Stridor - Ursachen und Therapie der Atemgeräusche

Die Bezeichnung Stridor stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie "Pfeifen", "Zischen" oder "Schwirren". Gemeint ist damit ein pathologisches Atemgeräusch, das sich zischend oder pfeifend anhört. Es zeigt sich bei verengten Atemwegen. Es kann angeboren sein oder infolge einer Erkrankung entstehen. Lesen Sie hier mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei einem Stridor.

Von Jens Hirseland

Stridorformen

Die Medizin unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Stridorformen:

  • Inspiratorischer Stridor
  • Exspiratorischer Stridor
  • Biphasischer Stridor

Der inspiratorische Stridor zeigt sich beim Einatmen, während der exspiratorische Stridor beim Ausatmen auftritt. Von einem biphasischen Stridor ist die Rede, wenn das Geräusch sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen entsteht.

Zu einem inspiratorischen Stridor kommt es durch eine Engstelle in der Region des Rachenraums oder der Luftröhre (Trachea). Der exspiratorische Stridor wird wiederum durch eine Verengung an den Bronchien hervorgerufen. Als Urheber eines biphasischen Stridors gilt eine ausgeprägte Einengung an der Luftröhre oder am Kehlkopf.

Weitere Einteilungen

Der Stridor lässt sich aber auch nach dem Ort seines Auftretens einteilen. So gibt es

  • den Stridor pharyngealis am Rachen,
  • den Stridor laryngealis am Kehlkopf,
  • den Stridor trachealis an der Luftröhre und
  • den Stridor nasalis an der Nase

Ursachen eines Stridors

Für das Entstehen eines Stridors kommen verschiedene Ursachen in Betracht. Die Medizin unterscheidet dabei zwischen einem Stridor bei Kindern und einem Stridor bei Erwachsenen.

Stridor bei Kindern

Zwischen den Atemwegen von Erwachsenen und Kindern bestehen deutliche Unterschiede. So zeigt sich die Luftröhre, die sich bei Kindern größtenteils aus Knorpeln zusammensetzt, als enger. Außerdem fällt sie weniger steif aus. Ein Nachteil ist, dass bereits kleinere Verengungen den Strom der Atemluft erheblich behindern können. Weil die Luftröhre des Kindes weicher ist, zieht sie sich beispielsweise beim Einatmen schneller zusammen, als dies bei erwachsenen Menschen der Fall ist. Der Durchmesser der Luftröhre wird durch diesen Vorgang weiter verkleinert. Ein Stridor bei Kindern kommt daher in der Regel durch Verengungen von Kehlkopf oder Luftröhre zustande.

Der Stridor bei Kindern kann bereits angeboren sein oder erst später erworben werden.

Der angeborene Stridor

Ist der Stridor bereits angeboren, geht dies zumeist auf eine Laryngomalazie zurück. Die Ärzte sprechen auch von einem gutartigen kongenitalen Stridor. Weil sich der Knorpel an Kehlkopf und Luftröhre noch als sehr weich präsentiert, entsteht beim Einatmen oftmals eine Luftröhrenverengung, sodass es zu einem inspiratorischen Stridor kommt. Meist zeigt er sich bei Babys oder Kleinkindern. Durch Weinen, Aufregung oder Essen fällt der Stridor noch stärker aus. Bei Ruhe oder wenn das Kind auf dem Bauch liegt, bessert er sich dagegen.

Bei rund 80 bis 90 Prozent aller Babys ist der Stridor kein Grund zur Sorge. So gilt er als harmlos und stellt keine Erkrankung dar. Besteht jedoch eine starke Ausprägung, muss eine ärztliche Untersuchung erfolgen. So fallen bei einer Tracheomalazie die Knorpelspangen innerhalb der Luftröhre zu weich aus. Infolgedessen können die Atemwege beim Luftholen zum Teil kollabieren, was einen inspiratorischen Stridor zur Folge hat.

Besonders betroffen von einem Stridor sind Babys, bei denen eine Kehlkopflähmung bzw. Stimmbandlähmung auf beiden Seiten vorliegt. Das Atmen wird durch eine beidseitige Lähmung in Mitleidenschaft gezogen und es tritt ein biphasischer Stridor auf.

