Lebenserwartung bei Lungenkrebs

Die Chance auf vollständige Heilung einer Lungenkrebserkrankung sowie die prognostizierte Lebenserwartung bei Lungenkrebspatienten hängt entscheidend davon ab, um welche Tumorart es sich handelt, in welchem Stadium der Krebs diagnostiziert wurde und in welchem allgemeinen Gesundheitszustand sich der Patient befindet. Bei Frauen ist die Prognose außerdem insgesamt etwas besser. Erfahren Sie hier mehr über die statistische Überlebensrate bei Lungenkrebs und die Lebenserwartung beim kleinzelligen und nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom.

Von Jens Hirseland

Der Lungenkrebs zählt zu den häufigsten Krebsleiden. Er ist überaus gefürchtet, weil er nur in seltenen Fällen vollständig geheilt werden kann. Bei vielen Betroffenen erfolgt die Diagnose der tückischen Krankheit erst dann, wenn sich keine Heilung mehr erzielen lässt.

Beim männlichen Geschlecht stellt der Lungenkrebs die häufigste Todesursache dar, bei Frauen die zweithäufigste. Die Prognose fällt beim weiblichen Geschlecht günstiger aus als bei Männern.

Obwohl die Lebenserwartung bei Lungentumoren insgesamt gering ist, gibt es einige Unterschiede. So richtet sich die Prognose nach bestimmten Faktoren:

  • die Tumorart
  • die Lage des Tumors
  • das jeweilige Krankheitsstadium
  • der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten
  • das Geschlecht
  • das Lebensalter

So ist zum Beispiel beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom eine höhere Lebenserwartung zu verzeichnen, als beim kleinzelligen Bronchialkarzinom. Gleiches gilt für die Heilungsaussichten.

Statistik

Auch in Deutschland gehört der Lungenkrebs zu den am häufigsten vorkommenden Krebserkrankungen. So erkranken Jahr für Jahr durchschnittlich 50.000 Bundesbürger neu an Lungentumoren. Der Anteil an Todesfällen bei Männern durch einen Lungentumor liegt in der Bundesrepublik bei ca. 25 Prozent und bei Frauen bei 15 Prozent.

Während jedoch bei Männern die Sterberate seit Ende der 90er Jahre rückläufig ist, stieg sie bei Frauen hingegen an. Grund dafür ist, dass der Konsum von Tabakwaren beim männlichen Geschlecht zurückging, während er gleichzeitig bei Frauen zunahm.

Frau zieht an Zigarette
Rauchen gilt als häufigste Ursache für Lungenkrebs

Überlebensrate

Unter der Überlebensrate wird die Lebenserwartung bei Krebs verstanden. Sie gibt an, wie groß der Anteil an Überlebenden in einem bestimmten Zeitraum wie fünf oder zehn Jahren ausfällt.

Ermittelt werden die Daten im Rahmen von Studien, wobei Durchschnittswerte verwendet werden. Mit diesem Vorgehen lässt sich die Lebenserwartung der betroffenen Personen allgemein einschätzen. Sie bedeuten jedoch keine absolut sichere Prognose, wie lange ein Patient tatsächlich lebt, weil zahlreiche individuelle Faktoren zu berücksichtigen sind.

Absolute und relative Überlebensrate

Es wird zwischen absoluten und relativen Überlebensraten unterschieden. Die absolute Überlebensrate umfasst sämtliche Todesfälle der Patientengruppe, die unter Beobachtung steht. Dazu gehören auch andere Todesursachen als durch Lungenkrebs wie zum Beispiel ein Herzinfarkt.

Im Rahmen der relativen Überlebensrate finden ausschließlich Todesfälle Berücksichtigung, die auf die Lungenkrebserkrankung zurückgehen. Auf diese Weise sind präzisere Aussagen zur Lebenserwartung möglich.

In der Regel sind bei Lungenkrebs nach fünf Jahren noch etwa 20 Prozent aller weiblichen Patienten sowie 15 Prozent aller männlichen Patienten am Leben. Ähnliches gilt für die 10-Jahres-Überlebensrate. Grundsätzlich wird die Überlebensrate bei Lungenkrebs jedoch als ungünstig eingestuft.

Nach welchen Einflüssen richtet sich die Überlebensrate bei Lungenkrebs?

Die wichtigsten Faktoren, die die Überlebensrate bei Lungenkrebs beeinflussen, sind das Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose, sowie die Art des Tumors.

Im frühen Stadium sind die Aussichten auf Besserung oder Heilung und damit auf eine höhere Lebenserwartung besser als im fortgeschrittenen Stadium. Aber auch die Art des Lungentumors spielt eine wesentliche Rolle.

Daher wird zwischen dem kleinzelligen Bronchialkarzinom (SCLC) und dem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) unterschieden. Da beide Formen einen anderen Verlauf nehmen, weisen sie auch unterschiedliche Heilungsaussichten auf.

