Vogelgrippe - Ursachen, Symptome, Therapie und Vorbeugung

Unter der Vogelgrippe versteht man eine Sonderform der Influenza. Sie wird von dem H5N1-Virus ausgelöst.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: J09 J10
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Spricht man von der Vogelgrippe, ist damit eine Viruskrankheit gemeint, die vorwiegend Vögel betrifft. Sie kann allerdings auch auf Menschen übergreifen.

Als hauptverantwortlicher Erreger gilt das H5N1-Virus, bei dem es sich um einen Untertyp des Influenza-A-Virus handelt. Das Virus zählt zur Familie der Orthomyxoviren und kommt vor allem bei

  • Hühnern
  • Puten
  • Gänsen
  • Enten und
  • Schwänen

vor.

Verbreitung

Die Vogelgrippe, auch aviäre Influenza genannt, wird zu den Zoonosen gerechnet und beschränkt sich normalerweise auf die Wirtstierpopulation. Die Krankheit kann jedoch unter bestimmten Umständen auf den Menschen übertragen werden.

So traten in den vergangenen Jahren vor allem in den ländlichen Regionen von Südostasien mehrere Vogelgrippefälle bei Menschen auf. Besonders betroffen waren Personen, die mit erkrankten Tieren eng zusammenlebten. Durch Zugvögel gelangte die Vogelgrippe im Jahr 2006 schließlich auch nach Europa und Deutschland.

Unter Menschen ist die Verbreitung der Vogelgrippe nur sehr gering. Allerdings starben von den weltweit über 630 infizierten Personen ca. 50 Prozent an der Krankheit.

Übertragung

Übertragen wird die Vogelgrippe durch den infizierten Kot von Vögeln. Aber auch eine Tröpfcheninfektion über die Atemluft ist möglich. In den meisten Fällen stecken sich die Patienten bei erkranktem oder verendetem Geflügel an, weil sie zu diesem engen Kontakt haben.

In einzelnen Fällen kommt es aber auch zu Übertragungen von Mensch zu Mensch. Dabei besteht in der Regel enger Kontakt untereinander.

Über Nahrungsmittel

Theoretisch können auch infizierte Lebensmittel die Vogelgrippe verbreiten. Solange Speisen wie Eier oder Geflügelfleisch jedoch gut durchgegart werden, gilt ihr Genuss als unbedenklich. So wird das Vogelgrippevirus bei Temperaturen ab 70 Grad Celsius abgetötet.

Ursachen

Urheber der Vogelgrippe ist das Vogelgrippevirus. Da jedoch nicht alle Vogelgrippeviren gleichermaßen krankheitserregend sind, unterteilt man sie in niedrigpathogene und hochpathogene Erreger. Genau wie die herkömmlichen Grippeviren zählen sie zu den Influenza-A-Viren.

Subtypen

Das Influenza-A-Virus wird in H- und N-Subtypen eingeteilt. Mit den Buchstaben H und N bezeichnet man die Eiweiße der Virushülle. Dabei handelt es sich um Hämagglutinin (H) sowie Neuraminidase (N).

Die Unterarten, die beim Menschen vorkommen und die Grippe hervorrufen, sind H1, H2 und H3, während die Subtypen H5 wie H5N1 und H7 schwere Krankheiten bei Vögeln auslösen. Durch den Typ H5N1 kam es auch schon zu Todesfällen beim Menschen.

Symptome

Die Symptome, die bei einer Vogelgrippe beim Menschen auftreten, ähneln einer schweren Grippe. So kommt es zunächst zu

Darüber hinaus sind auch

möglich. In manchen Fällen leiden die Erkrankten zudem unter

Im schlimmsten Fall tritt eine lebensbedrohliche Lungenentzündung ein. Ebenso ist es jedoch möglich, dass die Vogelgrippe mild verläuft und lediglich leichte Erkältungssymptome oder überhaupt keine Beschwerden auftreten.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich die Vogelgrippe durch den Nachweis des Krankheitserregers. Dieser kann mithilfe von verschiedenen Testverfahren in nur wenigen Stunden ermittelt werden. Als Testmaterial verwendet man zum Beispiel

Behandlung

Eine Therapie gegen die Vogelgrippe besteht aus der Linderung der Beschwerden sowie der Bekämpfung der Influenza-A-Viren.

Virostatika

Zu diesem Zweck verabreicht man den Patienten spezielle Virostatika, die virenabtötend wirken. Dabei handelt es sich um Neuraminidase-Hemmer wie Zanamivir und Oseltamivir. Diese Mittel haben die Eigenschaft, das Enzym Neuraminidase, das die Vermehrung der Viren fördert, zu blockieren. Auf diese Weise nimmt die Erkrankung einen milderen Verlauf.

Damit die Virostatika auch wirksam sind, müssen sie bereits im Frühstadium der Krankheit eingenommen werden, da sich die Viren nach 48 Stunden schon zu stark vermehrt haben, was den vollen Ausbruch der Vogelgrippe zur Folge hat. Außerdem besteht durch Mutationen im Virusgenom die Gefahr, dass die Viren gegen die Wirkstoffe resistent werden.

Antibiotika und körperliche Schonung

Mitunter erhalten die Patienten auch Antibiotika, um Sekundärinfektionen vorzubeugen oder zu behandeln. Gegen Viren sind sie jedoch wirkungslos. Bei hohem Fieber besteht die Möglichkeit, Paracetamol zu verabreichen.

Während der Erkrankung muss der Patient strenge Bettruhe einhalten und sich körperlich schonen. Wichtig ist zudem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Vorbeugung

Am besten lässt sich einer Vogelgrippe vorbeugen, indem man den Kontakt zu infizierten Vögeln vermeidet. Das heißt, dass kranke oder tote Vögel keinesfalls berührt werden dürfen.

Außerdem ist es ratsam, Vogelfedern nicht aufzuheben, da das Risiko besteht, dass sich an ihnen infektiöser Kot befindet. Eier und Geflügelfleisch sollten stets gekocht oder gut durchgebraten werden, um die Grippeviren abzutöten.

Kommt man beim Kochen mit rohem Geflügelfleisch in Berührung, ist es wichtig, sich anschließend gründlich die Hände mit Seife oder einem Desinfektionsmittel zu waschen. Das Gleiche gilt, falls es doch einmal zu einem Handkontakt mit kranken Vögeln oder Vogelkot kommt.

Kontaminierte Kleidungsstücke sollten sogleich in der Waschmaschine gewaschen werden. Das Tragen von Gesichtsmasken hat nur dann Sinn, wenn diese das ungefilterte Einströmen von Luft in ausreichendem Maße vermindern, wie zum Beispiel bei Feinstaubmasken.

Dagegen gilt das Tragen eines einfachen Mundschutzes als unzureichend. So kann die Luft an den Seiten ungehindert ein- oder austreten.

Impfung

Gegen die Vogelgrippe stehen spezifische Impfstoffe zur Verfügung. Diese basieren jedoch auf Virusstämmen, die bereits in der Vergangenheit isoliert wurden. Als ausreichend gilt eine Schutzimpfung aber nur dann, wenn sie auch vor aktuellen Virusstämmen schützt.

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