Lungenkrebs-Stadien: Wissenswertes zur TNM-Klassifikation

Wie weit eine Lungenkrebserkrankung fortgeschritten ist, lässt sich anhand von Lungenkrebs-Stadien festmachen. Die so genannte TNM-Klassifikation dient der Erkennung des Schweregrads der Erkrankung. Dieser ist Abhängig von der Tumorart, der Verbreitung und der möglichen Bildung von Metastasen. Lesen Sie alles Wissenswerte zur TNM-Klassifikation zur Ermittlung von Lungenkrebs-Stadien.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Lungenkrebs - Einteilung in Stadien

Lungenkrebs lässt sich in unterschiedliche Stadien einteilen. Die erfolgt mittels so genannter TNM-Klassifikation.

Es handelt sich um ein international gültiges System, welches die folgenden drei Parameter enthält:

  • T: die Größe sowie die Ausbreitung des Tumors
  • N: eine mögliche Beteiligung der Lymphknoten
  • M: das mögliche Vorhandensein von Metastasen

Das System lässt sich sowohl für kleinzellige als auch nicht kleinzellige Karzinome anwenden. Ebenso ist es gültig für bronchopulmonale Karzinoide. Sarkome sowie weitere seltene Tumorarten sind hingegen nicht mit eingeschlossen.

Nutzen der Klassifikation

Die Einteilung bzw. Zuordnung der Erkrankung in diese Stadien ist wichtig, um die bestmögliche Therapie gewährleisten zu können. Ebenfalls lässt sich leichter eine Aussage über die Prognose machen.

Hinter den drei Buchstaben werden noch Ziffern gesetzt, um genauere Hinweise zum Stadium geben zu können. So erfolgt die weitere Einteilung in

  • T1 bis T4
  • N0 bis N3 und
  • M0 und M1

Beispiel Stadium "T1 N0 M0": es handelt sich um einen kleinen Tumor, der sich noch nicht bis zum Hauptbronchus verbreitet und keine Lymphknoten befallen hat. Metastasen sind ebenso nicht vorhanden.

TNM-Klassifikation im Überblick

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die jeweiligen Kategorien der Klassifikaton.

Kategorie T = Tumor

  • Tis - Carcinoma in situ
  • T1 - Primärtumor mit maximalem Durchmesser von 3cm, kein Befall des Hauptbronchus
  • T1a(mi) - Ausdehnung maximal 3 cm, bestimmtes Wachstumsmuster mit festem Anteil
  • T1a - größter Durchmesser kleiner als 1 cm
  • T1b - größter Durchmesser größer als 1 cm und kleiner als 2 cm
  • T1c - größter Durchmesser größer als 2 cm und kleiner als 3 cm
  • T2 - größter Durchmesser größer als 3 cm und kleiner 5 cm oder befallener Hauptbronchus oder befallenes Lungenfell oder tumorbedingte verengende Lungenentzündung
  • T3 - Befall innerer Brustwand, Befall des Phrenicusnerves oder Befall des Herzbeutels oder zusätzlicher Tumorknoten im selben Lungenlappen
  • T4 - Befall weiterer Organe oder zusätzlicher Tumorknoten in anderem Lungenlappen

Kategorie N = Lymphknoten

  • N0 - kein Lymphknotenbefall
  • N1 - Befall von Lymphknoten auf derselben Seite, neben dem Bronchus oder an Lungenwurzel der gleichen Seite
  • N2: Befall von Lymphknoten im Mediastinum oder am Ende der beiden Hauptbronchien der gleichen Seite
  • N3: Befall von Lymphknoten im Mediastinum, an der Lungenwurzel der Gegenseite, im Hals oder über dem Schlüsselbein

Kategorie M = Metastasen

  • M0 - keine Metastasen
  • M1 - Metastasen
  • M1a - einzelne Tumorknoten in anderem Lungenlappen oder in Lungenfell oder tumorbedingter Peuraerguss oder tumorbedingter Perikarderguss
  • M1b - einzelne Metastase außerhalb des Brustraums
  • M1c - mehrere Metastasen in einem oder in mehreren Organen

Wie bereits erwähnt, besteht Gültigkeit für kleinzellige und nicht kleinzellige Karzinome. In Sachen Metastasenausprägung gibt es jedoch einen Unterschied: handelt es sich um nicht kleinzelligen Lungenkrebs, bei dem es höchstens vereinzelte Metastasenbildung in einem einzigen Organ gibt, besteht eine Heilungschance - dieses Stadium trägt die Bezeichnung "M1b" oder "OMD - oligometastasierte Krankheit".

