Ursachen, Symptome und Behandlung von Morbus Scheuermann (Adoleszenzkyphose)

Als Morbus Scheuermann bezeichnet man eine Wirbelsäulenerkrankung. Dabei kommt es bei Jugendlichen zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule.

Von Jens Hirseland

Bei Morbus Scheuermann handelt es sich um eine Verknöcherungsstörung der Wirbelsäule, die sich vorwiegend an der mittleren und unteren Brustwirbelsäule zeigt. Die Wirbelsäulenerkrankung kennt man auch unter den Bezeichnungen:

  • Adoleszenzkyphose
  • Adoleszentenkyphose
  • Scheuermann-Krankheit
  • Lehrlingsrücken
  • juvenile Kyphose
  • Osteochondrosis

Als Namensgeber der Scheuermann-Krankheit diente der dänische Mediziner Holger Werfel Scheuermann (1877-1960), der sie ausführlich beschrieb.

Vorkommen

Besonders betroffen von Morbus Scheuermann sind Kinder und Jugendliche. So tritt die Erkrankung vorwiegend im Alter von 8-14 Jahren auf, da die Wirbelsäule in diesem Lebensabschnitt sehr anfällig für Veränderungen ist.

Bei Jungen zeigt sich Morbus Scheuermann häufiger als bei Mädchen. Die Ausprägung der Krankheit ist individuell unterschiedlich.

Wirbelsäule

Die Wirbelsäule stellt die knöcherne Mitte des Körpers dar und sorgt für eine Verbindung zwischen den anderen Skelettteilen.

Im Normalfall krümmt sie sich in der Brustregion nur wenig nach hinten. Diese Verkrümmung wird auch als Kyphose bezeichnet. Bei Morbus Scheuermann prägt sich die Kyphose jedoch stärker als üblich aus, was auf Wachstumsstörungen der Wirbelkörper zurückzuführen ist.

Dabei kommt es zur Bildung eines Rundrückens.

Gelegentlich ist auch die Lendenwirbelsäule von einer krankhaften Kyphose betroffen, was einen Flachrücken zur Folge haben kann.

Ursachen

Die genauen Ursachen von Morbus Scheuermann sind bislang unklar. Die charakteristische Wirbelsäulenverkrümmung entsteht durch Wachstumsstörungen der Grundplatten und Deckplatten der Wirbelkörper.

Da bei der Scheuermann-Krankheit das Wachstum der Wirbelsäulenvorderkante im Vergleich zur Hinterkante zurückbleibt, kommt es beim Wirbelkörper zur Bildung einer Keilform, wovon zumeist die Brustwirbelsäule betroffen ist.

Dadurch wird die natürliche Krümmung der Wirbelsäule in die hintere Richtung erheblich verstärkt, was wiederum zur Ausprägung eines Rundrückens führt.

Da Morbus Scheuermann gehäuft in Familien auftritt, vermuten Ärzte, dass eine erbliche Komponente beim Entstehen der Wirbelsäulenerkrankung eine wichtige Rolle spielt. Aber auch Vitaminmangelsyndrome kommen als mögliche Auslöser in Betracht.

Darüber hinaus begünstigen gewisse Risikofaktoren die Entstehung von Morbus Scheuermann. Dazu gehören vor allem eine geschwächte Rückenmuskulatur sowie langes, gebeugtes Sitzen.

Außerdem können bestimmte Sportarten wie Ballsportarten, Laufen auf hartem Boden oder Kampfsport zu starken Dreh- und Stauchbelastungen der Wirbelsäule führen.

Symptome

Die ersten Symptome von Morbus Scheuermann zeigen sich in der Regel zwischen der Pubertät und dem Erwachsenenalter. Welche Beschwerden auftreten, ist von den jeweils betroffenen Wirbelsäulenbereichen abhängig.

In der Medizin teilt man Morbus Scheuermann in drei Stadien ein. Dies sind das Anfangsstadium, das floride Stadium und das Endstadium. Im Anfangsstadium wird die Wirbelsäulenerkrankung kaum bemerkt, da nur selten Schmerzen auftreten.

Mitunter kann es zu rascher körperlicher Ermüdung oder Bewegungseinschränkungen kommen.

