Harnröhrenentzündung (Urethritis) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Unter einer Urethritis versteht man eine Entzündung der Harnröhre. Sie zählt zu den Harnwegsinfektionen.

Von Jens Hirseland

Die Urethritis wird auch als Harnröhrenentzündung bezeichnet und gehört zu den Harnwegsinfektionen. Bei Frauen tritt sie deutlich häufiger auf als bei Männern. Es wird zwischen mehreren Formen unterschieden.

Formen der Urethritis

Mediziner unterscheiden bei einer Harnröhrenentzündung zwischen einer spezifischen und einer unspezifischen Urethritis. So wird die spezifische Harnröhrenentzündung von Gonokokken, einer speziellen Bakterienart, die auch für die Entstehung der Geschlechtskrankheit Gonorrhoe (Tripper) verantwortlich ist, ausgelöst. Aus diesem Grund nennt man sie auch gonorrhoische Urethritis.

Dagegen sind für die unspezifische Urethritis andere Krankheitserreger ursächlich. Dazu gehören vor allem

Beide Formen haben gemeinsam, dass sie zumeist beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Es gibt aber auch subspezifische Formen, die nicht ansteckend sind.

Weltweit leiden jährlich etwa 62 Millionen Menschen unter einer spezifischen und weitere 89 Millionen unter einer unspezifischen Harnröhrenentzündung. Besonders betroffen sind junge Menschen zwischen 20 und 24 Jahren. Zurückgeführt wird dies auf die erhöhte sexuelle Aktivität in diesem Alter. Grundsätzlich kann eine Urethritis jedoch in jedem Lebensalter auftreten.

Ursachen

Verursacht wird eine Urethritis in den meisten Fällen von Bakterien wie Gonokokken oder Chlamydien. Aber auch parasitäre Einzeller wie Trichomonaden oder Pilze wie Candida albicans sind mitunter der Urheber einer Harnröhrenentzündung.

Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt zumeist durch Geschlechtsverkehr. Ebenso ist jedoch eine Übertragung der Keime durch einen Harnkatheter möglich, was vor allem in Krankenhäusern vorkommt.

Je nach Ursachen unterscheidet man zwischen

  • der Trichomonadenurethritis
  • der Chlamydienurethritis sowie
  • der Mykoplasmenurethritis

Schätzungen zufolge werden rund 90 Prozent aller Infektionen in Kliniken durch Harnkatheter verursacht. In manchen Fällen kann eine Harnröhrenentzündung auch durch mechanische Reize aufgrund von medizinischen Untersuchungen oder allergische Reaktionen ausgelöst werden. In solchen Fällen besteht durch die Urethritis keine Ansteckungsgefahr.

Symptome

Bemerkbar macht sich eine Harnröhrenentzündung durch typische Symptome wie Schmerzen und Brennen beim Urinieren sowie ständigen Harndrang. Außerdem kann aus der Harnröhre weißlicher oder grünlicher Ausfluss austreten, was man als Urethralfluor bezeichnet.

Doch nicht in jedem Fall kommt es bei einer Urethritis zu Beschwerden. So können vor allem bei Männern Harnröhrenentzündungen auch unbemerkt verlaufen.

Insbesondere bei einer Infektion mit Chlamydien treten bei ca. 80 Prozent aller Männer und 50 Prozent aller Frauen keine spürbaren Beschwerden auf. Mitunter bemerken die Betroffenen lediglich ein unangenehmes Gefühl beim Wasserlassen, was aber nicht als Krankheit empfunden wird.

Diagnose

Liegt Verdacht auf eine Urethritis vor, führt der behandelnde Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung durch. Oftmals ist dabei eine Rötung der Harnröhrenöffnung feststellbar.

Weitere Hinweise liefern die typischen Symptome wie Schmerzen beim Wasserlassen oder Ausfluss. Mithilfe eines Abstrichs aus der Harnröhre lässt sich der auslösende Erreger feststellen.

Zu diesem Zweck führt der Arzt einen kleinen Drahtbügel, an dem sich ein schmales Röhrchen befindet, in die Harnröhre ein und entnimmt eine Probe. Diese wird dann unter einem Mikroskop analysiert.

Während eitriges Sekret ein Indiz für eine Gonokokken-, Trichomonaden- oder Chlamydien-Infektion ist, weist glasiges, dünnes Sekret auf Mykoplasmen als Verursacher hin. Für eine exakte Diagnose kann auch das Anlegen einer speziellen Kultur nötig sein.

Im Rahmen der Differenzialdiagnose sollten folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:

  • das Reitersyndrom, welches sich neben den Symptomen einer Urethritis auch durch eine Konjunktivitis sowie eine Arthritis bemerkbar macht
  • Gonorröh
  • Harnrhöhrendivertiekl sowie
  • Harnröhrenkrebs

Behandlung

Auf welche Weise man eine Urethritis behandelt, richtet sich nach den jeweiligen Auslösern der Erkrankung. So werden Bakterien mit Antibiotika bekämpft, während bei einer Pilzinfektion Antimykotika zur Anwendung kommen.

Wichtig ist, dass der Patient während der Behandlung viel Flüssigkeit zu sich nimmt. Außerdem sollte er so oft wie möglich die Toilette aufsuchen, selbst wenn das Wasserlassen Beschwerden bereitet.

Außerdem ist es ratsam, sich warmzuhalten und Sitzen auf kaltem Untergrund zu vermeiden. Als hilfreich gilt zudem das Trinken von manchen Fruchtsäften wie zum Beispiel Cranberrysaft.

Wurde die Urethritis sexuell übertragen, muss der Patient während der Erkrankung auf Geschlechtsverkehr verzichten. Des Weiteren sollte auch der Sexualpartner untersucht und behandelt werden. Um eine Übertragung der Krankheitserreger beim Sex zu verhindern, empfiehlt es sich, ein Kondom zu verwenden.