ADS und Pubertät - Tipps für Eltern, um mit betroffenen Kindern und Teenagern klarzukommen

Mit Jugendlichen in der Pubertät auszukommen, ist für viele Eltern nicht leicht. Besonders kompliziert wird es, wenn der Sprössling unter ADS oder ADHS leidet. Es gilt, den Nachwuchs bestmöglich bei seinen Hobbys und Interessen zu unterstützen; doch natürlich ist es auch wichtig, dass gewisse Grenzen und Regeln aufgestellt werden. Holen Sie sich Tipps, um mit Kindern und Teenagern, die ADS haben, besser umgehen zu können.

Von Jens Hirseland

Die Pubertät ist eine Lebensphase, die die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern in den meisten Fällen auf eine harte Probe stellt. Besteht bei einem Jugendlichen jedoch das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), wird das Zusammenleben noch weitaus schwieriger, da sich die Symptome dieser Verhaltensstörungen noch verstärken können.

ADS und ADHS in der Pubertät

Die typischen Merkmale von ADS bzw. ADHS können sich während der Pubertät noch deutlicher ausprägen, was allerdings nicht zwangsläufig der Fall sein muss. So schwächen sich bei rund einem Drittel aller betroffenen Jugendlichen die Symptome sogar ab.

Bei den restlichen zwei Dritteln bleiben die Störungen jedoch bestehen. Mitunter werden sie sogar erst im Jugendalter erkannt. Dies gilt besonders für Mädchen.

So verhalten sich diese während ihrer Kindheit eher still und zurückhaltend. Jungs, die in ihrer Kindheit stark hyperaktiv sind, werden dagegen während der Pubertät oft etwas ruhiger, ihre mangelnde Ausdauer bleibt jedoch bestehen.

Hinzu kommen noch Interesse- und Antriebslosigkeit. Vor allem in der Berufsausbildung kann dies zu großen Problemen führen. So tun sich die meisten Jugendlichen, die unter ADS oder ADHS leiden, schwer damit, Autoritäten anzuerkennen.

Außerdem vermischen sie, genau wie im Kindesalter, noch immer Phantasie und Realität miteinander und lassen nur ihre eigene Sichtweise gelten, weil es ihnen an Reflexionsvermögen mangelt. Da sie jedoch über einen starken Gerechtigkeitssinn verfügen, sind sie bereit, sich für andere Menschen tatkräftig einzusetzen.

Verhaltensweisen

Als typische Verhaltensweisen von Jugendlichen mit ADS/ADHS gelten

Da sie leicht abzulenken sind, tun sie sich schwer damit, Dinge zu Ende zu bringen. Viele leiden unter Unsicherheit und Angst, was mitunter in eine Depression münden kann. Sogar eine Selbstmordgefährdung ist möglich.

Darüber hinaus gelten Jugendliche mit ADS oder ADHS als anfällig für Alkohol und Drogen. Manchmal geraten sie auch auf die schiefe Bahn, weil sie dabei eine anhaltende reizvolle Spannung empfinden.

Obwohl die betroffenen Jugendlichen ein starkes Gefühl nach Harmonie verspüren, verfügen sie nicht über die Fähigkeit, auf die Bedürfnisse anderer Menschen einzugehen, was vor allem in einer Liebesbeziehung zu Problemen führen kann. So neigen sie häufig dazu, ihren Partner zu kontrollieren sowie zu heftigen Wutausbrüchen.

Ihren eigenen Anteil an den Problemen erkennen die Jugendlichen nicht. Viele ziehen sich aber auch völlig zurück, weil sie Angst vor negativen Reaktionen haben.

Was die Eltern tun können

Für die Eltern der betroffenen Teenager ist die Pubertät besonders schwierig, da die Null-Bock-Mentalität bei ADS/ADHS-Kindern noch mehr ausgeprägt ist, als bei gesunden Jugendlichen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den schwierigen Sprösslingen zu helfen.

So ist es wichtig, dass die Eltern die Hobbys und Interessen ihrer Kinder unterstützen, da sie auf diesen Gebieten meist über ein ungewöhnlich großes Wissen verfügen. Durch eine frühzeitige Förderung, die bereits vor der Pubertät einsetzt, fällt es den Jugendlichen leichter, ihren Weg zu finden.

Darüber hinaus sind Jugendliche mit ADS/ADHS mit verschiedenen Fähigkeiten wie Kreativität und Phantasie ausgestattet und haben künstlerische Talente, die es zu fördern gilt. Die Förderung bewirkt, dass ihr Selbstwertgefühl steigt.

