Prinzip und Wirkung des Mozart-Effekts

Die Musik besitzt einen großen Einfluss auf uns Menschen. Sie ruft Emotionen hervor, lässt manches Bild der Erinnerung auferstehen oder entspannt uns. Ob die Klänge aber ebenso zu besseren Lernergebnissen führen, wie beim so genannten Mozart-Effekt angenommen, muss bezweifelt werden, wenn auch gerade Wolfgang Amadeus Mozart einst in dem Ruf stand, manches Prüfungsergebnis verbessern zu können. Informieren Sie sich über das Prinzip sowie die Wirkung des Mozart-Effekts.

Britta Josten
Von Britta Josten

Der Mozart-Effekt

Obwohl die Musik des Salzburger Virtuosen zu jener Zeit bereits 200 Jahre alt war und als weitgehend erforscht galt, musste sie 1993 einer abermaligen Untersuchung standhalten. Diesmal ging es jedoch nicht um die Klänge an sich, sondern um ihren Einfluss während des Lernens.

Die University of California gab die Studie in Auftrag und ordnete einen Intelligenztest an, welcher seinerseits in neun verschiedene Kategorien unterteilt war. Zwei Gruppen hatten die darin gestellten Fragen zu beantworten.

Eine von ihnen durfte vor der Herausforderung zehn Minuten lang den Klängen Mozarts lauschen. Die Ergebnisse glichen sich weitgehend - lediglich in einer der Untersektionen war bei jenen Probanden, die der Musik folgten, deutlich bessere Resultate zu erkennen.

Die Überprüfung scheitert

Natürlich profitierten in der Folge dieses Tests zunächst einmal die Musikshops von dem Ergebnis: Kaum war das Gutachten im Wissenschaftsmagazin "nature" veröffentlicht, begann ein immenser Ansturm auf die Werke des klassischen Künstlers. Mehr noch, Schwangere setzten sich den sanften Tönen aus, Neugeborene bekamen sie leise in ihr Bettchen gespielt.

Eine Besserung der Denkleistung aber blieb aus. Der Mozart-Effekt, wie ihn die Forscher 1993 entwickelt hatten, ließ sich in der Praxis kein zweites Mal wiederholen.

Diese Erkenntnis darf allerdings nicht zu dem Trugschluss führen, die menschliche Intelligenz und die Musik würden keinerlei Interaktion miteinander eingehen - heute ist bekannt, dass sich beide sehr wohl beeinflussen.

Angstlösende Einflüsse auf das Gehirn

Wirkung der Klassischen Musik:

  • Beruhigung
  • Entspannung
  • Wohlbefinden
  • Glücksgefühle

Das Gehirn des Menschen ist mit vielen Eigenschaften ausgestattet, die uns in bestimmten Situationen nützen sollen. Beispielhaft sei die Angst genannt, die uns vor Risiken schützt und uns manche Torheit erspart. Gerade dieses Angstzentrum lässt sich durch die Musik aber stimulieren.

Wer nachts einen dunkeln Wald durchschreitet und zur Aufmunterung ein Lied singt oder pfeift, wird den Effekt an sich selbst erleben. Ähnliches bewirkt die klassische Musik im Gehirn. Vor

  • Prüfungen
  • Herausforderungen oder
  • unangenehmen Ereignissen

kann manch sanfter Ton die Angst mildern, ein Verkrampfen des Körpers umgehen und somit ein behagliches Gefühl hervorrufen. Das Wohlbefinden des Betroffenen wird dadurch deutlich angehoben.

Die Intelligenz profitiert

Gerade bei Neugeborenen, deren Gehirn nur in geringem Umfang ausgeprägt ist, kann der Einsatz der Musik zudem einen fördernden Effekt auslösen. Das Kleinkind ist nach der Geburt in der Lage, sich an jene Klänge zu erinnern, die es im Mutterleib wahrgenommen hat.

Das Denkvermögen wird an dieser Leistung reifen, die Kreativität bildet sich heraus, sogar die räumliche Wahrnehmung erfährt Zuwächse. Darüber hinaus werden bestimmte Töne als beruhigend, entspannend oder sogar schön empfunden.

Neugeborene empfinden die klassische Musik als beruhigend und schön
Neugeborene empfinden die klassische Musik als beruhigend und schön

Das Gehirn sendet bei diesen Wahrnehmungen eine Art Belohnung aus. Der Einfluss der Musik wird mit dem Glücksgefühl honoriert. Auch diese Erfahrung kann für den noch sehr jungen Menschen eine wichtige Lektion darstellen.

Das SNCA ist das Gen, welches beim Hören von Klassik am stärksten hochreguliert wird; bei Singvögeln verhilft dieses Gen dazu, sich Melodien leichter einprägen zu können. Und auch beim Menschen kann diese Wirkung beobachtet werden.

Bei denjenigen, die musikalisch gesuchult sind, kann klassische Musik zudem einen lindernden Effekt auf neurodegenerative Erkrankungen haben. Im Rahmen einer Musiktherapie lässt sich diese Erkenntnis beispielsweise sehr gut nutzen.

Musik sinnvoll nutzen

Der Mozart-Effekt, wie er 1993 nachgewiesen wurde, ist in seiner Form also nicht existent. Dennoch wird die Musik insbesondere bei Neugeborenen und Kleinkindern eine positive Wirkung auf das Gehirn auslösen und dort kreative Eigenschaften stärken.

Zudem ist mit ihr ein entspannender Effekt verbunden. Von ihm wiederum können auch erwachsene oder jüngere Menschen profitieren. Gerade vor unangenehmen Situationen stimuliert die Musik unsere Angst und belohnt uns im selben Moment.

Mit neuem Mut kann manche Aufgabe daher angegangen werden. Dass aber eine Prüfung bei gleicher vorheriger Lernleistung nur deshalb besser ausfällt, weil kurz zuvor noch Mozart gehört wurde, lässt sich nicht bestätigen. Das hingegen liegt nicht an dem Salzburger Genie selbst, sondern gilt bei allen Klängen.