Die Wirkungsweise von Allopurinol bei Gicht

Bei Allopurinol handelt es sich um einen Wirkstoff zur Behandlung von chronischer Gicht. Durch das Mittel lässt sich eine erhöhte Harnsäure-Konzentration im Blut senken.

Von Jens Hirseland

Anwendungsgebiete von Allopurinol

Zur Anwendung kommt Allopurinol vor allem zur Langzeitbehandlung von Gicht. So kann mit dem Mittel akuten Gichtanfällen vorgebeugt werden. Darüber hinaus dient der Wirkstoff, der seit 1977 zur WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel zählt, zur Vorbeugung von Nierenschädigungen bei einer Leukämietherapie oder Hyperurikämie sowie zur Behandlung von angeborenen Enzymmangelerkrankungen.

Eingenommen wird Allopurinol in Form von Tabletten. Jede Tablette enthält in der Regel 100 Milligramm von dem Wirkstoff. Es gibt aber auch höhere Dosierungen.

Wirkungsweise von Allopurinol bei Gicht

Allopurinol wird auch als Urikostatikum bezeichnet, da es den Abbau von Purinen zu Harnsäure unterbindet, indem es das Enzym Xanthinoxidase hemmt, was wiederum zur Senkung des Harnsäurespiegels im Blut führt. Xanthinoxidase ist in erheblichem Maße am Abbau von Purinen und dadurch auch an der Harnsäureproduktion beteiligt.

In den Organismus gelangen die Purine durch den Verzehr von eiweißreichen Lebensmitteln wie Fleisch und Fisch. Außerdem stellt sie der Körper auch selbst her.

Ein Abfallprodukt der Purine ist Harnsäure. Durch erhebliche Mengen an Harnsäure können sich Harnsäurekristalle an den Gelenken bilden. Da Harnsäurekristalle schlecht wasserlöslich sind, kommt es zu ihrer Ablagerung im Gewebe. Dies hat jedoch schmerzhafte Verdickungen und Entzündungen an den Gelenken zur Folge.

Bildung von Xanthin

Durch die Einnahme von Allopurinol verringert sich die Entstehung von Harnsäure. Stattdessen bildet sich mehr Xanthin, das eine Vorstufe der Harnsäure darstellt. Xanthin lässt sich über die Nieren bzw. den Urin leichter als Harnsäure aus dem Organismus ausscheiden.

Ferner bewirkt Allopurinol den vermehrten Einbau von Xanthin in die Erbsubstanz, was zu einer weiteren Absenkung des Harnsäurespiegels im Körper führt. Bei einigen Patienten sorgt der Wirkstoff auch dafür, dass die Neubildung von Purinen gehemmt wird.

Anwendungshinweise

Die empfohlene Tagesdosis von Allopurinol liegt zwischen 100 und 300 Milligramm; die Einnahme einer Tablette ist ausreichend, da der wichtigste Abbaustoff mehr als 24 Stunden wirkt. Nach 24 bis 48 Stunden kommt es zum Abfall der Harnsäurewerte, bis diese nach etwa 4 bis 14 Tagen im Normalbereich liegen. Nichtsdestotrotz sind noch drei bis sechs Monate lang Gichtanfälle möglich, da die Harnsäure, die in den Geweben abgelagert ist, vom Körper wieder mobilisiert und ins Blut geschickt werden kann.

Um den positiven Effekt von Allopurinol zu unterstützen, sollten die Patienten sich ausgewogen und maßvoll ernähren und viel trinken. Auf Lebensmittel wie Innereien, Fisch, Hülsenfrüchte und Alkohol muss dagegen verzichtet werden. Ebenfalls unterstützend für die Allopurinol-Behandlung ist eine Gewichtsreduktion.

Kontraindikation

Nicht zur Anwendung kommen darf Allopurinol, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht. Da Allopurinol zur Vorbeugung eingesetzt wird, kann es nicht bei einem akuten Gichtanfall verabreicht werden. Schwangere und stillende Frauen sollten auf die Einnahme von Allopurinol verzichten.

Nebenwirkungen

Die Einnahme von Allopurinol kann mitunter zu verschiedenen Nebenwirkungen führen. Dazu gehören vor allem< akute Gichtanfälle, die als Reaktion auf das Medikament auftreten,

In seltenen Fällen kommt es auch zu

Allopurinol eignet sich für die Langzeitbehandlung der Gicht, allerdings gehört es auch zu den Medikamenten, die am häufigsten schwere allergische Hautreaktionen auslösen können. Es wird daher empfohlen, zunächst alle nicht-medikamentösen Maßnahmen auszuschöpfen.

Wechselwirkungen

Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind im Bereich des Möglichen. So setzen Arzneistoffe wie Benzbromaron, Probenecid und Sulfinpyrazon die Wirkung von Allopurinol herab. Das Gleiche gilt für die Einnahme von Etacrynsäure und Thiazinen.

Zu einer Wirkungsverstärkung kommt es dagegen durch Wirkstoffe wie Chlorpropamid, Phenytoin, Ciclosporin, Theophyllin sowie Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ.

Werden gleichzeitig mit Allopurinol Antibiotika wie Amoxicillin oder Ampicillin verabreicht, besteht die Gefahr von allergischen Reaktionen in Form von Hautausschlägen. Bei der gleichzeitigen Einnahme von Zytostatika sind oft häufige Veränderungen des Blutbildes zu verzeichnen.

  • Antje Jelinek Arzneimittellehre für Pflegeberufe, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2016, ISBN 3437252623
  • Andreas Ruß Arzneimittel pocket 2020 (pockets), Börm Bruckmeier, 2019, ISBN 3898628299

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