Baustil und Formen der Klassischen Moderne

Zu den Epochen der Architektur wird auch die Klassische Moderne gezählt. Gemeint sind damit die im 20. Jahrhundert entstandenen Kunstkomplexe, die unterschiedlichen Stilrichtungen zugeordnet werden können, wie etwa das Neue Bauen oder der Internationale Stil. Beton, Stahl und Glas gelten als typische Bauformen. Informieren Sie sich hier über den Baustil und die Formen der Klassischen Moderne.

Von Jens Hirseland

Spricht man von der Moderne oder Klassischen Moderne, ist damit eine Architekturepoche gemeint, die sich nicht allgemein abgrenzen lässt. Unter der Moderne versteht man den Kunstkomplex, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte und zum Teil heute noch zur Anwendung kommt. Darüber hinaus fallen auch die jüngsten zeitgenössischen Strömungen unter den Begriff Moderne.

Das 20. Jahrhundert zeichnete sich vor allem durch eine Reihe starker Umbrüche aus. Vor allem in politischer Hinsicht zählt dieses Jahrhundert zu einem der geschichtsträchtigsten seit Menschen Gedenken.

Doch auch in Sachen Kunst hat sich nach 1900 einiges getan. Vor allem in der Architektur traten verschiedene Strömungen auf, die vieles gemeinsam hatten, an anderen Stellen jedoch auch in absolut unterschiedliche Richtungen wiesen.

Entwicklung

Als Beginn der Moderne wird die Zeit nach dem 1. Weltkrieg, der 1918 endete, angesehen. Sie umfasst unterschiedliche Strömungen, die nicht eindeutig voneinander abgegrenzt werden können.

Zu den verschiedenen Stilrichtungen der Moderne zählen u.a.

  • der Expressionismus
  • das Neue Bauen
  • das Bauhaus
  • der Internationale Stil
  • die Neue Sachlichkeit
  • der Funktionalismus sowie
  • die nach dem 2. Weltkrieg entstandene Nachkriegsmoderne.

In den USA konnte sich die Moderne in den 30er und 40er Jahren etablieren und sich von dort aus über den ganzen Erdball verbreiten.

Neues Bauen

Beim Neuen Bauen zielte man darauf ab, neue Materialien und Werkstoffe, die man einsetzte sowie eine sehr schlichte Innengestaltung zu einer neuen Bauform zu bringen. Entscheidend war hierbei die Sozialverantwortung, die sich durch

  • viel Luft
  • viel Sonne und
  • viel Licht

auszeichnete und sich gegen beengte Räume, Hinterhöfe und Mietskasernen stellte.

Bauhaus

Wenn man von der Architektur des 20. Jahrhunderts spricht, so fällt früher oder später auch der Begriff Bauhaus. Das Bauhaus bezeichnet jedoch streng genommen keine bestimmte Strömung, sondern viel mehr eine Schule für Architekten und andere Künstler mit neuen und kontroversen Ideen. Zu den berühmtesten Projekten des Bauhauses zählt "die Wohnung für das Existenzminimum".

Man hatte den sozialistischen Traum, eine lebenswerte Umgebung auch für diejenigen zu schaffen, die sich eine solche aus finanziellen Gründen bisher nicht leisten konnten. Das Projekt scheiterte jedoch bald an seiner Umsetzung in die Realität.

Internationaler Stil

Der Begriff "Internationaler Stil" wurde im Jahr 1932 geprägt. Er zeigt sich durch

  • vorwiegend weißen Putz
  • Materialien wie Glas, Eisen und Beton
  • Rechtwinkligkeit
  • simple kubische Formen
  • horizontal angeordnete Fensterfronten und
  • asymmetrische Komposition.

Neue Sachlichkeit

Die Architektur der Neuen Sachlichkeit lässt isch als Untergruppe des Neuen Bauhaus ansehen. Auf Verzierungen wird verzichtet; die Konzentration liegt auf der Nützlichkeit des Gebäudes.

Ziele dieses Zweckbaus waren beispielsweise getrennte Freizeit-, Wohn- und Arbeitsbereiche. Beworben wurden solche Bauten u.a. als gesundheitsbewusste Wohnformen.

Funktionalismus

Gestalt und Form eines Gegenstandes oder Bauwerkes sollen sich beim Funktionalismus aus deren Funktion heraus ergeben, nach dem Motto form follows function. Die Elemente, die der Gestaltung dienen, werden hierbei je nach praktischem Gebrauch entworfen; auf Dekor verzichtet man im Prinzip.

Ziel ist die Kombination von Kunst und Industrieproduktion. Als Wegbereiter gilt die englische Bewegung arts and crafts.

Brutalismus

Ab 1950 tat sich eine weitere Stilrichtung auf, die man als Brutalismus bezeichnet. Mit Brutalität haben die Bauten aus dieser Zeit nicht wirklich etwas gemein, sie weisen jedoch einen gewissen Grad an Rohheit auf.

So arbeitete man sehr stark mit Beton, Stahl und Ziegeln. Auch reine geometrische Figuren spielten im Brutalismus eine große Rolle.

Einschüchterungsbauten

Nicht vergessen werden dürfen die zahlreichen Einschüchterungsbauten, die unter den Nationalsozialisten im Dritten Reich entstanden. Sie alle hatten den Zweck, jeden Betrachter von der Mächtigkeit und Stärke des Deutschen Reiches zu überzeugen. Man errichtete daher vornehmlich große, gewaltige Bauwerke, die arm an Zierde und sonstigen Spielereien waren.

Baustil

Die technische Grundlage für die Architektur der klassischen Moderne bildeten Baumaterialien wie

  • bewährter Beton
  • Stahl und
  • Glas.

Damit wurde ein sehr nüchterner, technischer und vor allem funktioneller Effekt erzeugt. Ästhetisch sollten die Bauwerke der klassischen Moderne eine Gegenreaktion zu den historisierenden Neo-Stilen bilden.

Mit der Zeit legten es viele Architekten sogar darauf an, Funktion und Gestaltung zur Verschmelzung zu bringen. Während das Bauskelett zum Beispiel in vielen anderen Epochen sorgfältig versteckt wurde, trug man es in der Moderne gewollt nach außen.

Im Zuge dieser nüchternen Sachlichkeit wurden auch sämtliche Ornamente und Verzierungen kurzerhand verteufelt. Entwürfe und Bauten mussten klar und schlicht sein, manche von ihnen wirkten sogar richtiggehend asketisch. Letztendlich lässt sich trotz gemeinsamer Prinzipien aufgrund ästhetischer Gegensätze kein klarer Stil der klassischen Moderne definieren, sodass es sich bei ihr eher um eine Epoche handelt.

Bedeutende Bauwerke der klassischen Moderne

Die klassische Moderne mit ihren vielen verschiedenen Stilrichtungen brachte zahlreiche bedeutende Bauwerke hervor. Dazu zählen

  • das UNO-Hauptquartier und das Guggenheim-Museum in New York
  • der Einsteinturm in Potsdam
  • das Bauhaus Dessau
  • das Sydney Opera House
  • die Finlandia-Halle in Helsinki sowie
  • die Nachbauten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin.