Partielle Thromboplastinzeit - Bedeutung des PTT-Wertes

Die partielle Thromboplastinzeit (PTT) wird im Labor zur Überprüfung der Blutgerinnung gemessen. Die Zeitdauer gibt unter anderem Aufschluss über mögliche Blutgerinnungsstörungen, dient aber häufig auch zur Kontrolle einer Heparintherapie. Welcher PTT-Wert normal ist und was hinter einer zu kurzen oder zu langen PTT stecken kann, erfahren Sie hier.

Von Jens Hirseland

Worum handelt es sich bei der partiellen Thromboplastinzeit?

PTT ist die Abkürzung für Partial Thromboplastin Time, zu deutsch partielle Thromboplastinzeit. Dabei handelt es sich um einen Labor-Bluttest zur Überprüfung des intrinsischen Systems der Blutgerinnung. Liegen Störungen bei der Blutgerinnung vor, hat dies eine Verlängerung der partiellen Thromboplastinzeit zur Folge.

aPTT

Nicht selten kommt für die PTT auch die Bezeichnung aPTT zur Anwendung. Gemeint ist damit die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (acitivated Partial Thromboplastin Time). Sie findet im Unterschied zu früheren Varianten mit einem Kontaktaktivator statt. Das Aktivieren erfolgt durch die zusätzliche Gabe von Phospholipiden.

Um echte Synonyme handelt es sich bei PTT und aPTT jedoch nicht. Für den klinischen Alltag spielt der Unterschied aber ohnehin keine Rolle mehr, da die klassische PTT kaum noch Verwendung findet.

Wozu wird die PTT bestimmt?

Durch das Messen der PTT lässt sich die Blutgerinnung überprüfen. Zur Anwendung gelangt sie zur Diagnose von Blutgerinnungsstörungen. Ferner eignet sie sich zur Kontrolle des Behandlungsverlaufs nach der Gabe von speziellen Arzneimitteln.

Am häufigsten zum Einsatz kommt die partielle Thromboplastinzeit in erster Linie bei Patienten, bei denen eine Therapie mit Blutgerinnungshemmern wie Heparin erfolgt. Der Arzt ist durch den Labortest in der Lage, zu beurteilen, ob der Verlauf positiv oder negativ ausfällt.

Eine weitere Indikation ist ein Verdacht auf Blutgerinnungsstörungen. Diese können sich durch plötzlich auftretende Hämatome (Blutergüsse), wiederholtes Nasenbluten oder hartnäckige Blutungen nach Hautverletzungen bemerkbar machen.

Weitere Anwendungsbereiche des PTT sind die Vorbereitung eines chirurgischen Eingriffs sowie der Verdacht auf eine hämorrhagische Diathese.

Testablauf

Für den PTT-Test greift das Labor auf Citratblut zurück, das im Vorfeld ungerinnbar gemacht wird. Um die oberflächenaktiven Stoffe in Gang zu bringen und den Zeitraum zum Beginn der Blutgerinnselbildung zu messen, erfolgt die Beimischung von oberflächenaktiven Stoffen wie Koalin, Calciumionen sowie von Phospholipiden wie partiellen Thromboplastinen. Gleichzeitig werden optische oder magnetische Detektoren verwendet.

Im Labor findet die Auslösung der Blutgerinnung statt. Gemessen wird der Zeitraum zwischen dem Auslösen sowie dem Eintreten der Gerinnung.

Aussagefähigkeit der PTT

Die partielle Thromboplastinzeit eignet sich dazu, Defekte des intrinsischen Blutgerinnungssystems aufzuspüren. Dies gilt für die Faktoren V, VIII, IX, X, XI und XII. Dagegen eignet sich der PTT-Test weniger für die Blutgerinnungsfaktoren I und II.

Wann ist der PTT-Wert normal?

Als normal gilt ein PTT-Wert von 20 bis 38 Sekunden. Bei der aPTT werden 27 bis 35 Sekunden als normal eingestuft.

Unterschiede bestehen beim Lebensalter. So liegt der PTT-Wert bei Erwachsenen bei 25,1 bis 36 Sekunden, bei 10- bis 17-Jährigen bei 28 bis 44 Sekunden, bei 6- bis 9-Jährigen bei 28 bis 42 Sekunden, bei 1- bis 5-Jährigen bei 30 bis 39 Sekunden sowie bei 29 bis 47 Sekunden bei Kindern unter 12 Monaten.

Wann fällt die PTT zu kurz aus?

Tritt ein verkürzter PTT-Wert auf, gilt dies als Hinweis für eine zu rasche Blutgerinnung. In der Medizin ist dann von einer Hyperkoagulabilität die Rede. Zu einem verkürzten PTT-Wert kommt es zumeist bei:

  • einem Antithrombin-Mangel
  • einem angeborenen oder erworbenen Mangel an Protein C oder Protein S
  • einem Faktor-V-Leiden

Wann fällt die PTT zu lang aus?

Ein verlängerter PTT- oder aPTT-Wert zeigt sich bei unterschiedlichen Blutgerinnungsstörungen wie:

  • einem Mangel an Vitamin K
  • einem Mangel an den Blutgerinnungsfaktoren I, II, V, X, XI und XII
  • Beeinträchtigungen des Lebergewebes
  • dem Willebrand-Jürgens-Syndrom
  • einer Hämophilie, bei der ein Mangel an Faktor VIII oder IX besteht
  • einer Verbrauchskoagulopathie (DIC)
  • einem Antiphospholipidantikörpersyndrom
  • einem Mangel an Fibrinogen
  • einer Hemmkörperhämophilie

Des Weiteren kann eine längere partielle Thromboplastinzeit durch die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Heparin hervorgerufen werden.

Was geschieht bei Veränderungen des PTT-Wertes?

Liegt eine Verlängerung der PTT vor, ermittelt der Arzt die auslösende Ursache. War die Blutgerinnungsstörung bislang nicht bekannt, besteht bei möglichen Verletzungen oder operativen Eingriffen die Gefahr von gefährlichen Blutungen.

Für den Fall, dass der Arzt Blutgerinnungsstörungen vermutet, finden zusätzliche Laboruntersuchungen statt. Dabei wird beispielsweise die Aktivität von Autoantikörpern oder der Blutgerinnungsfaktoren gemessen.

Mitunter ist es aber sogar beabsichtigt, dass der normale PTT-Wert doppelt oder dreifach so hoch ausfällt wie der Ausgangswert. Dies ist vor allem bei einer Behandlung mit Heparin üblich. Bewegt sich der PTT-Wert jedoch nicht im angestrebten Bereich, besteht die Option, die Dosis des Heparins entweder abzusenken oder zu erhöhen.

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