Blasenkatheter - Wann wird er eingesetzt und welche Arten gibt es?

Unter einem Blasenkatheter versteht man einen Kunststoffschlauch, den man in die Harnblase legt, um über diesen Urin auszuleiten. Das Einbringen kann sowohl über die Harnröhre als auch über die Bauchdecke erfolgen, dementsprechend unterscheiden sich die beiden Arten. Der Katheter lässt sich sowohl diagnostisch als auch therapeutisch anwenden. Informieren Sie sich über unterschiedliche Arten von Blasenkathetern und lesen Sie alles Wissenswerte über Funktion und Pflege.

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher

Blasenkatheter - Merkmale und Funktion

Als Blasenkatheter wird ein Kunststoffschlauch bezeichnet, der zur retrograden Füllung der Harnblase oder der passiven Entleerung von Urin dient. Der Urin wird in einem Beutel aufgefangen. Er besteht zumeist aus flexiblen Materialien wie

  • Silikon
  • PVC oder
  • Latex.

Man unterscheidet zwischen einem transurethralen und einem suprapubischen Blasenkatheter.

Einführung über die Harnröhre: Transurethraler Blasenkatheter

Bei einem transurethralen Katheter handelt es sich um einen Katheter, der über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt wird. Unterteilen lassen sich transurethrale Blasenkatheter in

  • Dauerkatheter und
  • Einmalkatheter.

2-Wege- und 3-Wege-Katheter

In der heutigen Zeit sind sämtliche transurethralen Dauerkatheter Ballonkatheter. Sie weisen unterschiedliche Formen an ihrer Spitze auf und werden in 2-Wege-Katheter und 3-Wege-Katheter eingeteilt.

Ein 2-Wege-Katheter ist mit zwei Kanälen ausgestattet. Während der eine Kanal zum Füllen des Ballons dient, leitet der andere den Urin ab. Der 3-Weg-Katheter wird auch Spülkatheter genannt

So verfügt er zusätzlich über einen Spülkanal, mit dem sich Spüllösungen einbringen lassen. 3-Wege-Katheter setzt man in der Urologie in erster Linie nach transurethralen operativen Eingriffen oder Blasenblutungen ein.

Unterscheidung der Blasenkatheter anhand ihrer Spitze

Blasenkatheter können auch anhand der Spitze unterschieden werden. Es gibt:

  • Stöhrer-Katheter mit flexilber Spitze
  • Tiemann-Katheter mit gebogener, konisch zulaufender Spitze
  • Mercier-Katheter, die den Tiemann-Kathetern ähneln
  • Nelaton-Katheter mit stumpfer Spitze

Tiemann-Katheter eignen sich gut für schwierige Katheteranlagen. Nelaton-Katheter werden in den meisten Fällen bei Frauen verwendet.

Blasenkatheterdurchmesser für Frau und Mann

Man gibt den Außendurchmesser von Blasenkathetern in Charrière (Ch) an: ein Charrière steht dabei für ein Drittel Millimeter. Die Stärken, die bei Frauen Anwendung finden, liegen meist zwischen 12 und 14 Ch, während man bei Männern 16 oder 18h nutzt.

Einführung über die Bauchdecke: Suprapubischer Blasenkatheter zur dauerhaften Ableitung

Suprapubische Blasenkatheter verwendet man zur dauerhaften Ableitung von Urin. Im Unterschied zum transurethralen Katheter gelangt er nicht über die Harnröhre in die Blase; stattdessen wird eine Punktion der Bauchdecke über dem Schambein vorgenommen.

Bei suprapubischen Blasenkathetern handelt es sich zumeist um 1-Weg-Katheter, deren Fixierung durch eine Naht erfolgt. Es können aber auch 2-Weg-Katheter zum Einsatz kommen, die man mit einem blockbaren Ballon befestigt. Da der Blasenschließmuskel durch suprapubische Katheter nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, eignen sie sich auch gut für urodynamische Untersuchungen.

Indikation: Wann wird ein Blasenkatheter verwendet?

Blasenkatheter zur Therapie

Ein Blasenkatheter wird dann nötig, wenn ein Mensch nicht mehr selbstständig Wasser lassen kann. Dies ist beispielsweise bei folgenden Erkrankungen der Fall:

Der Blasenkatheter kann dabei zur Therapie oder auch als Diagnosemaßnahme gelegt werden. Neben den erwähnten Erkrankungen sind auch folgende Indikationen möglich:

  • Bettlägerigkeit
  • Verletzungen der Harnröhre durch eine OP oder einen Unfall
  • eine starke Schwäche (z.B. bei Palliativpatienten)
  • Spülung der Harnblase
  • Einbringen von Medikamenten

Blasenkatheter zur Diagnose

Auch zu diagnostischen Zwecken findet der Blasenkatheter Anwendung. Dies wäre etwa zur Beurteilung der Nierenfunktion oder der Untersuchung des Urins auf unterschiedliche Keime der Fall.

