Androgene - Merkmale, Bedeutung und Werte

Unter Androgenen versteht man Sexualhormone mit virilisierender Wirkung. Damit ist gemeint, dass sie für die Ausbildung von sekundären Geschlechtsmerkmalen, wie eine tiefer werdende Stimme, die Entwicklung von Muskeln sowie Bartwuchs, verantwortlich sind. Die Bildung erfolgt in Nebennieren und Hoden; auch in den Eierstöcken werden sie in geringer Menge produziert. Informieren Sie sich hier über Merkmale, Bedeutung und Werte von Androgenen.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Androgene - Merkmale und Bedeutung

Bei Androgenen handelt es sich zumeist um Steroidhormone. Sie stimulieren oder kontrollieren die Entwicklung und Erhaltung männlicher sekundärer Geschlechtsmerkmale durch die Bindung an Androgenrezeptoren. Gebildet werden Androgene in der Nebennierenrinde sowie in den Hoden, bei Frauen in den Eierstöcken, in der Nebennierenrinde sowie im Fettgewebe.

Androgene übernehmen im menschlichen Körper unterschiedliche Funktionen. Die biologische Funktion liegt in erster Linie in der Ausbildung sekundärer männlicher Geschlechtsmerkmale.

Zudem spielen sie bei der Reifung der Spermien eine Rolle und sind wichtig für die Tätigkeit der akzessorischen Drüsen des Genitaltrakts. Zu den wichtigen Funktionen von Androgenen zählen des Weiteren

  • die Hemmung der Fettablagerung
  • die Vergrößerung von Skelettmuskelzellen
  • die Regulation der menschlichen Aggression

Funktion von Androgenen bei der Frau

Bei Frauen übernehmen Androgene folgende Funktionen:

  • Vorstufen für die Produktion von Östrogen
  • seelische und körperliche Ausbildung der Geschlechtsrolle
  • Entwicklkung der Körperbehaarung
  • Förderung der sexuellen Lust
  • Beeinflussung der Talgdrüsen, Haarwurzeln und Haut
  • Kräftigung der Muskeln
  • Stärkung der Knochen

Arten und Funktion von Androgenen

Zu den wichtigsten Androgenen gehören

  • Testosteron
  • Dehydrotestosteron (DHT)
  • Dehydroepiandrosteron (DHEA)
  • Androsteron (ADT)
  • Androstendion (ASD) und
  • Androstendiol.

Testosteron

Testosteron ist ein Steroidhormon, das sowohl bei Männern als auch bei Frauen vorkommt. In Wirkungsweise und Konzentration gibt es jedoch erhebliche Unterschiede. Beim Mann entsteht das Testosteron in den Leydig-Zellen des Hodens, bei Frauen ist dies in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde der Fall.

Zahlreiche wichtige Körperfunktionen wie

werden von Testosteron beeinflusst. In der Pubertät ist Testosteron für das Wachstum der Hoden und des Penis verantwortlich. Auch die sekundären Geschlechtsmerkmale wie der Stimmbruch oder der Bartwuchs sind vom Testosteron abhängig.

Zudem wird dem Testosteron die Anregung des Geschlechtstriebs und in gewisser Weise auch eine "typisch männliche Aggressionsbereitschaft" zugeschrieben. Übrigens ist Testosteron auch für die Glatzenbildung im höheren Alter verantwortlich.

Da Testosteron die Blutbildung fördert haben Männer einen höheren Gehalt an Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, im Blut. Informieren Sie sich hier genauer über Testosteron und seine Wirkungsweise.

Dihydrotestosteron

Ebenfalls zu den Androgenen zählt Dihydrotestosteron. Dieses ist ein Abbauprodukt des Testosterons.

Oftmals werden die Aufgaben des Testosterons von dem hochwirksamen Molekül übernommen. In geringem Maße kommt Dihydrotestosteron auch bei Frauen vor.

Zu den Aufgaben des Androgens gehören vor allem

  • die Vermännlichung
  • die Entwicklung und Funktion der Prostata
  • der Aufbau und die Aufrechterhaltung von Talgdrüsen sowie
  • die Ausprägung der Körperbehaarung.

Dehydroepiandrosteron

Als Dehydroepiandrosteron bezeichnet man ein Pro-Hormon. In der Leber wird es zu Testosteron verstoffwechselt.