Da zahlreiche Teenager mit ADS/ADHS ein regelrechtes Helfersyndrom entwickeln, lässt sich diese Veranlagung für soziale Berufe nutzen. Andere Jugendliche können hingegen gut diskutieren und argumentieren. Für diese eignet sich oft eine Verkaufstätigkeit.

Geregelter Tagesplan

Wichtig ist zudem, für die Kinder einen strukturierten Tagesplan zu entwickeln, der ihnen hilft, ihren Alltag besser zu bewältigen. Dabei sollte stets Schritt für Schritt vorgegangen werden.

ADS-Kinder brauchen Strukturen. Einen Tag um sechs Uhr aufstehen, am Wochenende bis 10 Uhr schlafen, an einem Tag die Hausaufgaben bereits mittags machen, am anderen aber erst nachmittags - derartige Schwankungen im Tagesablauf beunruhigen die ADS-Kinder noch mehr. Je ausgeglichener jeder Tag abläuft und mehr Kontinuität die Eltern in den Tagesablauf hineinbringen, desto besser fühlt sich ein ADS-Kind.

Sowohl schulisch als auch in anderen Dingen dürfen die Eltern ihr Kind nicht überfordern. Dies frustriert das Kind noch mehr, was sich in Unruhe und Gewalt äußert.

ADS-Kinder brauchen klare Anweisungen von den Dingen, die sie tun sollen. Außerdem sollte die Familie darauf achten, nicht zu viel Hektik in den Alltag einfließen zu lassen. Je ruhiger der Tag abläuft, desto ruhiger wird auch das ADS-Kind sein.

Lob und Strafe

ADS-Kinder müssen viel gelobt werden. Wenn sie etwas gut und richtig machen, freuen sie sich, wenn Mama oder Papa dies mit einem Lob zur Kenntnis nehmen. Umgekehrt müssen Eltern aber absolut konsequent und unnachgiebig sein, wenn das Kind etwas Verbotenes tut. Auch hier muss z.B. das Schlagen immer dann mit der gleichen Strafe (z.B. Fernsehverbot) geahndet werden.

Da die Erziehung von ADS-Kindern sehr nervenaufreibend ist, sollten die Eltern sich auch ohne schlechtes Gewissen Abende zu zweit gönnen. Hier können sie wieder Kraft für den anstrengenden Alltag tanken.

Weitere Tipps zum Umgang mit ADS-Kindern

Schon mit kleinen Änderungen der Verhaltensweisen können Eltern sich den Umgang mit ADS-Kindern deutlich erleichtern. Dabei ist auch die Sprache und die Art der Formulierungen sehr wichtig.

So ist es ratsam, Sätze mit "Vielleicht" zu meiden, etwa, wenn es um die Tagesplanung geht. Betroffene Kinder können stattdesseb viel besser damit umgehen, wenn man Dinge spontan, aber dann auch ganz bestimmt tut.

Gilt es um das Einhalten von Regeln, sollte die Stimme ruhig und freundlich klingen, dennoch ist es wichtig, dabei konsequent zu bleiben. Reagiert das Kind mit Motzen, muss man nicht immer darauf eingehen.

Ebenfalls sollte man unerwünschtes Verhalten des Nachwuchses nicht persönlich nehmen. Auf Vergleiche - beispielsweise mit anderen Geschwistern - verzichtet man besser.

Professionelle Hilfe oft wichtig

Da auch viele Jugendliche mit ADS/ADHS ohne die Unterstützung ihrer Eltern nicht zurechtkommen, ist es notwendig, ihnen einen starken Rückhalt in der Familie zu geben. Auch die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe ist oft ein wichtiger Schritt, um das Kind zu unterstützen.

Als besonders bewährt gilt die multimodale Therapie, in deren Rahmen der Jugendliche eine Verhaltenstherapie absolviert. Dabei werden ihm bestimmte Grenzen und Strukturen aufgezeigt. Leidet der Teenager unter Depressionen, Angstzuständen oder gar Drogensucht, ist eine Psychotherapie erforderlich. Mitunter werden auch Medikamente verabreicht.

In der Regel bezieht man die Familienangehörigen und Lehrer in die Therapie ein. Darüber hinaus gibt es Angebote für Eltern von ADS/ADHS-Kindern wie

Diese helfen dabei, die psychische Störung des Kindes besser zu verstehen und entsprechend mit ihr umzugehen.

  • Uwe Beise, Silke Heimes, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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