Die Nebenmeere des Antarktischen Ozeans

Bei dem Antarktischen Ozean handelt es sich um den zweitkleinsten Ozean der Erde. Man nennt ihn auch Südlicher Ozean. Der Südliche Ozean bildet gemeinsam mit der Landmasse Antarktika die Antarktis. Wie auch bei den anderen Ozeanen gibt es einige wichtige Nebenmeere des Antarktischen Ozeans. Informieren Sie sich über das Südpolarmeer und seine Nebenmeere.

Von Jens Hirseland

Merkmale des Antarktischen Ozeans

Der Antarktische Ozean trägt verschiedene Bezeichnungen wie

  • Südlicher Ozean
  • Südliches Eismeer
  • Antarktik oder
  • Südpolarmeer.

Gemeint ist damit der Meeresbereich südlich des 60. Breitengrades. Insgesamt umfasst der 5805 Meter tiefe Antarktische Ozean eine Fläche von 20.327 Millionen Quadratkilometern.

Die Meeresgebiete des Südlichen Ozeans umgeben die Landmasse der Antarktis, auch Antarktika genannt. Außerdem geht er im nördlichen Bereich in den Pazifischen Ozean, den Antarktischen Ozean und den Indischen Ozean über.

Bezeichnete man die antarktischen Meeresregionen in früheren Zeiten noch als Südliches Eismeer, gilt seit dem Jahr 2000 die offizielle Bezeichnung "Südlicher Ozean".

Die so genannte antarktische Konvergenz bildet die natürliche Grenze. Hier treffen die kalten südlichen auf die warmen nördlichen Wassermassen.

Bezeichnend für den Südlichen Ozean ist der Krill, ein besonderes Ökosystem. Hier frieren die Gebiete zum Packeis zu. Aus den entstehenden Bruchstücken entstehen dann so genannte Tafeleisberge.

Gruppe von Adelie-Pinguinen am Eisberg, kurz vor dem Sprung ins Wasser
Gruppe von Adelie-Pinguinen am Eisberg, kurz vor dem Sprung ins Wasser

Nebenmeere des Antarktischen Ozeans

Auf dem Grunde des Antarktischen Ozeans sind zahlreiche Tiefseebecken, Schwellen sowie eine Tiefseerinne zu finden. Darüber hinaus verfügt er über mehrere Nebenmeere.

Dabei handelt es sich um das Rossmeer, die Amundsen-See, das Bellingshausenmeer, die Schottische See, die König-Haakon-VII.-See, die Lasarew-See, die Riiser-Larsen-See, die Kosmonautensee, die Commonwealth- bzw. Kooperationssee, die Davissee, die Mawsonsee sowie die D'Urville-See und die Somow-See.

Im Folgenden stellen wir die Nebenmeere einmal genauer vor.

Rossmeer

Beim Rossmeer handelt es sich um ein Nebenmeer des Antarktischen Ozeans. Es liegt zwischen Kap Adare, das sich im Nordosten des Viktorialands befindet, und Kap Colbeck, das den nördlichsten Punkt der Edward-VII.-Halbinsel bildet.

Die Gesamtfläche des Rossmeers beträgt ca. 958.000 km². Benannt wurde das Randmeer nach dem britischen Seefahrer James Clark Ross (1800-1862). Dieser entdeckte das Gewässer im Jahr 1841.

Inseln im Rossmeer

Im Westteil des Rossmeers, das zur Hälfte ständig mit Eis bedeckt ist, sind die Ross-Insel mit dem Mount Erebus Vulkan sowie der McMurdo Sund zu finden. Letzterer bildet einen natürlichen Hafen und ist in den antarktischen Sommermonaten meist eisfrei. Östlich des McMurdo-Sunds liegen die Franklin-Insel und die Coulman-Insel.

Amundsen-See

An das Rossmeer grenzt die Amundsen-See, ein weiteres Nebenmeer des Südlichen Ozeans. Es liegt vor der Westküste von Antarktika, zwischen Cape Flying Fish auf Thurston Island und Cape Dart auf Siple Island. Außerdem grenzt die Amundsensee nordöstlich an die Bellingshausen-See.