Weitere mögliche angeborene Ursachen für einen Stridor bei Kindern:

  • Hämangiome (Blutschwämmchen) in der Luftröhre
  • ein Larynxsegel an der Luftröhre
  • Fehlbildungen der Luftröhre oder des Kehlkopfes

Der erworbener Stridor

Neben dem angeborenen gibt es auch den erworbenen Stridor. Dazu gehört bei Kindern das Anschwellen der Schleimhaut an Luftröhre und Kehlkopf, wodurch sich die Atemwege verengen. Leidet das Kind unter Pseudokrupp, sind weitere Beschwerden wie ein bellender Husten zu verzeichnen. Besteht hingegen eine Entzündung des Kehldeckels, leiden die betroffenen Kinder meist zusätzlich unter hohem Fieber und Schmerzen beim Schlucken. In solchen Fällen ist eine rasche ärztliche Behandlung erforderlich.

Als weitere Urheber eines erworbenen Stridors kommen eine Luftröhrenentzündung oder allergische Reaktionen durch Insektenstiche in der hinteren Rachenregion infrage. Mitunter ist eine lebensbedrohliche Luftnot die Folge, sodass sofort ein Notarzt verständigt werden muss. Manchmal wird der Stridor auch durch eingeatmete Fremdkörper ausgelöst.

Stridor bei Erwachsenen

Im Unterschied zu Kindern wird der Stridor bei erwachsenen Personen weniger durch Kehlkopf oder Luftröhre ausgelöst, sondern durch die Bronchien. Darüber hinaus leiden erwachsene Patienten häufiger unter einem exspiratorischen Stridor.

Ursachen eines exspiratorischen Stridors

Nicht selten tritt als Folgeerscheinung des Stridors eine Überblähung der Lungenbläschen (Lungenemphysem) auf. Weil das normale Ausatmen schwieriger abläuft, kommt es dann zu einem pfeifenden Stridor.

Ursachen eines inspiratorischer Stridors

Ein inspiratorischer Stridor bei Erwachsenen entsteht häufig durch eine Entzündung oder weil Fremdkörper eingeatmet werden.

Eine weitere denkbare Ursache ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die Druck auf die Luftröhre ausübt. Durch das Einengen der Luftröhre tritt ein inspiratorischer Stridor auf.

Weitere Auslöser für diese Stridorform sind allergische Reaktionen im Hals, eine einseitige Stimmbandlähmung sowie das künstliche Beatmen durch eine Intubation.

Diagnose eines Stridors

In den meisten Fällen ist der Stridor harmloser Natur. Trotzdem kann es durchaus Sinn machen, ihn von einem Arzt untersuchen zu lassen. So besteht die Gefahr, dass sich die geringe Luftnot verschlimmert. Sogar lebensbedrohliche Situationen sind möglich. Darüber hinaus kann ein Stridor ein Hinweis auf ernste Erkrankungen an den Atemwegen sein.

Passender Ansprechpartner für eine Untersuchung bei Verdacht auf einen Stridor ist ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Bei Kindern lässt sich auch eine Untersuchung vom Kinderarzt vornehmen.

Im Rahmen der Untersuchung befasst sich der Arzt zunächst mit der Krankengeschichte seines Patienten. Dabei erkundigt er sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und durch welche Faktoren der Stridor ausgelöst wird. Außerdem möchte er wissen, seit wann die Atemprobleme auftreten, in welchen Situationen es zu Atemnot kommt und ob der Betroffene unter Vorerkrankungen wie COPD oder Asthma leidet. Bei erwachsenen Patienten ist ferner von Interesse, ob sie rauchen oder bestimmte Arzneimittel zu sich nehmen.

Anschließend findet eine allgemeine körperliche Untersuchung statt, um Aufschlüsse über den Gesundheitszustand des Patienten zu erhalten. So wird dieser mit einem Stethoskop abgehört sowie der Rachenraum mit einer Taschenlampe unter die Lupe genommen. Um eventuellen Verhärtungen oder Schwellungen auf die Spur zu kommen, tastet der Arzt zusätzlich Hals und Kehlkopf ab.

