vielen Menschen häufig durch die Erinnerung an die Vergangenheit zu einem Gefühl von Heimat. Da sich diese verschiedenen Begriffsdimensionen häufig miteinander überschneiden, kann ein Mensch also durchaus mehrere Heimaten haben.

Heimat bedeutet glücklichsein und Geborgenheit
Heimat bedeutet glücklichsein und Geborgenheit

Über Erinnerungen und Zugehörigkeit

Heimat ist Erinnerung. Schon der Geruch von etwas kann einen an "Zuhause" erinnern. Man wird sofort von einem wohligen Gefühl durchströmt, welches man mit einer Heimat, wie auch immer diese aussehen mag, in Verbindung bringt.

Nahaufnahme kleines Mädchen mit geschlossenen Augen riecht an violetter Blume
Nahaufnahme kleines Mädchen mit geschlossenen Augen riecht an violetter Blume

Besonders für Menschen, die viel reisen, kann der Begriff der Heimat viele unterschiedliche Facetten haben. Eine klare Definition fällt hier häufig nicht leicht.

Man sieht viele neue Orte, und je wohler man sich an diesen fühlt, desto eher ist die Wahrscheinlichkeit, dass man diese erneut besuchen wird. Ebenso wächst das Gefühl der Zugehörigkeit. Man lernt die einst neue Kultur immer besser kennen, ebenso die Menschen, die dort leben.

Mit der Zeit kann man sich in einem zuvor fremden Land sogar mehr zuhause fühlen, als an dem Ort, wo man geboren wurde. Gleichzeitig bleibt dieser auch irgendwo Heimat.

Man gehört irgendwo dazu. Ist dieses Empfinden besonders stark, lässt es sich als Heimatgefühl beschreiben. Man baut Vertrauen zu Menschen auf und auch eine Stadt kann einem so vertraut werden, dass man sie als Zuhause ansieht.

Wer als Kind etwa mit seiner Familie jedes Jahr an denselben Ort reist, wird diesen mit der Zeit ebenso als zweites Zuhause ansehen. Im Erwachsenenalter wird man vielleicht selbst hierher reisen. Selbst, wenn man einige Jahre nicht mehr dort war, wird einem der Ort sehr vertraut sein.

Auch, wer zweisprachig aufwächst, wird schnell das Gefühl bekommen, zwei Heimaten zu haben. Vielleicht ist man in einem anderen Land geboren und noch im Kindesalter umgezogen. Vielleicht kommen Mutter und Vater aus unterschiedlichen Ländern.

Mit beiden wird man im Laufe des Lebens konfrontiert werden. Mit beiden verbindet man bestimmte Erinnerungen, und häufig fällt es nicht leicht, das eine oder das andere Land als Heimat anzusehen.