Diese Unterscheidung gibt es bei kleinzelligem Lungenkrebs nicht. Üblich sind

  • M1a: einzelne Tumorknoten im Lungenfell oder Herzbeutel, einzelne Tumorknoten im anderen Lungenlappen, krebsbedingter Pleuraerguss oder krebsbedingter Perikarderguss
  • M1b: Metastasen außerhalb der Brustregion

Einteilung der Tumorstadien auf Basis der TNM-Klassifikation

Es gibt vier bedeutende Krankheitsstadien mit Subformen, die beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom eine Rolle spielen. Die folgende Tabelle gibt einen entsprechenden Überblick.

Lungenkrebs: Einteilung der Tumorstadien
StadiumTumorLymphknotenMetastasen
0Carcinoma in situkeine befallenkeine vorhanden
IA1maximal 1 cmkeine befallenkeine vorhanden
IA2größer als 1cm, max. 2cmkeine befallenkeine vorhanden
IA3größer als 2 cm, max. 3cmkeine befallenkeine vorhanden
IBgrößer als 3 cm, max. 4cmkeine befallenkeine vorhanden
IIAgrößer als 4 cm, max. 5cmkeine befallenkeine vorhanden
IIBjeder Tumor max. 4cm
größer als 4 cm, max 5 cm
größer als 5, max. 7cm
benachbarte der gleichen Seite befallen
benachbarte der gleichen Seite befallen
keine befallen
keine vorhanden
IIIAjeder Tumor max. 5cm
größer als 5cm, max. 7cm
jeder Tumor größer als 7cm
jeder Tumor größer als 7cm
entferntere der gleichen Seite befallen
benachbarte der gleichen Seite befallen
keine befallen
benachbarte der gleichen Seite befallen
keine vorhanden
IIIBjeder Tumor max. 5cm
größer als 5cm, max. 7cm
jeder Tumro größer als 7cm
ymphknoten der anderen Seite befallen
entferntere der gleichen Seite befallen
entferntere der gleichen Seite befallen
keine vorhanden
IIICgrößer als 5cm, max. 7cm
jeder Tumor größer als 7cm
Lymphknoten der anderen Seite befallen
Lymphknoten der anderen Seite befallen
keine vorhanden
IVAjeder Tumorjeder LymphknotenbefallMetastasen in anderem
Lungenflügel oder
krebsbedingter Erguss in
Lungenfell oder Herzbeutel
oder
isolierte Fernmetastase in
einem anderen Organ
IVBjeder Tumorjeder Lymphknotenbefallmehrere Fernmetastasen in
einem oder mehreren Organen

Weitere Unterteilung durch Robinson Klassifikation

Es erfolgt eine weitere Unterteilung des Stadiums IIIA in IIIA1 bis IIIA4. Diese wird als Robinson Klassifikation bezeichnet.

  • IIA1 - zufälliger Nachweis von Lymphknoten im Mediastinum nach OP oder Biopsie
  • IIA2 - Nachweis von Lymphknoten während der OP
  • IIIA3 Nachweis von Lymphknoten mittels PET, Feinnadelbiopsie oder Mediastinoskopie
  • IIIA4 - ausgedehnte oder nicht ausgedehnte Tumorknoten in Lymphknoten, kapselüberschreitend oder Befall von mehreren Lymphknotenstationen

Lungenkrebs Lebenserwartung

Lungenkrebs ist in den seltensten Fällen heilbar. Er gilt bei Männern als häufigste, bei Frauen als zweithäufigste Krebstodesursache.

Sieht man sich die Ergebnisse von Studien an, so lässt sich sagen, dass 15 Prozent der männlichen und 20 Prozent der weiblichen Patienten fünf Jahre nach der Diagnose noch leben. Hier erfahren Sie mehr zum Thema Lebenserwartung bei Lungenkrebs.

Fünf Jahre nach der Diagnose Lungenkrebs leben noch 15 Prozent der männlichen Patienten und 20 Prozent der weiblichen. Auch bei der relativen 10-Jahres-Überlebensrate gilt für Lungenkrebs: Die Lebenserwartung bei Frauen ist geringfügig höher als bei Männern. Insgesamt hat Lungenkrebs eine schlechte Prognose.

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