FSME-Impfung - Impfempfehlung, Ablauf und Risiken

Eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis bietet einen wirksamen Schutz vor der gefährlichen Erkrankung, deren Erreger meist durch einen Zeckenbiss übertragen wird. Sie ist vor allem in FSME-Risikogebieten wie dem Süden Deutschlands wichtig und kann sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern ab einem Jahr vorgenommen werden. Zur Beihaltung des Impfschutzes muss eine regelmäßige Auffrischimpfung durchgeführt werden. Lesen Sie hier alles Wichtige zur FSME-Impfung, dem Impfstoff und möglichen Risiken.

Von Jens Hirseland

Was ist FSME?

FSME ist die Abkürzung für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Gemeint ist damit eine schwerwiegende Entzündung von Gehirn, Hirnhaut und Rückenmark.

Hervorgerufen wird die Erkrankung durch Viren, deren Übertragung auf den Menschen durch Zeckenbisse verursacht wird. In seltenen Fällen findet die Übertragung der Krankheitserreger auch durch das Trinken von Rohmilch statt, die Kühen, Ziegen oder Schafen entstammt. Dagegen ist eine unmittelbare Ansteckung von einem Menschen zum anderen nicht möglich.

Am häufigsten zeigt sich die FSME in den Monaten April bis November. Bei milder Witterung kann die Erkrankung bzw. die Ansteckung durch Zecken auch in den Wintermonaten auftreten.

Zecke auf der Haut
Übertragen wird der FSME-Erreger meist durch Zecken

Schutzimpfung gegen FSME

Als einzige sichere Methode, sich vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis zu schützen, gilt eine Schutzimpfung. Diese wird von Medizinern als überaus wichtig eingestuft, weil keine bekannten Medikamente zur Verfügung stehen, die gegen die Viren wirksam sind.

Durch eine FSME-Schutzimpfung lässt sich das Risiko nach einem Zeckenbiss zu erkranken jedoch deutlich vermindern. Allerdings ist eine regelmäßige Auffrischung bei Erwachsenen und Kindern erforderlich, um einen durchgängigen Schutz zu gewährleisten.

Die Durchführung der FSME-Impfung kann vom Hausarzt oder einem Reisemediziner vorgenommen werden. Dabei wird dem Patienten der Impfstoff in einen Muskel, meist in den Oberarm, gespritzt.

Arzt mit Impfausweis
Impfen lassen kann man sich beim Hausarzt oder Reisemediziner

FSME-Impfstoff

Zusammengesetzt wird der FSME-Impfstoff aus inaktiven FSME-Viren. Das bedeutet, dass bei ihnen eine Veränderung stattfand, wodurch keine Erkrankung mehr ausgelöst werden kann.

Allerdings sorgen sie für das Aktivieren des Immunsystems. Auf diese Weise erhalten die weißen Blutkörperchen, die als Abwehrzellen des Organismus fungieren, die Gelegenheit, das Virus an seinen typischen Merkmalen zu identifizieren, was wiederum eine effiziente Bekämpfung der Keime ermöglicht. So werden bereits Abwehrmaßnahmen durchgeführt, bevor die Hirnhautentzündung einsetzt.

Bei den FSME-Impfstoffen handelt es sich um formalinin-inaktivierte FSME-Viren, deren Kultivierung auf CEF-Zellen erfolgt. In einer Dosis für erwachsene Personen befinden sich 1,5 bis 2,4 µg Antigen.

Eine Impfdosis für Kinder verfügt über die Hälfte. Sie alle wirken gegen sämtliche drei Subtypen des FSME-Virus. Dies sind der europäische, der fernöstliche sowie der sibirische Untertyp.

Zwei unterschiedliche Impfstoffe stehen für eine FSME-Schutzimpfung zur Verfügung. Diese tragen die Bezeichnungen FSME-Immun® und Encepur®. Obwohl sich beide Impfstoffe gleichwertig verwenden lassen, sollte für die Grundimmunisierung und die Auffrischung stets der gleiche Impfstoff zur Anwendung kommen.

Entwicklung des Impfstoffes

  • 1956 gelang es erstmals, das FSME-Virus zu isolieren.
  • 1973 kam es am Wiener Institut für Virologie zur Herstellung des Impfstoffes FSME-immun.
  • Drei Jahre später erfolgte die industrielle Produktion. In den ersten Jahren wurden allerdings nur Waldarbeiter geimpft.
  • In den 90er Jahren brachte ein US-amerikanisches Pharmaunternehmen einen neuen Impfstoff heraus, der jedoch erhebliche Nebenwirkungen aufwies und daher im Jahr 2001 wieder vom Markt verschwand.
  • Verbesserte FSME-Impfstoffe, die sich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder eignen, stehen seit 2002 zur Verfügung.

Impfempfehlung der STIKO

Von der STIKO, der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (RKI), wird eine FSME-Impfung allen Personen empfohlen, die sich innerhalb von FSME-Risikogebieten aufhalten. Dies gilt sowohl für Menschen, die dort ständig leben, als auch für Personen, die in diese Regionen eine Reise antreten.