Das Androgen entsteht in der Nebennierenrinde aus Cholesterin. Seine Wirkung entspricht der Wirkung von Testosteron. Dehydroepiandrosteron kommt auch als Medikament zum Einsatz.

Androsteron

Bei Androsteron handelt es sich um ein chemisches Nebenprodukt. Dieses bildet sich vor allem beim Abbau von Androgenen.

Es kann aber auch von Progesteron stammen. Von Bedeutung ist Androsteron für die Ausprägung von männlichen sekundären Geschlechtsmerkmalen sowie für die Regelung des Geschlechtstriebs.

Androstendion

Androstendion entsteht in den Hoden des Mannes, den Eierstöcken der Frau sowie in der Nebennierenrinde. Bei Androstendionen kommt es zu einer metabolischen Umwandlung zu Testosteron sowie weiteren Androgenen.

Da Androstendion eine Hormonvorstufe darstellt, rechnet man es zu den Pro-Hormonen. Noch nicht vollständig geklärt sind die genauen physiologischen Funktionen des Androgens.

Androstendiol

Androstendiol zählt zu den Steroidmetaboliten. Es gilt als Hauptregulator der Gonadotropinsekretion.

Androgen-Bestimmung: Wissenswertes zu Androgen-Werten

Die Androgen-Bestimmung erfolgt im Blut. Folgende Indikationen können dabei eine Rolle spielen:

  • der Verdacht auf eine Nebennierenrindenerkrankung
  • Tumordiagnostik
  • Fertilitätsdiagnostik
  • Zeichen der Vermännlichung bei Frauen
  • Störungen des weiblichen Menstruationszyklus

Androgen-Normwerte

In welchem Bereich sich die Androgen-Normwerte befinden, ist abhängig von Geschlecht und Alter. Auch tageszeitliche Schwankungen können eine Rolle spielen.

Die folgenden Normwerte gelten für Testosteron beim männlichen Geschlecht:

  • 20 bis 29 Jahre: 3,1 - 8,3 ng Testosteron/ml
  • 30 - 39 Jahre: 3,0 - 8,3 ng Testosteron/ml
  • 40 - 49 Jahre: 2,8 - 7,0 ng Testosteron/ml
  • 50 - 59 Jahre: 2,4 - 6,3 ng Testosteron/ml
  • 60 - 69 Jahre: 2,1 - 5,4 ng Testosteron/ml
  • 70 - 89 Jahre: 1,7 - 4,9 ng Testosteron/ml

Androgene bei der Frau

Welche Werte beim weiblichen Geschlecht als normal angesehen werden, ist nicht klar. Neben dem Alter spielen hier Tageszeit und Zyklus als Einflussfaktoren eine Rolle. Es findet sich jedoch etwa ein Zehntel der Menge an Testosteron, das im Blut beim männlichen Geschlecht gefunden werden kann.

Veränderte Nebennierenrinden-Androgenwerte: Androgenmangel oder Androgenüberschuss

Zu hohe Androgenwerte können für einen Nebenrindentumor oder das Adrenogenitale Syndrom sprechen. Bei niedrigen Werten sind etwa Funktionsstörungen der Nebennierenrinde denkbar. Die Auswirkung eines niedrigen Androgenspiegels bei Frauen ist nicht klar.

Androgene und Akne

Zu hohe Androgenwerten bei Frauen führen nicht selten zu fettiger Haut. Auch Akne stellt in diesem Zusammenhang ein Problem dar.

Androgene natürlich senken

Es gibt einige Möglichkeiten, den Androgenspiegel auf natürliche Art und Weise zu senken. Zu diesen Möglichkeiten zählen beispielsweise

  • der Verzehr von mehr Sojaprodukten
  • der Verzehr von mehr Leinsamen
  • die Reduzierung von Fett
  • die Reduzierung von raffinierten Kohlenhydraten

Androgenetische Alopezie

Bei der androgenetischen Alopezie handelt es sich um einen Haarausfall bzw. die Ausdünnung von Haaren im Bereich des Mittelscheitels, der auch Frauen betreffen kann. Typisch ist die Verkleinerung der Haarfollikel aufgrund der vermehrten Aktivität des Androgens Dihydrotestosteron.

Beim weiblichen Geschlecht liegt der Auslöser vermutlich in der geringeren Aktivität der Aromatase, ein Enzym, das Androgene in Östrogene umwandelt. Bei verminderter Aktivität ist ein Androgenüberschuss die Folge.