Im floriden Stadium, bei dem es sich um das aktive Stadium der Scheuermann-Krankheit handelt, zeigen sich jedoch vermehrt Anzeichen für eine Verkrümmung der Wirbelsäule und Schmerzen. Schließlich bildet sich ein Rundrücken aus.

Nicht selten kommt es als Ausgleich zu einer Wölbung der Lendenwirbelsäule. Ist die Lendenwirbelsäule von Morbus Scheuermann betroffen, hat dies eine Abflachung der normalen Vorwärtskrümmung der Wirbelsäule zur Folge, wodurch sich ein Flachrücken bildet.

Das Endstadium der Scheuermann-Krankheit ist durch die Beschwerden gekennzeichnet, die von den Abnutzungserscheinungen und Fehlbelastungen der Wirbelsäule hervorgerufen werden. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen treten nun häufiger als zuvor auf.

Aufgrund der ästhetischen Aspekte leiden die Betroffenen oftmals auch unter psychischen Problemen. Bei starken Deformierungen der Wirbelsäule sind zudem Atembeschwerden im Bereich des Möglichen.

Spätfolgen

Als mögliche Spätfolgen von Morbus Scheuermann kommen Missempfindungen an bestimmten Körperstellen und eine erhöhte Anfälligkeit für Bandscheibenvorfälle infrage. Mediziner bezeichnen diese Folgeerscheinungen auch als Post-Scheuermann-Syndrom.

Diagnose

Besteht Verdacht auf Morbus Scheuermann, werden Röntgenaufnahmen von der Wirbelsäule angefertigt. So lassen sich auf den Röntgenbildern typische Anzeichen wie Keilwirbel, schmale Zwischenwirbelräume sowie Schmörl-Knötchen erkennen. Dabei bricht Bandscheibengewebe in die Wirbelkörper ein.

Des Weiteren sind die Grundplatten und Deckplatten der Wirbelkörper unregelmäßig begrenzt.

Mitunter können auch eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein.

Behandlung

Zur Behandlung von Morbus Scheuermann kommen unterschiedliche Therapiemaßnahmen infrage. Dazu gehört vor allem die physikalische Therapie. Das heißt, dass die Patienten spezielle krankengymnastische Übungen durchführen. Diese dienen dazu, einer Wirbelsäulenverkrümmung entgegenzuwirken.

Darüber hinaus lassen sich die betroffenen Bereiche beweglicher halten. Außerdem dehnt man gezielt die verkürzten und falsch belasteten Muskelpartien.

Eine weitere Behandlungsmaßnahme bei Morbus Scheuermann stellt die Korsetttherapie dar. Dabei muss der Patient regelmäßig ein Stützkorsett tragen. Zu Beginn der Therapie legt man das Korsett sogar 23 Stunden am Tag an. Später genügt es, wenn es nur in der Nacht verwendet wird.

Der Vorteil der Korsetttherapie besteht darin, dass sie meist zum Erfolg führt. Allerdings gibt es auch einen Nachteil. So legen die meisten Kinder und Jugendlichen das Korsett nur sehr ungern an, weil sie häufig deswegen von anderen Kindern gehänselt werden.

Zur Bekämpfung der Beschwerden, die durch die Scheuermann-Krankheit entstehen, werden Medikamente verabreicht. Dabei handelt es sich um Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol sowie Muskelrelaxanzien gegen Muskelverspannungen.

Operative Eingriffe erfolgen bei Morbus Scheuermann nur sehr selten. Eine Operation kann notwendig sein, wenn der Patient unter erheblichen Atembeschwerden oder chronischen Schmerzen leidet. Mitunter wird ein chirurgischer Eingriff aber auch aus kosmetischen Gründen durchgeführt.

Im Rahmen einer Operation ersetzt der Chirurg beschädigte Bandscheiben durch körpereigenes Knochenmaterial. Außerdem richtet man die Wirbelsäule mit Schrauben und Metallplatten auf und sorgt damit für mehr Stabilität.

Da ein chirurgischer Eingriff jedoch mit gewissen Risiken verbunden ist, sollte eine operative Behandlung gut überlegt werden.

Prognose

Je eher bei Morbus Scheuermann mit der Behandlung begonnen wird, desto günstiger fällt die Prognose aus. Übergewicht kann sich negativ auf die Prognose auswirken. Zu schweren Verlaufsformen kommt es aber nur sehr selten.