Baustil und Formen der byzantinischen Architektur

Mit der byzantinischen Architektur ist die Architektur des byzantinischen Reiches gemeint; darüber hinaus prägte sie Länder wie Russland, Serbien und Bulgarien. Bei dieser Architektur handelt es sich um die Fortsetzung der römischen Architektur, allerdings mit zunehmend orientalischer Beeinflussung. Zu den bekanntesten Bauwerken zählt die Hagia Sophia, Wahrzeichen von Istanbul. Lernen Sie die byzantinische Architektur kennen und informieren Sie sich über bekannte Bauwerke dieser Baustile.

Von Jens Hirseland

Zur byzantinischen Architektur gehören Bauwerke, die zur Zeit des byzantinischen Reiches entstanden. Von ihr wurden aber auch Länder wie

beeinflusst.

Typische Merkmale

Das byzantinische Reich, auch Byzanz oder Ostrom genannt, ging aus der Osthälfte des Römischen Reiches hervor und blieb auch nach dem Untergang Westroms im Jahr 476 bis ins Jahr 1453 bestehen. Als Hauptstadt des Reiches fungierte Konstantinopel. Dort entstanden die bedeutendsten Bauwerke der byzantinischen Architektur.

Grundsätzlich handelte es sich bei der byzantinischen Architektur um die Fortsetzung der römischen Architektur. Im Laufe der Zeit wurde sie jedoch zunehmend orientalisch beeinflusst. Als Baumaterialien dienten in Byzanz Ziegelsteine, die Natursteine immer mehr in den Hintergrund drängten.

Zu den typischen Merkmalen der byzantinischen Architektur zählten zudem die freiere Gestaltung der klassischen Säulenordnungen sowie das Verwenden von Mosaiken als zentrales Element. So wurden von den Mosaiken gemeißelte Darstellungen weitgehend ersetzt. Ein weiteres Markenzeichen der byzantinischen Architektur war der Bau von komplexen Kuppelbauten.

Berühmte Bauwerke

Eines der berühmtesten Bauwerke der byzantinischen Architektur ist die Hagia Sophia, die im 6. Jahrhundert unter Kaiser Justinian als Kuppelbasilika errichtet wurde und neue architektonische Akzente setzte. Sie gilt auch als letztes großes Bauwerk der späten Antike und diente lange Zeit als Hauptkirche des byzantinischen Reiches. Noch heute zählt sie zu den Wahrzeichen von Istanbul.

Weitere bedeutende Bauwerke der byzantinischen Architektur waren

  • die Theodosianische Landmauer
  • der Große Palast von Konstantinopel
  • der Zentralbau San Vitale in Ravenna
  • die Hagia Irene
  • die Karamagara-Brücke
  • die Sangarius-Brücke sowie
  • das Katharinenkloster am Sinai.

Die meisten dieser Bauwerke entstanden bereits in der frühen Epoche des Reiches im 5. und 6. Jahrhundert unter der Herrschaft Kaiser Justinians. Seinen Architekten ist es gelungen, einen eleganten Übergang des Kirchenbaus zu dessen Kuppel zu schaffen, was als bedeutender Fortschritt der architektonischen Geschichte gilt. In den folgenden Jahrhunderten hinterließ die byzantinische Architektur nur noch wenige bemerkenswerte Spuren wie zum Beispiel das um 1050 errichtete Kloster Daphni bei Athen.

Durch den Vierten Kreuzzug 1203/1204 wurde das Byzantinische Reich geschwächt; viele Bauten wurden zerstört. Der kulturelle Aufschwung kam mit der Rückeroberung der Stadt, bei dem viele sakrale Bauten, darunter die Kirche Maria Pammakaristos sowie die Chora-Kirche. Die Vertikalen wurden hier, im Gegensatz zu den slawischen Sakralbauten, nicht betont.

Die Erbauung der Muttergotteskirche im Kloster Studenica gilt als entscheidendes Vorbild, nach dem auch alle folgenden serbischen Könige ihre Stiftungen errichteten. Das Kloster Gračanica gilt als wichtigstes Werk der palaiologischen Fünfkuppelkirchen.

Im Rahmen der Epoche der byzantinische Spätzeit wird vor allem die Apostelkirche in Thessaloniki als wegweisend genannt. Ebenso vor dem Fall Konstaninopels erbaut wurden die Kloster in Mystras und auf dem Athos.

Bauformen

Zu den typischen Bauformen der byzantinischen Architektur zählten die Basilika sowie der Zentralbau. Bei der Basilika handelte es sich um einen axialen Bau, während Zentralbauten meist gewölbt und mit einer Kuppel versehen waren. Um diese Kuppel tragen zu können, legten die Byzantiner verhältnismäßig massive Mauern an.

Einflüsse aus dem östlichen Orient spielten in der byzantinischen Architektur eine wichtige Rolle. Erkennen ließ sich dies an der Dekoration der äußeren Ziegelmauern. So verfügten zahlreiche Mauern über waagerechte ornamentale Linien, die an die kufische Schrift angelehnt waren.

Darüber hinaus griffen die byzantinischen Architekten oftmals auf Linien, wie man sie auf persischen Gebäuden fand, zurück. Von außen bedeckte man die Gebäude und Kuppeln mit Dachziegeln und Blei, was bereits die Bauherren des Römischen Reiches getan hatten. Das Innere der Gebäude wurde mit Mosaiken und Fresken versehen, während die Wände über Marmorplatten verfügten.

Byzantinisches Erbe

Auch außerhalb von Byzanz wirkte die byzantinische Architektur stilbildend. So findet man ihre Handschrift u.a. in islamischen Heiligtümern wie dem Felsendom in Jerusalem oder der Umayyaden-Moschee in Damaskus.

So waren an deren Bau byzantinische Handwerker beteiligt. Nach dem Untergang des byzantinischen Reiches im 15. Jahrhundert setzten vor allem orthodoxe Länder wie Russland, Georgien und Rumänien die byzantinische Baukunst fort und entwickelten sie landesspezifisch weiter.