Baustil und Formen des Klassizismus
Kunstgeschichtlicher Nachfolger des Barock war der Klassizismus. Bei Baustil und Formen des Klassizismus orientierte man sich wieder verstärkt an klassischen antiken Vorbildern. Besonders griechische Bauten mit altgriechischer Säulenordnung waren typisch; zu den Merkmalen zählen einfache Linien und klare Formen. Lesen Sie hier, was die Architektur des Klassizismus auszeichnet und welche Bauten als stilprägend gelten.
Unter dem Klassizismus wird die kunstgeschichtliche Epoche zwischen 1770 und 1840 verstanden. Er stellte eine künstlerische Gegenbewegung zum Barock dar und orientierte sich wieder mehr an der griechischen und römischen Antike.
So stand in der Architektur des Klassizismus der Formenkanon des griechischen Tempelbaus im Mittelpunkt. Es gab aber durchaus auch Anlehnungen an die italienische Frührenaissance. Neben der Architektur kam der Klassizismus auch in der Bildhauerei und Malerei zur Anwendung.
Entwicklung
Da man den Barock im 18. Jahrhundert mit dem herrschenden Feudalismus in Verbindung brachte, wurde der Klassizismus zunächst als dessen Gegenmodell und ab 1790 auch als Stil der französischen Revolution angesehen. Dabei setzte man nun in der Architektur auf wuchtigere Formen. Nach dem Machtantritt von Napoleon Bonaparte (1769-1821) entwickelte sich daraus der dekorative französische Empirestil, der sich über das gesamte westliche Europa verbreitete.
Eine weitere Form des Klassizismus stellte der Biedermeier dar, der den dekorativen Stil noch weiter fortsetzte. Zu den wichtigsten Vertretern der klassizistischen Architektur stieg der Österreicher Paul Sprenger (1798-1854) auf, den man auch den "Metternich der Architektur" nannte.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Klassizismus zum Historismus hin, dessen typisches Merkmal der Rundbogenstil war. Klassizismus und Historismus stilistisch und zeitlich voneinander abzugrenzen, ist nicht leicht, da beide teilweise das gleiche Formenrepertoire aufwiesen. Der größte Unterschied zum Historismus bestand beim Klassizismus darin, dass er seinen Schwerpunkt auf die klassische Antike legte, während der Historismus zahlreiche andere Strömungen aufgriff.
Baustil
Im Unterschied zu den vorherigen Baustilen orientierte sich die Architektur des Klassizismus wieder stärker an den Bauten der Antike. Dabei dienten vor allem griechische Bauten als Vorbilder. So wurde verstärkt auf die altgriechische Säulenordnung zurückgegriffen.
Zu finden ist der klassizistische Stil sowohl in Fachwerkbauten als auch in bürgerlichen Repräsentationsbauten. Klassizistische Kirchen sind dagegen eher selten anzutreffen.
Man versteht den Baustil als Reaktion auf die ornamentale und reiche Rokoko-Kunst. Einfache Linien und klare Formen stehen im Mittelpunkt. Zu den Grundformen der klassizistischen Architektur zählten geometrische und stereometrische Formen wie
- Quadrate
- Kreise
- Dreiecke
- Kugeln und
- Pyramiden.
Vor allem für Repräsentanzbauten wie Triumphbögen, Kirchen, Museen und Stadttore sind in diesem Stil zu finden.
Bekannte Architekten und stilprägende Bauten
Es folgt eine Auflistung einiger Vertreter der klassizistischen Architektur:
- Robert Adam, schottisch-englischer Baumeister
- Antonio Corazzi, baute u.a. das größte klassizistische Theater der Welt (Staatsoper in Warschau)
- Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, baute mit dem Schloss Wörlitz u.a. das erste rein klassizistische Gebäude in Deutschland
- Carlo Rossi, prägte das Stadtbild St. Petersburgs
- Karl Ludwig Engel, gestaltete das Stadtzentrum Helsinkis
- Friedrich Weinbrenner, prägte das Stadtbild von Karlsruhe
Als stilprägend gelten Bauten wie
- die Kirche St.-Madeleine in Paris
- der Arc de Triomphe in Paris
- die Vor Frue Kirk in Kopenhagen
- das das Parlament in Wien
- das Brandenburger Tor in Berlin oder
- das Marmorpalais in Potsdam.