Ihren Namen verdankt die Amundsen-See dem norwegischen Seefahrer Nils Larsen. Dieser nahm 1929 in dem Gewässer eine Erkundungsfahrt mit dem Schiff "Norvegia" vor und benannte es nach seinem berühmten Landsmann, dem Polarforscher Roald Amundsen (1872-1928).

Bis ins Jahr 1940 kannte man den genauen Verlauf der Küste nicht, da das Meer zumeist zugefroren ist. Erst durch Aufklärungsflugzeuge ließ sich ein genaueres Bild erstellen.

Bellingshausen-See

Bei der Bellingshausen-See handelt es sich um ein Nebenmeer des Südpolarmeers, das im Norden von Westantarktika auf der Westseite der Antarktischen Halbinsel liegt. Geographisch verläuft die Bellingshausen-See, die an die Amundsen-See grenzt, bis nach Cape Flying Fish. Dieses bildet den nördlichsten Punkt der Thurston-Halbinsel.

Zu den Inseln der Bellingshausen-See gehören die Alexander-I.-Insel im Osten, die die größte Insel der Antarktis ist, sowie die Peter-I.-Insel, die sich 450 Kilometer von der antarktischen Küste entfernt befindet. Die Gesamtfläche der Bellingshausen-See beträgt 600.000 Quadratkilometer. Ihre tiefste Stelle liegt bei 4094 Metern.

Ihren Namen erhielt die Bellingshausen-See nach dem deutschbaltischen Offizier und Seefahrer Fabian Gottlieb von Bellingshausen (1778-1852), der in russischen Diensten stand. Bellingshausen erforschte das Gewässer erstmals im Jahr 1821.

Schottische See

Ein weiteres Nebenmeer des Antarktischen Ozeans ist die Schottische See, die sich zum Teil in diesem Weltmeer befindet. Der größte Teil liegt jedoch im Atlantischen Ozean. So erstreckt sich die Schottische See von der Antarktischen Halbinsel über die südlichen Orkneyinseln, die südlichen Sandwichinseln und Südgeorgien bis nach Feuerland.

Die westliche Grenze markiert die Drake-Passage. Während die Schottische See im Süden an die Weddell-See grenzt, geht sie im Nordwesten in die Argentinische See über. Im Osten, Süden und Norden begrenzt die Scotia Ridge das Nebenmeer.

Die Schottische See umfasst eine Gesamtwasserfläche von mehr als 900.000 Quadratkilometern. Die Hälfte des antarktischen Randmeeres befindet sich über dem Kontinentalschelf.

Ihren Namen verdankt die Schottische See dem britischen Expeditionsschiff "Scotia". Mit diesem Schiff befuhr eine britische Antarktisexpedition unter der Leitung des schottischen Polarforschers William Speirs Bruce (1867-1921) zwischen 1902 und 1904 das Gewässer.

Die Schottische See wird von Argentinien als Bestandteil des Argentinischen Meeres angesehen. Daher beansprucht Argentinien mehrere dort liegende Gebiete wie die Falklandinseln und Südgeorgien.

Weddell-Meer

Das größte aller vierzehn Nebenmeere des Südpolarmeers ist das Weddell-Meer. So umfasst es eine Fläche von 2,8 Millionen Quadratkilometern.

Geographische Aspekte des Weddell-Meeres

Die Grenzen des Weddell-Meeres werden durch die Küsten von Grahamland auf der Westseite und Coatsland auf der Ostseite markiert. Den östlichsten Küstenpunkt des Gewässers bildet das Norvegia-Kap im Königin-Maud-Land. Außerdem grenzt das Weddell-Meer im Osten an die König-Haakon-VII.-See.

Seine Nordgrenze ist der Atlantisch-Indische Rücken, bei dem es sich um einen unterseeischen Gebirgszug handelt. Der Südteil des Weddell-Meeres ist von Schelfeis bedeckt. Ost- und Westküste werden von kleineren Schelfeisen wie dem Larsen-Schelfeis und dem Riiser-Larsen Schelfeis begrenzt.