Weitere Untersuchungen

Welche weiteren Untersuchungen erfolgen, richtet sich nach der vermuteten Ursache des Stridors. Um die Sauerstoffsättigung des Blutes zu kontrollieren, kann der Arzt mithilfe eines Fingerclips eine Pulsoxymetrie vornehmen. Außerdem geht er möglichen Veränderungen der Stimme nach, wozu der Patient bestimmte Sätze spricht.

Um den Kehlkopf genau zu untersuchen, findet eine Laryngoskopie (Spiegelung des Kehlkopfes) statt. Mit einer Spezialkamera sowie einem Spiegel überprüft der Mediziner den Hals des Betroffenen. Dabei erhält er die Gelegenheit, zusätzlich die Stimmlippen unmittelbar einzusehen. Bei Kindern wird normalerweise auf ein Fibroskop zurückgegriffen, das sich nach einer örtlichen Betäubung über die Nasenlöcher einführen lässt und dem Laryngoskop ähnelt.

Eine weiterführende Untersuchungsoption stellt der Einsatz eines Bronchoskops dar, mit dem eine Bronchienspiegelung erfolgt. Die Bronchoskopie eignet sich für Untersuchungen der unteren Atemwege.

Zusätzliche Diagnoseverfahren können sein:

Therapie eines Stridors

Auf welche Weise ein Stridor behandelt wird, richtet sich nach seiner auslösenden Ursache. Sind eine angeborene Fehlbildung oder eine Krebserkrankung für das Leiden verantwortlich, können mitunter chirurgische Eingriffe nötig sein.

Leidet der Patient zusätzlich zum Stridor unter Atemproblemen, lassen sich Adrenalin oder Kortison verabreichen, um die Schleimhaut zum Abschwellen zu bringen. Sind die Atemschwierigkeiten stark ausgeprägt, ist es mitunter erforderlich, eine künstliche Beatmung durchzuführen.

Im Falle einer COPD erhält der Patient in der Regel Medikamente, die er inhaliert. Welche dies sind, hängt vom Ausmaß der Erkrankung ab.

Leichter sind Atemwegsinfektionen zu behandeln, die von Bakterien verursacht werden. So lassen sich zum Beispiel Antibiotika verabreichen, die meist innerhalb von wenigen Tagen die Beschwerden bessern. Nach dem Rückgang der Entzündung verschwindet in der Regel auch das Atemgeräusch.

Was man selbst bei einem Stridor tun kann

Gerade bei Babys kann ein verschluckter Fremdkörper für das Entstehen eines Stridors verantwortlich sein. Leidet das Kind dadurch unter Atemnot, sollte es in Bauchlage auf dem Oberschenkel von Mutter oder Vater gelegt werden, sodass der Kopf in Knierichtung zeigt. Anschließend wird mit der flachen Hand zwischen die Schulterblätter des Kindes geklopft, damit sich der Fremdkörper lösen kann.

Erwachsenen Patienten, die unter einem Stridor aufgrund von COPD oder Asthma leiden, wird empfohlen, ihre Arzneimittel konsequent einzunehmen. Auf diese Weise wirken sie dem Voranschreiten der Erkrankung am besten entgegen. Des Weiteren muss auf den Konsum von Tabakwaren unbedingt verzichtet werden.

Prognose bei einem Stridor

Die Prognose eines Stridors hängt vom Schweregrad seiner Ursache ab. Liegt lediglich eine Atemwegsinfektion vor, kommt es meist zu einem positiven Verlauf. Bei schwerwiegenden Erkrankungen sieht es dagegen weniger günstig aus.

Prävention eines Stridors

Die wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen einen Stridor stellt der Verzicht auf Rauchen dar, was auch Passivrauchen beinhaltet. So wird durch den Tabakkonsum das Risiko von Atemwegserkrankungen erhöht, die mit den Pfeif- oder Zischgeräuschen beim Atmen einhergehen. Auch durch regelmäßige Bewegung an der frischen Luft lässt sich die Gesundheit der Atemwege fördern.

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