Nur kurz zwischengelagert - Ärzte setzen eine Speicheldrüse in den Unterarm und retten sie so

Von Cornelia Scherpe
21. August 2012

Ein Patient mit Krebs musste sich einer Bestrahlung aussetzen. Das ist an sich leider nichts neues, doch bei diesem Menschen wurde der Kiefer bestrahlt. Das ist oft nötig, wenn sich ein Krebsgeschwür direkt im Gesichts- oder Halsbereich befindet. Da es sich um sehr hochdosierte Radiostrahlen handelt, werden oft die sechs Speicheldrüsen teilweise oder auch ganz zerstört. Das mindert die Lebensqualität auch nach einer erfolgreichen Bekämpfung des Krebs sehr stark.

Auch bei diesem Patienten hätte die Krebstherapie die dortigen Speicheldrüsen eventuell zerstört. Um eine der Drüsen zu retten, griffen die Mediziner daher zu einer ungewöhnlichen Methode. Bevor die eigentliche Krebstherapie gestartet wurde, führte man eine OP bei dem Patienten durch und entfernte die Speicheldrüse aus dem Unterkiefer. Für die Dauer der Bestrahlung wurde sie nun im Unterarm des Krebspatienten eingepflanzt. Man schloss die Drüse mit Blutgefäßen an das Gewebe an, damit sie normal vom Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden konnte.

In dieser Art "Zwischenlager" war die Drüse nun vor den Strahlen sicher und befand sich dennoch gesund und funktionstüchtig direkt im Patienten. Die Drüse wurde im Arm so positioniert, dass der Ausgang an der Oberfläche der Haut lag und der produzierte Speichel einfach in einem kleinen Beutel abgefangen werden konnte.

Ganze vier Monate dauerte die Krebstherapie und solange verblieb die Drüse auch im Unterarm. Erst danach brachte man den Patienten erneut in den OP, öffnete den Unterarm und entfernte die Speicheldrüse wieder. In einem zweiten Schritt wurde sie erneut in die Kiefer implantiert, dorthin, wo sie auch ungehörte.