Zystische Echinokokkose - Befall durch den Hundebandwurm (Hundebandwurmbefall)

Als zystische Echinokokkose bezeichnet man in der Medizin einen Hundebandwurmbefall. Dabei kommt es zur Bildung von Zysten.

Von Jens Hirseland

Bei einer zystischen Echinokokkose infiziert sich der menschliche Körper mit dem dreigliedrigen Hundebandwurm (Echinococcus granulosus). Dieser Parasit kommt vor allem bei Tieren vor. Dazu gehören

  • Hunde
  • Wölfe
  • Dingos
  • Katzen
  • Rinder
  • Ziegen
  • Schafe
  • Pferde oder
  • Schweine.

Die Inkubationszeit dieser Erkrankung ist mit mehreren Monaten bis hin zu einigen Jahren sehr variabel. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Vorkommen und Ursachen

Die Parasitenerkrankung kommt auf der ganzen Welt, vor allem aber in Mittelmeerländern, vor. In Deutschland tritt der Hundebandwurm hingegen nur selten auf. Meist erfolgt die Infektion bei Reisen in südliche Mittelmeerländer.

Zur Übertragung der zystischen Echinokokkose kommt es in der Regel durch Kontakt mit

  • dem Fell
  • der Schnauze oder
  • dem Kot

eines Hundes. Werden die kontaminierten Hände zum Mund geführt, können die Erreger in den Körper eindringen. Im Bereich des Möglichen sind jedoch auch indirekte Infektionen durch mit Echinococcus-Eiern kontaminiertes Wasser oder Nahrungsmittel.

Symptome

Der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit ist höchst unterschiedlich und kann zwischen einigen Monaten bis mehreren Jahren liegen. Obwohl es grundsätzlich bei jedem Menschen zu einer zystischen Echinokokkose kommen kann, tritt die Parasitenerkrankung vorwiegend zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr auf.

Gelingt es den Hundebandwurmeiern, in den menschlichen Darm vorzudringen, schlüpfen dort die Larven aus, die dann die Darmwand durchdringen und über die Blutbahn zur Leber gelangen. Von der Leber aus sind sie in der Lage, sich über den gesamten Organismus zu verbreiten.

Häufig werden Organe wie Leber oder Lunge befallen. Dort entstehen durch die Larven Zysten. Dabei handelt es sich um Hohlräume, in denen eine weitere Vermehrung der Parasiten erfolgt.

Mitunter werden die Zysten so groß wie eine Orange oder sogar wie der Kopf eines Kindes. Wird eine Zyste so umfangreich, dass durch sie gesundes Gewebe verdrängt wird, treten schließlich die ersten Beschwerden auf. Zu welchen Symptomen es kommt, ist davon abhängig, welche Organe in Mitleidenschaft gezogen werden.

In etwa 70 Prozent aller Krankheitsfälle ist die Leber betroffen. Dann zeigen sich Beschwerden wie

Für den Fall, dass die Lunge in Mitleidenschaft gezogen wird, treten meist Husten und Atemprobleme auf.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich eine zystische Echinokokkose durch

Des Weiteren kann eine Punktion der Zyste mithilfe einer Hohlnadel erfolgen, was jedoch heutzutage nur sehr selten geschieht, da dabei die Gefahr von Komplikationen besteht.

Behandlung

Behandelt wird eine zystische Echinokokkose durch eine operative Entfernung der entstandenen Zysten. Dabei ist jedoch größte Vorsicht geboten, damit es während des chirurgischen Eingriffs nicht zur einer Verletzung der Zystenwand kommt.

Bei einer Beschädigung der Wand besteht die Gefahr, dass die Larven aus der Zyste gelangen und sich weiter im Körper verbreiten. Werden zu große Mengen an Bandwurmgewebe freigesetzt, droht zudem ein anaphylaktischer Schock.

Neben der operativen Therapie erfolgt auch ergänzend eine Behandlung mit Medikamenten wie Mebendazol und Albendazol. Kann die Zyste nicht durch eine Operation entfernt werden, ist zumeist eine langwierige Therapie mit den Medikamenten erforderlich. Hierbei sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen sehr wichtig.

Bei inaktiven Zysten wird auch die Watch-and-wait-Strategie angewandt; es wird also gewartet und beobachtet, solang die Zysten keine funktionellen Störungen verursachen. Mitunter kann auch die so genannte Punktion-Aspiration-Injektion-Reaspiration (PAIR) durchgeführt werden, bei der eine sterilisierende Lösung injiziert wird.

Vorbeugung

Um einem Hundebandwurmbefall wirksam vorzubeugen, wird empfohlen, Haustiere wie Hunde und Katzen regelmäßig untersuchen und bei Bedarf entwurmen zu lassen. Vor allem nach Reisen in Mittelmeerländer sollte eine tierärztliche Untersuchung erfolgen.

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