Lebenserwartung bei einem kleinzelligen Bronchialkarzinom

Im Unterschied zum nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom kommt das kleinzellige Bronchialkarzinom seltener vor. Dafür zeigt es sich jedoch deutlich aggressiver. Findet keine Behandlung statt, sterben die meisten Betroffenen schon zwei bis vier Monate nach der Diagnosestellung.

Grund für das rasche Voranschreiten des kleinzelligen Bronchialkarzinoms ist die schnelle Teilung der kleinen Krebszellen. Des Weiteren werden von dieser Lungenkrebsform häufig Metastasen (Tochtergeschwülste) gebildet, die auf andere Körperregionen übergreifen.

Aus diesem Grund fällt die Lebenserwartung beim kleinzelligen Bronchialkarzinom niedriger aus als bei der nicht-kleinzelligen Form. Überaus wichtig ist daher eine frühe Diagnose und rasche Behandlung. So besteht im Frühstadium die Chance, den Tumor durch einen chirurgischen Eingriff zu entfernen, was allerdings nur selten vorkommt.

Bei den meisten Patienten, die unter einem kleinzelligen Bronchialkarzinom leiden, besteht zum Zeitpunkt der Diagnose eine Verbreitung des Tumors in weitere Körperregionen. Eine Operation macht dann keinen Sinn mehr, sodass stattdessen eine Chemotherapie und Strahlenbehandlung erfolgt.

Eine gewisse Steigerung der Überlebensrate lässt sich beim kleinzelligen Bronchialkarzinom durch die Chemotherapie erzielen, da die verabreichten Arzneimittel zunächst gut auf die Erkrankung ansprechen.

Das Voranschreiten des Tumorwachstums wird jedoch meist nur vorübergehend aufgehalten. Später können sich die Krebszellen wieder ungehindert im Körper ausbreiten.

Lebenserwartung beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom

Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom umfasst verschiedene Subformen, deren Lebenserwartung sich jedoch etwa in gleichem Maße bewegt. Im Unterschied zu den kleinzelligen Bronchialkarzinomen schreitet das Wachstum der nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinome langsamer voran.

Zu Tochtergeschwülsten an anderen Körperstellen kommt es erst im fortgeschrittenen Stadium. Sowohl die Heilungsaussichten als auch die Lebenserwartung gelten daher als günstiger als bei den kleinzelligen Lungenkarzinomen.

Während 25 bis 30 Prozent aller Patienten eine Operation erhalten, werden die Erkrankten im fortgeschrittenen Stadium mit einer Strahlentherapie behandelt, die sich auch mit einer Chemotherapie kombinieren lässt.

Die Lebenserwartung beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom richtet sich nach dem jeweiligen Krankheitsstadium. Je weiter die Krebserkrankung voranschreitet, desto mehr sinken die Heilungsaussichten.

Beschränkt sich der Tumor auf einen Umfang von drei Zentimetern, sind fünf Jahre nach der Diagnose noch ca. 65 Prozent aller betroffenen Personen am Leben. Zeigen sich jedoch erste Tochtergeschwülste, trifft dies nur noch auf fünf Prozent der Patienten zu.

Wodurch die Lebenserwartung beeinflusst wird

Neben den genannten Faktoren wirken sich aber noch weitere Einflüsse auf die Lebenserwartung bei Lungenkrebs aus. Dazu gehören der fortgesetzte Konsum von Tabakwaren sowie der allgemeine Gesundheitszustand. So leiden zahlreiche Patienten zusätzlich unter

Lässt sich Lungenkrebs heilen?

Trotz ungünstiger Prognose ist prinzipiell durchaus eine Heilung von Lungenkrebserkrankungen möglich. Dazu müssen jedoch sämtliche Krebszellen zerstört oder aus dem Körper entfernt werden, wozu wiederum ein operativer Eingriff erforderlich ist, der mit einer Chemo- oder Strahlentherapie kombiniert werden kann. Eine Heilung des Lungenkrebses auf Dauer lässt sich durch eine alleinige Chemo- und Strahlentherapie nur selten erreichen.

Am besten stehen die Chancen für Patienten, deren Tumor klein ausfällt und bei denen noch keine Metastasen in anderen Körperregionen entstanden sind. Auch die Lymphknoten dürfen nicht betroffen sein.

Im fortgeschrittenen Stadium lässt sich kaum noch eine Heilung erzielen, wenngleich es durchaus möglich ist, den Tumor zurückzudrängen. Allerdings tritt er in den meisten Fällen später erneut auf.

Steigerung der Lebenserwartung

Um die Lebenserwartung zu steigern, wird Lungenkrebspatienten eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise empfohlen. Dadurch besteht die Möglichkeit, den allgemeinen Gesundheitszustand zu fördern.

Gleiches gilt für regelmäßige Bewegung wie sportliche Aktivitäten. Die Bewegung wirkt sich außerdem positiv auf das Wohlbefinden aus.

Ein weiterer wichtiger Faktor zur Steigerung der Lebenserwartung ist das konsequente Beenden des Rauchens. So wirkt sich ein sofortiger Rauchstopp oft günstig auf den Allgemeinzustand aus.

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