Abgesehen von der unbewohnten Felseninsel Elephant Island, bedeckt ständig Packeis den Westteil des Weddell-Meeres. Im restlichen Teil des Gewässers zieht sich das Eis im Sommer etwa drei Monate lang zurück.

Von Elephant Island bis zum Norvegia-Kap erreicht das Weddell-Meer eine maximale Ausdehnung von 2.150 Kilometern. Die Tiefe des Gewässers schwankt zwischen 500 und 5000 Metern.

Benannt wurde das Weddell-Meer nach dem britischen Seefahrer James Weddell (1787-1834). Diesem gelang es 1823 erstmals, in das bis dahin unbefahrbare Gebiet vorzudringen, wobei er von besonders günstigen Wetterbedingungen profitierte. Bis heute lässt sich die Region nur von Eisbrechern passieren. Eine genaue Erforschung und Vermessung des Weddell-Meeres fand zwischen 1902 und 1904 durch den schottischen Polarforscher William Speirs Bruce statt.

König-Haakon-VII.-See

Einen Arm des Antarktischen Ozeans bildet die König-Haakon-VII.-See. Benannt wurde das Gewässer zu Ehren des norwegischen Königs Haakon VII. (1872-1957).

Geographische Aspekte der König-Haakon-VII.-See

Die König-Haakon-VII.-See befindet sich zwischen dem Weddell-Meer und der Lasarew-See an der Nordküste der Ost-Antarktis. Außerdem grenzt das Randmeer des Antarktischen Ozeans an die Prinzessin-Martha-Küste, die wiederum Teil des Königin-Maud-Landes ist.

Das Gewässer verläuft vom Cape Norvegia im Westen bis zum Fimbul-Schelfeis im Osten, das als Westgrenze der Lasarew-See gilt. Fast das ganze Jahr über ist die König-Haakon-VII.-See von Packeis bedeckt.

Lasarew-See

Geographisch ist die Lasarew-See zwischen der König-Haakon-VII.-See im Westen und der Riiser-Larsen-See im Osten zu finden. Das Randmeer umfasst eine Gesamtfläche von 929.000 Quadratkilometern und erreicht eine durchschnittliche Tiefe von 3000 Metern. Die Maximaltiefe liegt bei 4500 Metern.

In ihrem südlichen Abschnitt grenzt die Lasarew-See an die Prinzessin-Astrid-Küste, die zum Königin-Maud-Land gehört. Obwohl Norwegen das Königin-Maud-Land für sich beansprucht, findet dies keine internationale Anerkennung.

Benannt wurde die Lasarew-See nach dem russischen Admiral Michail Petrowitsch Lasarew (1788-1851). Dieser kommandierte während der ersten russischen Antarktisexpedition, die zwischen 1819 und 1821 unter der Leitung von Fabian Gottlieb von Bellingshausen stattfand, die Fregatte "Mimy".

Antarktis: Eisberge im Wasser unter blauem Himmel
Antarktis: Eisberge im Wasser unter blauem Himmel

Riiser-Larsen-See

An die Lasarew-See grenzt die Riiser-Larsen-See, die wiederum bis zur weiter östlich gelegenen Kosmonautensee verläuft. Die Nordgrenze des Nebenmeeres definiert der 65. Breitengrad, während die südliche Grenze von der Prinzessin-Astrid-Küste und der Prinzessin-Ragnhild-Küste im Königin-Maud-Land gebildet wird.

Die Gesamtfläche der Riiser-Larsen-See beträgt 1.138.000 km². An ihren tiefsten Stellen erreicht sie mehr als 3000 Meter.

Ein typisches Merkmal der Riiser-Larsen-See ist, dass sie beinahe das ganze Jahr über von Eis bedeckt wird. Außerdem kommen dort zahlreiche Eisberge vor. Als Namensgeber des antarktischen Randmeers diente der norwegische Polarforscher Hjalmar Riis-Larsen (1890-1965).

Kosmonautensee

Ein weiteres Nebenmeer des Antarktischen Ozeans ist die Kosmonautensee. Sie verläuft von der Kronprinz-Olav-Küste im Königin-Maud-Land bis zum Enderbyland in Ost-Antarktika.

