Baustil und Formen der griechischen Architektur

Unter griechischer Architektur versteht man die Architektur der alten Griechen; durch sie wurden auch die geschichtlichen Abläufe des antiken Griechenlands widergespiegelt. Zu den Baustilen der alten Griechen zählt die dorische, ionische und korinthische Ordnung. Hauptsächlicher Bestandteil ist die städtische Architektur. Lesen Sie, wodurch sich der Baustil der griechischen Architektur auszeichnet.

Von Jens Hirseland

Die antike griechische Architektur umfasst einerseits das griechische Siedlungsgebiet, das sich vom griechischen Kernland über Kleinasien sowie die ägäischen Inseln bis nach Unteritalien und Sizilien erstreckte, und andererseits den von Griechenland beeinflussten Kulturraum, der von Nubien über die Krim bis zum Pandschab reichte. Darüber hinaus spiegelte die griechische Architektur auch die Geschichte der griechischen Antike wider.

Typische Bauwerke

Bei der griechischen Architektur handelt es sich vorwiegend um eine städtische Architektur, was auf die damalige typische Gemeinschaftsform, die Polis, zurückzuführen ist. Zu den wichtigsten Bauwerken der griechischen Architektur zählten vor allem Tempel und Tempelanlagen. So bildeten diese das verbindende Element der Polis, da die Religion die Geschlossenheit der Gesellschaft gewährleistete.

Neben den Tempeln wurden jedoch auch zahlreiche weitere bedeutende Bauwerke errichtet. Dazu gehören vor allem

  • Theater
  • Grabanlagen
  • Mausoleen
  • Wachtürme
  • Hafenanlagen
  • Gästehäuser
  • Schatzhäuser
  • Bibliotheken
  • Gymnasien
  • Palästren
  • Peristyle
  • Stoen sowie
  • Wohn- und Torbauten.

Ein typisches Merkmal der griechischen Architektur war ihre betont konservative Ausrichtung. So behielt man bewährte funktionelle und ästhetische Formen bei, wodurch neue Innovationen lange brauchten, um sich durchzusetzen.

Die griechischen Architekten berücksichtigten bei ihrer Planung jedes einzelne Bauglied. Zu den bekanntesten dieser Glieder zählt die griechische Säule, die sich auch als Einzelstück errichten ließ.

Baustile

Maßgeblich für die griechische Architektur waren bestimmte Vorschriften und Regeln, von denen es allerdings keine Niederschriften gab. Im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. richteten sich die griechischen Stämme nach den Landschaftsstilen der Gebiete, die sie besiedelten.

So entstanden die dorische und ionische Ordnung als prägende Bauformen. Später entwickelte sich mit der korinthischen Ordnung ein weiterer wichtiger griechischer Baustil.

Dorische Ordnung

Der Baustil der dorischen Ordnung, der nach dem griechischen Stamm der Dorer benannt wurde, war vor allem auf dem griechischen Festland verbreitet. Man fand ihn aber auch in dorischen Siedlungsgebieten wie dem Peloponnes, Kleinasien, Kreta und Rhodos. Typische Merkmale der dorischen Ordnung waren klar strukturierte Formen und Bauglieder.

Ionische Ordnung

Abgeleitet wurde der Begriff der Ionischen Ordnung von den Ioniern, einem alten griechischen Volksstamm, der von den Dorern aus seinem Siedlungsgebiet vertrieben wurde. Verbreitung fand die ionische Ordnung in erster Linie

  • im kleinasiatischen Ionien
  • in Attika und
  • auf einigen Ägäis-Inseln.

Im Laufe der Zeit vermischten sich der ionische und der dorische Baustil zunehmend miteinander und fanden im gesamten griechischen Kulturkreis Verwendung. Im Gegensatz zur dorischen Ordnung präsentierte sich die ionische Ordnung eher uneinheitlich, was auf die unterschiedlichen Siedlungsräume der Ionier zurückgeführt wird.

Zu einem geschlossenen Baustil kam es erst ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. Generell wurden ionische Bauten mehr ausgeschmückt und verziert als dorische Bauten.

Korinthische Ordnung

Im späten 5. Jahrhundert v. Chr. entstand mit der korinthischen Ordnung der dritte Baustil der griechischen Architektur. Markiert wurde der neue Stil durch die Entwicklung des korinthischen Kapitells. Zu einer geschlossenen Bauordnung kam es jedoch erst im 1. Jahrhundert v. Chr.

Die vorherrschende weiße Farbe der griechischen Dörfchen
Die vorherrschende weiße Farbe der griechischen Dörfchen

Bauformen

Bei der griechischen Architektur handelte es sich vor allem um Gliederbau. So wurden die Bauwerke aus bestimmten einzelnen Gliedern zusammengesetzt. Typischerweise bestand die griechische Architektur stets aus

  • einem Unterbau
  • einem Gebälk sowie
  • einem Wand- oder Stützsystem.

Jedes einzelne Bauelement fand hohe Wertschätzung und ließ sich auch unabhängig von seinem Bauzusammenhang versetzen. Ein Beispiel dafür sind die zahlreichen Säulen, die als Einzelmonumente aufgestellt wurden.

Baumaterial

Die griechische Architektur wird vor allen Dingen mit Säulen und Tempeln in Verbindung gebracht; somit wird in diesem Zusammenhang häufig Stein als entscheidendes Material genannt. Doch tatsächlich waren Holz und ungebrannter Lehm in erster Linie wichtige Materialien.

Lehm gab es reichlich; in Form von Ziegeln verlegt man ihn auf Sockelschichten aus Stein. Mitunter dienten Holzstützen als Befestigung und Sicherung. Der Überzug des Lehms bestand aus Kalkputz, welcher ausgehärtet wurde.

Stein galt als vornehmstes Material, welches vor allem in privaten sowie in vielen öffentlichen Repräsentationsgebäuden Einsatz fand. Marmor war besonders begehrt. In der Zeit vom Hellenismus an wurden auch Mörtel, Stuck und gebrannte Ziegel verwendet.

Auftraggeber

Es werden drei maßgebliche Auftraggeber unterschieden:

  • Öffentliche Auftraggeber konnten z.B. durch Herrscher und Vertreter oder die Verwaltung große Heiligtümer Aufträge vergeben. Zur Finanzierung dienten Herrscher- oder Städte-Einkünfte. Mitunter wurden auch Spenden gesammelt.

  • Halböffentliche Bauträger, Genossenschaften oder Vereine griffen ebenfalls auf Spenden zurück. Ihre Bauwerke waren vor allem zweckgebunden und bestanden beispielsweise aus Vereinshäusern.

  • Privatleute traten als Auftraggeber für ihre Wohnanlagen sowie für Gräber auf, waren aber ebenso auch Stifter und Spender, die sich um die Erneuerung und Ausschmückung sowie den Erhalt öffentlicher Bauwerke einsetzten.

Architekten der Antike

Über die griechischen Architekten der Antike ist nur wenig bekannt. Zu den berühmtesten Vertretern der griechischen Architektur zählten

  • Hermogenes
  • Chersiphron
  • Iktinos
  • Theodoros
  • Menesthes
  • Skopas und
  • Mnesikles.

Berühmte Zeugnisse der griechischen Architektur sind

  • die Großbauten auf der Akropolis in Athen
  • der Zeustempel und der Heratempel in Olympia
  • der Apollo-Tempel in Syrakus sowie
  • das Schatzhaus der Athener in Delphi.