Auch zur

  • Kontrolle des Restharns
  • Bestimmung der Harnröhrenweite
  • Messung des Blasendrucks, um die Funktion der Harnblase zu überprüfen
  • Bildgebung der Harnwege

kommen Katheter zum Einsatz.

Durchführung: das Legen eines Blasenkatheters

Besonders wichtig beim Legen eins Balsenkatheters sind Hygiene und keimfreies Arbeiten. Nur so lassen sich Infektionen vermeiden.

Anlegen des transurethralen Blasenkatheters bei der Frau

Zunächst wird der Genitalbereich der Patientin gereinigt. Dann greift der Arzt den Katheterschlauch mit einer sterilen Pinzette und versieht ihn mit Gleitmittel.

Als nächstes wird der Katheter bis zur Blase eingeführt. Ist die Lage korrekt, kommt es zum Abfließen von Urin durch den Schlauch. Schließlich dehnt man den Katheterballon einige Millimieter mithilfe von destilliertem Wasser; auf diese Weise wird ein Herausrutschen des Katheters verhindert.

Anlegen eines transurethralen Blasenkatheters beim Mann

Auch beim männlichen Patient beginnt die Behandlung mit der Reinigung des Genitalberichs. Nun wird mit einer Spritze Gleitmittel in die Harnröhre eingebracht, sodann folgt der Katheter. Ebenso fixiert man diesen mithilfe des Katheterballons.

Anlegen des suprapubischen Blasenkatheters

Die Bauchdecke wird desinfiziert, die Einstichregion betäubt. Nun sticht man mit einer Spritze circa fünf Zentimeter tief in den Bauch hinein; die richtige Lage zeigt sich durch die Möglichkeit, Urin anzusaugen. Zur Sicherheit erfolgt eine Überprüfung des Blasenfüllstands mittels Ultraschall.

Man verwendet ein Stichskalpell eröffnet man die Bauchdecke des Patienten, um dann eine Hohlnadel einzubringen - in dieser befindet sich der Katheterschlauch. Fließt durch diesen Urin, wird die Hohlnadel wieder rausgezogen und der Katheter mit einer oberflächlichen Naht fixiert. Die Austritstelle verbindet man steril.

Welche Risiken bringt der Blasenkatheter mit sich?

Beim Legen eines Katheters muss man mit Komplikationen rechnen. Am häufigsten kommt es zur Harnwegsinfektion.

Es kann sein, dass Keime über den Katheterschlauch in die Harnwege gelangen. In diesem Fall spricht man von einer aufsteigenden Infektion - schlimmstenfalls kommt es zur Blutvergiftung. Des Weiteren kann die Harnröhre beim Einbringen des Katheters verletzt werden.

Ein geringeres Infektionsrisiko besteht beim suprapubischer Katheter. Es kann jedoch zur Verletzung von Gefäßen oder von Bauchorganen kommen.

Pflege und Co. - der richtige Umgang mit einem Blasenkatheter

Man sollte die Austrittstelle zwei mal am Tag gründlich reinigen; zu diesem Zweck verwendet man am besten eine pH-neutrale Waschlotion. Beim Entfernen von Schleim und Verkrustungen wischt man immer von der Harnröhre weg - so vermeidet man den Eintritt von Keimen in die Eintrittsstelle.

Der Katheterschlauch sollte nicht geknickt werden, auch sollte man nicht daran ziehen. Der Urin muss optimal abfließen können.

Auch ist es wichtig, den Auffangbeutel immer unterhalb der Blase zu lagern. Anderenfalls ist es möglich, dass der Urin zurückfließt.

Bei einem liegenden Blasenkatheter sollten mindestens 1,5 Liter Wasser am Tag getrunken werden. Auch eine Schorle mit ein wenig Preiselbeer- oder Cranberrysaft ist zu empfehlen.

Entfernung des Blasenkatheters durch den Arzt

Um den transurethralen Blasenkatheter zu entfernen, wird das destillierte Wasser mit einer Spritze am Schlauchende abgelassen. Die Entfernung des suprabubischen Blasenkatheters erfolgt durch Fädenziehen und dem Entfernen des Schlauchs.

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  • Careum Skillsunits für Gesundheitsberufe - Blasenkatheter, Urininkontinenz, Careum, 2006, Bd. 12.
  • Rolf Eichenauer Klinikleitfaden Urologie, Urban & FischerVerlag, 2003, Seiten: 52-56
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