Im Westen wird die Kosmonautensee von der Riiser-Larsen-See begrenzt, während sie im Osten in die Commonwealth-See übergeht. Die Fläche des antarktischen Randmeeres umfasst 699.000 Quadratkilometer.

Commonwealth-See

An die Kosmautensee grenzt weiter östlich die Commonwealth-See, die auch unter dem Namen Kooperationssee bekannt ist. Dieses Nebenmeer des Südlichen Ozeans erstreckt sich vom Enderbyland bis zum Westschelfeis und verläuft an den Küsten des MacRobertson Lands und des Princess Elisabeth Lands entlang.

Im Westen geht die Commonwealth-See in die Kosmonautensee über. Im Osten grenzt sie an die Davissee. Das Nebenmeer erreicht eine Gesamtfläche von 258.000 km².

Im Bereich der Commonwealth-See befindet sich auch die australische Davis Station, die zu Forschungszwecken dient und lediglich einhundert Meter von der Küste entfernt ist.

Davissee

Die Davissee befindet sich an der Ostseite von Antarktika und verläuft zwischen dem Westeisschelf und dem Shackletoneissschelf. Weiter im Landesinneren ist das Kaiser-Wilhelm-II.-Land, das 1902 von einer deutschen Polarexpedition entdeckt wurde.

1956 entstand im Westeisschelf die russische Mirnyj-Station, die als Hauptbasis, der sich im Inland befindenden Wostok-Station dient und für verschiedene Forschungszwecke genutzt wird. Als Namensgeber für die Davissee diente der amerikanische Robbenjäger John Davis, der mit seinen Männern den antarktischen Kontinent zuerst betreten haben soll, was jedoch umstritten ist. Nach Davis benannte man auch die Davisküste im westantarktischen Grahamland.

Vier Kaiserpinguine mit einem Küken
Vier Kaiserpinguine mit einem Küken

Mawsonssee

Ebenfalls an der Ostküste der Antarktis zu finden ist die Mawsonsee. Sie verläuft zwischen dem Shackletoneisschelf im Westen und Vincennes Bay im Osten.

In dem Gewässer befindet sich auch die 40 Kilometer lange Insel Bowman Island. Zu den benachbarten antarktischen Randmeeren der Mawsonsee gehören die Davissee und die D'Urville-See.

Benannt wurde die Mawsonsee zu Ehren des australischen Antarktisforschers Douglas Mawson (1882-1958). Dieser leitete zwischen 1911 und 1914 die erste australische Antarktisexpedition.

D'Urville-See

Bei der D'Urville-See handelt es sich um ein Nebenmeer des Antarktischen Ozeans. Es liegt im Osten der Antarktis und verläuft an der Küste des Adelielandes (Terre Adelie).

Dieses 432.000 Quadratkilometer große Gebiet wird von Frankreich beansprucht. Es grenzt im Osten an das Victorialand und im Westen an das Wilkesland.

In der gesamten Region befindet sich lediglich eine Forschungsstation. Benannt wurde die D'Urville-See nach dem französischen Seefahrer und Polarforscher Jules Dumont d'Urville (1790-1842), der im Jahr 1840 das Adelieland entdeckte und ihm den Namen seiner Frau gab.

Somow-See

An die D'Urville-See grenzt die Somow-See, ein weiteres Randmeer des Südlichen Ozeans. Geographisch befindet sich das Gewässer nördlich der Oates Coast im Victorialand sowie der George V Coast und liegt zwischen der D'Urville-See und dem Rossmeer.

Insgesamt umfasst die Somow-See, die nach dem russischen Polarforscher Michail Michailowitsch Somow (1908-1973) benannt wurde, eine Fläche von 1.150.000 Quadratkilometern. Die Tiefe des Nebenmeers erreicht bis zu 3000 Meter.

Innerhalb der Somow-See befinden sich auch die unbewohnten Balleny-Inseln. Diese sind 240 Kilometer vom antarktischen Festland entfernt.