Verätzungen - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Verätzungen bezeichnet man Verletzungen der Haut oder der Schleimhäute. Diese werden zumeist durch ätzende Säuren oder Laugen verursacht.

Von Jens Hirseland

Definition

Verätzungen sind Oberflächenverletzungen der Haut oder der Schleimhaut. Sie kommen zustande, wenn

  • bestimmte Chemikalien
  • Säuren wie Salz- oder Schwefelsäure
  • Laugen wie Natron- oder Kalilaugen

auf die Haut einwirken.

Koagulationsnekrosen

Die Säuren rufen so genannte Koagulationsnekrosen der Schleimhäute und der Haut hervor. Die Zelleiweiße gerinnen dabei, als ob man ein Ei in der Pfanne erhitzen würde. Da es zu einer Verklumpung der Eiweißmoleküle kommt, kann die ätzende Substanz nicht weiter in das Gewebe eindringen.

Kolliquationsnekrosen

Bei Laugen jedoch kommt es zu Kolliquationsnekrosen, bei denen eine Verflüssigung des geschädigten Gewebes die Folge ist. Da sich die ätzenden Laugen einen Weg in die Tiefe bahnen, entstehen durch diese weitaus schlimmere Verätzungen als durch Säuren.

Betroffen von Verätzungen können neben der Haut und der Schleimhaut auch die Augen sein. Durch Verschlucken einer ätzenden Substanz kann auch das Innere des Körpers betroffen sein.

Ursachen

Verätzungen werden durch den Haut- oder Schleimhautkontakt mit einer Säure oder Lauge verursacht. Diese sind vor allem in Reinigungsmitteln vorhanden. Produkte, die gefährliche Säuren enthalten, sind zumeist durch eine Warnung auf der Rückseite gekennzeichnet.

Doch trotz der Warnhinweise kommt es immer wieder zu Verätzungen. Gefährdet sind vor allem Kinder, die die Warnhinweise auf dem Behälter nicht einordnen können und mit einer Flasche spielen oder gar daraus trinken.

Oftmals ist aber auch ein Unterschätzen der Warnhinweise oder unzureichende Schutzkleidung eine Ursache. Auch Verwechslungen können manchmal ein Grund sein, wenn zum Beispiel eine ätzende Substanz in eine Getränkeflasche umgefüllt wurde.

Verlauf

Der Verlauf einer Verätzung hängt vor allem vom Schweregrad der erlittenen Verletzung ab. Dabei spielen auch die Art und die Menge der ätzenden Substanzen eine Rolle und wie lange die schädliche Flüssigkeit auf den Körper einwirkt.

Während leichte Verätzungen in der Regel einen positiven Verlauf nehmen, können schwere Verätzungen zu schlimmen Schäden wie zum Beispiel Erblindung der Augen führen. In manchen Fällen sind auch ein Schock oder ein Atemstillstand, durch die der Tod verursacht werden kann, die Folge.

Symptome

Typische Symptome bei Verätzungen sind:

Je nachdem wie schwer und wie tief die Verätzung ist, kann es auch zu Verflüssigungen der Haut kommen.

Schweregrade

In der Medizin werden Verätzungen in die Schweregrade 1 bis 3 unterteilt. Bei Grad 1 kommt es zu Rötungen der Haut, bei Grad 2 zu Schädigungen der obersten Hautschicht sowie zur Bildung von Blasen und bei Grad 3 werden sämtliche Hautschichten bis auf die Unterhaut zerstört. Zudem ist kein Schmerzempfinden mehr vorhanden.

Erschwerend kann auch noch hinzukommen, dass bestimmte ätzende Substanzen Vergiftungen verursachen. Aufgrund von Flüssigkeitsverlust und schlimmen Schmerzen kann es zu einem hypovolämischen Schock kommen.

Entstehen Verätzungen im Mund- und Rachenraum, können Schwellungen und Verengungen der Atemwege die Folge sein. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem lebensgefährlichen Atemstillstand.

Durch das Verschlucken von ätzenden Laugen oder Säuren drohen Verletzungen der Speiseröhrenvenen. Auch ein starker Blutverlust im Magen kann die Folge sein.

Besonders gefährdet sind auch die Augen. Verätzungen durch Branntkalk haben rasch eine Trübung der Hornhaut, die zur Erblindung führt, zur Folge. Symptome bei einer Verätzung der Augen sind Rötungen des betroffenen Auges, Schmerzen und Tränenfluss. Das Auge wird krampfhaft zusammengekniffen.

Diagnose

Eine Diagnose von Verätzungen kann schon aufgrund der Symptome und des Unfallhergangs schnell erstellt werden.

Behandlung

Im Falle einer Verätzung muss zuerst die Haut mit fließendem Wasser abgespült werden. Bei sehr starker Konzentration der Substanz muss diese jedoch zuvor mit einem Tuch abgewischt werden, da es sonst zu weiteren Reaktionen mit dem Wasser kommen kann oder das Produkt weiter verteilt wird.

Liegt eine starke Verätzung vor, muss ein Notarzt alarmiert werden. Bei der Leistung von Erste Hilfe-Maßnahmen muss auch der Eigenschutz bedacht werden, damit sich der Helfer nicht ebenfalls Verätzungen aussetzt. Häufig müssen Spezialhandschuhe angezogen werden.

Erste Hilfe

Mindestens 15-minütige Spülung mit Leitungswasser notwendig als Erste Hilfe
Mindestens 15-minütige Spülung mit Leitungswasser notwendig als Erste Hilfe

Bei einer Verätzung der Haut muss die Kleidung, die mit der ätzenden Flüssigkeit in Berührung gekommen ist, entfernt werden. Zur Verdünnung der Substanz sollte eine mindestens fünfzehnminütige Spülung mit Leitungswasser erfolgen. Die ätzende Flüssigkeit darf keinesfalls weiter auf dem Körper verteilt werden.

Die Wunde muss mit einem sterilen Verband abgedeckt werden. Salben oder Gele dürfen dabei nicht verwendet werden.

Verätzung der Augen

Auch bei Verätzungen des Auges sollte dieses fünfzehn Minuten lang gespült werden. Dabei sollte der Verletzte den Kopf zur verätzten Seite hindrehen und das Auge hin und her bewegen. Anschließend wird ein steriler Verband auf beide Augen angelegt.

Innere Verätzung

Bei inneren Verätzungen sollte der Betroffene kleine Mengen an Wasser zu sich nehmen. Keinesfalls darf ein Erbrechen ausgelöst werden. Bei einer ärztlichen Behandlung wird die Verätzungswunde mit Laugen, die die schädliche Substanz neutralisieren, ausgespült.

Vorbeugung

Um Verätzungen vorzubeugen, sollte stets auf die Warnhinweise auf den Reinigungsmitteln und Chemikalien-Behältern geachtet werden. Vor allem müssen diese so aufbewahrt werden, dass Kinder keinen Zugang zu ihnen haben.

Bei besonders gefährlichen Substanzen sollte die Arbeit mit einer Schutzbrille und speziellen Handschuhen erfolgen. Zudem dürfen Säuren oder Laugen niemals in Getränkeflaschen gefüllt werden.