Brüderschaft trinken - Herkunft und Bedeutung dieses Brauchs

Ein gemeinsames Glas Bier oder Wein in geselliger Runde führt nicht selten zu neuen Bekanntschaften. Wer diese als besonders innig ansieht, trinkt mit seinem Gegenüber gerne einmal auf die Brüderschaft. Dabei handelt es sich um ein rund 400-jähriges Brauchtum, dessen Wert noch in der heutigen Zeit geschätzt wird. Der Brauch des Brüderschafttrinkens dient klassischerweise dazu, vom Siezen zum Duzen des Trinkpartners zu gelangen. Dabei gibt es bei der Ausführung auch Abweichungen der gängigen Formen. Lesen Sie, worauf es beim Brüderschafttrinken ankommt und wann der typische Kuss dabei erfolgt - und wann nicht.

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion

Der Brauch des Brüderschafttrinkens beschreibt ein Ritual zweier Menschen, die durch das gemeinsame Trinken vom Siezen zum Duzen des Gegenübers gelangen. Der Ausdruck auf den Dutz trinken stammt aus dem 17. Jahrhundert. Den Vorschlag, sich nach dem Trinken zu duzen, macht in der Regel die Frau bzw. die ältere Person.

Auch unter schon bekannten oder unter verwandtschaftlichen Verhältnissen wird dieses Ritual durchgeführt. Hierbei kommt es nach dem Trinken zu einem Kuss, früher meistens auf den Mund, heute häufiger auf die Wange. Anschließend gilt es, sich seinem Mittrinker mit seinem Vornamen vorzustellen.

Bereits aus der Antike hervorgegangen

Betrachtet man die Geschichte dieser Gepflogenheit einmal etwas genauer, so lassen sich die Anfänge davon bereits in den vorzeitlichen Kulturen finden. Hier war es die Grundlage gemeinsamer Unternehmungen, dass zuvor aus einem Becher getrunken oder beide Seiten auf das künftige Ziel eingeschworen wurden.

Nicht selten waren jedoch keine Spirituosen in den Trinkgefäßen enthalten, sondern Blut von Tieren - zuweilen sogar von menschlichen Gegnern. Meist leerte ein Beteiligter den Becher, füllte ihn und reichte ihn an seinen Begleiter weiter.

Auf weitere Riten wurde verzichtet. Dennoch dienten beide nun dem gleichen moralischen Ziel, agierten gemeinsam in einer Sache.

Erste datierte Erwähnungen

Allerdings sollte es noch bis in die Anfänge des 17. Jahrhunderts dauern, bis das Ritual derart weit verbreitet war, dass es auch von den Gelehrten aufgegriffen wurde. Erstmals erwähnte ein englischer Dichter im Jahre 1616 das Trinken der Bruderschaft.

Auch er beschreibt das Vorgehen in der bereits dargestellten Form: Zunächst trinkt eine Person das gefüllte Glas leer, schenkt abermals ein und gibt es dann seinem Freund weiter.

Natürlich wurde im Mittelalter zunehmend auf alkoholische Flüssigkeiten abgestellt. Tierblut dürfte zu jener Zeit bereits als unrein angesehen worden sein - zumindest aber doch nicht tauglich, um der künftigen Freundschaft zweier Menschen zu dienen.

Noch heute bekannt

Der Brauch hat sich in den letzten Jahrzehnten zwar etwas gewandelt, hat von seinem Stellenwert aber nichts verloren. Mögen die gemeinsamen Ziele nun nicht mehr in einer zu schlagenden Schlacht oder dem zu besiegenden Gegner zu sehen sein, so wird doch zunehmend die Freundschaft herausgestrichen.

Bereits die Bezeichnung des Trinkens auf Brüderschaft geht weiter: Wer mit einer Person dieses Ritual vollführt, soll den Stellenwert ihres Bruders einnehmen. Das mag hochgegriffen und durchaus pathetisch klingen. Dennoch sind für einige Menschen diese in bierseliger Runde geschmiedeten Bündnisse tatsächlich dauerhaft haltbar und können auch schwerste Belastungen überstehen.

Na dann, Prost!

Das Trinken auf Brüderschaft kann von zwei Personen vorgenommen werden. Beide von ihnen besitzen ein gefülltes Glas, das in der Regel Wein, Bier oder eine hochprozentige Spirituose enthält.

Die Teilnehmer kreuzen nun jeweils den rechten Arm und haken sich damit beim Gegenüber unter. Das in jener Hand gehaltene Glas wird anschließend zum Mund geführt und zumindest ein Schluck davon getrunken. Sodann bieten sich die Personen das gegenseitige "Du" an.

Die meist formale Ebene des Siezens verlassen sie folglich und sind sich nunmehr unter ihrem Vornamen bekannt. Meist wird hiernach noch das eine oder andere Glas geleert.

Abweichungen der gängigen Formen

Von den zuvor genannten Abläufen kann es diverse Abweichungen geben, die nicht selten regional abhängig sind. So streiten sich alleine über den Inhalt der Trinkgefäße die Gelehrten. Alkoholisch sollte das Getränk in jedem Falle sein.

Auch die Frage, ob an den Bechern lediglich genippt wird oder diese in einem Zug ausgetrunken werden, sorgt regelmäßig für unterschiedliche Ansichten. Strittig ist ebenso der Kuss der Bruderschaft: Sind die Gläser geleert, können sich solche Personen, die sich vorher bereits verwandtschaftlich oder freundschaftlich verbunden waren, auf die Wangen küssen. Doch egal, wie der Ritus letztlich auch gebraucht wird, er sollte von beiden Teilnehmern übereinstimmend vollführt werden.