Auch im Falle eines beruflichen Engagements sollte eine Impfung erfolgen. Dabei kann es sich um Tätigkeiten in Land- oder Forstwirtschaft oder in einem Laboratorium, in dem die Keime untersucht werden, handeln. Die Impfempfehlung der STIKO gilt ebenfalls für Aufenthalte in FSME-Risikoregionen, die sich im Ausland befinden.

Warnschild vor Zecken in einem Wald
Zecken sind vor allem in Wiesen und Wäldern anzutreffen

Kostenübernahme der FSME-Impfung

Leben Personen in einem FSME-Risikogebiet, das in Deutschland liegt, oder reisen dorthin, können sie bei ihrer Krankenversicherung eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis beanspruchen. Auch bei Reisen in FSME-Risikoregionen im Ausland übernehmen die meisten Krankenversicherungen die Kosten.

FSME-Impfschema

Eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis umfasst eine Grundimmunisierung sowie regelmäßig stattfindende Auffrischimpfungen.

Grundimmunisierung

Im Rahmen der Grundimmunisierung werden drei Injektionen verabreicht. Die ersten beiden Spritzen erhält die zu impfende Person in einem Zeitraum von ein bis drei Monaten. Die dritte Impfung findet neun bis zwölf Monate nach der zweiten Injektion statt.

Wird nur eine kurze Urlaubsreise in ein FSME-Risikogebiet gemacht, bewirken bereits zwei Injektionen einen ausreichenden Schutz. Allerdings ist die Wirkung der Impfung nur von begrenzter Dauer.

Auffrischimpfungen

Nach drei Jahren muss eine Auffrischimpfung vorgenommen werden, damit auch weiterhin der Impfschutz gewährleistet ist.

Für Menschen unter 50 Jahren wird eine regelmäßige Auffrischung im Abstand von fünf Jahren empfohlen. Ältere Menschen erhalten alle drei Jahre eine neue Auffrischung.

FSME-Impfung für Kinder

Kleines Kind bekommt einen Impfstoff gespritzt
Bereits ab einem Jahr können auch Kinder gegen die FSME geimpft werden

Bei Kindern nimmt die Frühsommer-Meningoenzephalitis in der Regel einen leichteren Verlauf. Dennoch gilt ein Impfschutz im Kindesalter als besonders wichtig. So spielen Kinder oft auf Wiesen oder in Wäldern, wodurch sich bei ihnen das Risiko eines Zeckenbisses erhöht.

Das Schema von Grundimmunisierung und Auffrischung fällt ähnlich aus wie bei erwachsenen Menschen, doch wird den Kindern ein anderer Impfstoff verabreicht, der speziell für sie geeignet ist.

Die FSME-Impfung lässt sich bereits ab dem ersten Lebensjahr durchführen.

Risiken und Nebenwirkungen

Die FSME-Impfung gilt im Allgemeinen als gut verträglich. Dennoch sind auch bei ihr unerwünschte Nebenwirkungen möglich.

Dabei leidet aber nicht jede geimpfte Person unter diesen Nebeneffekten. In der Regel zeigen sie sich auch nur sehr selten. Bei Kindern unter drei Jahren kommt es insgesamt etwas häufiger zu Nebenwirkungen.

Treten Nebenwirkungen durch die FSME-Impfung auf, machen sie sich in der ersten Woche nach dem Verabreichen der Injektion in Form von Kopf- und Gliederschmerzen bemerkbar, teilweise auch Fieber. Vereinzelt drohen auch allergische Reaktionen auf den Impfstoff oder Erbrechen. Zeigen sich eine Allergie oder Nebenwirkungen, muss vor der nächsten Impfung unbedingt der Arzt darüber in Kenntnis gesetzt werden.

Kritik an der FSME-Impfung

Von Impfgegnern gibt es auch Kritik an der FSME-Impfung. So geben sie zu bedenken, dass die Impfung bei einigen Menschen Anteil an der Entstehung von Autoimmunkrankheiten haben soll. Ob und wodurch diese tatsächlich hervorgerufen werden, ließ sich bislang nicht klären. Aus Angst vor solchen unangenehmen Nebeneffekten verzichten viele Impfkritiker lieber auf die Schutzimpfung.

  • Norbert Satz Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME), Huber-Verlag, 2006, ISBN 3456843461
  • Burkhard Rieke Referenzhandbuch Impf- und Reisemedizin 2018, MedPrä, 2018, ISBN 3947476000
  • Martin Hirte Impfen kurz & praktisch: Orientierungshilfe für Eltern bei der Impfentscheidung, Knaur MensSana TB, 2018, ISBN 9783426878071
  • Bert Ehgartner Gute Impfung - Schlechte Impfung: Der umfassende Ratgeber, Ennsthaler, 2019, ISBN 3850689530

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