Sechs Verhaltenstipps zum Umgang mit einem narzisstischen Chef

Im beruflichen Alltag treffen wir auf unterschiedliche Charaktere. Nicht immer können wir uns aussuchen, mit wem wir zusammenarbeiten wollen - und wen wir lieber meiden würden. Besonders schwierig gestaltet sich die Ausübung der auferlegten Tätigkeiten aber immer dann, wenn selbst der Chef etwas sonderbar wirkt. Beispielsweise, wenn er narzisstische Verhaltensweisen erkennen lässt.

Britta Josten
Von Britta Josten

Narzissmus als Anerkennung des eigenen Ichs

Sicherlich wird es von jeder Führungspersönlichkeit verlangt, dass sie mit starkem Willen vorangeht, richtige Entscheidungen trifft und auch einmal unbequeme Wahrheiten ausspricht.

Der Narzisst weicht davon aber insofern ab, als dass er lediglich seinen Standpunkt gelten lässt. Übersteigert formuliert darf behauptet werden, dass er

  • sich selbst durchaus bewundert
  • einen Hang zur Selbstbeweihräucherung besitzt und
  • Kritiker als persönliche Feinde ansieht.

Das Selbstbewusstsein solcher Personen ist über die Maßen erhöht, eigene Fehler werden weder eingeräumt noch erkannt. Die Suche nach Bestätigung durch Dritte ist ebenso ausgeprägt. Zudem wird in der Regel der eigene Vorteil gesucht, statt konsequent zum Wohle der Abteilung oder der Firma zu agieren.

1. Stets die Ruhe bewahren

Natürlich ist es gerade für die Angestellten nicht ganz einfach, mit einem derart beschlagenen Chef zusammenzuarbeiten. Wer will sich schon gerne die Monologe des Vorgesetzten anhören oder als Zielscheibe seiner Kritik herhalten?

Dennoch lohnt es sich, sich selbst zu zügeln und manches Wort der Widerrede einfach herunterzuschlucken. Wird der Narzisst erst mit einem Streitgespräch konfrontiert, bildet er seine gesamten Charakterzüge vollständig aus und kann dann auch schnell einmal die persönliche und verletzende Ebene erreichen.

Um das zu verhindern, wird er schlichtweg in seinem Redefluss nicht unterbrochen.

2. Nicht auf die eigene Meinung verzichten

Demgegenüber ist es ratsam, sich nicht komplett unterzuordnen. Wer der Ansicht ist, der Chef habe falsch reagiert, unsachliche Vorwürfe erhoben oder eine Sachlage unzureichend eingeschätzt, darf das sehr wohl äußern.

Es empfiehlt sich jedoch, hierbei den passenden Zeitpunkt abzuwarten und den richtigen Tonfall anzuschlagen.

Der Narzisst will umschmeichelt werden. Meist lässt sich also mit Lob am Vorgesetzten bereits ein guter Einstieg in das Gespräch finden, in dem sodann sachlich, vielleicht etwas selbstironisch oder sogar humorvoll ein wenig Kritik geübt wird.

Doch Vorsicht, in keinem Falle darf der Chef frontal mit Anschuldigungen gegen seine Person konfrontiert werden - das mag der Narzisst nämlich überhaupt nicht.

3. Sich gegenseitig kennenlernen

Es mag etwas suspekt klingen, mit jenen Personen Zeit außerhalb der Arbeit zu verbringen, die man eigentlich nicht schätzt. Gerade darin kann gegenüber einem narzisstischen Vorgesetzten aber die Möglichkeit liegen, sich auf einer rein privaten Ebene zu unterhalten.

Denn der Narzisst mag nicht nur sich selbst sehr gerne, sondern er kämpft auch wie ein Löwe um alle Menschen, die ihm ans Herz gewachsen sind. Wer also beim Bier oder dem Essen am Abend einen positiven Eindruck auf den Arbeitgeber erzeugen kann, wird von diesem vielleicht anerkannt - und künftig seltener mit Kritik überhäuft.

4. Immer wieder Lob einfließen lassen

Darüber hinaus ist es auch im Alltag des Berufs wichtig, das eine oder andere schmeichelnde Wort auf den Lippen zu tragen.

dürfen durchaus lobend erwähnt werden. Das gelingt übrigens auch, wenn man selbst keinen devoten Eindruck hinterlassen will. Besonderheiten oder bestimmte Leistungen unserer Mitmenschen dürfen wir positiv erwähnen. Das gilt bei Freunden, Kollegen, Familienmitgliedern - und dem Vorgesetzten. Insbesondere dann, wenn das Lob geeignet ist, um ihn ein wenig zu besänftigen und einen seiner unschönen Ausfälle im Vorfeld zu unterbinden.

5. Immer aufmerksam bleiben

Zwar sollte kein Untergebener in die Notlage geraten, sich alleine über derartige Lobesbezeugungen im Job zu halten. Dennoch sind gerade diese wohlwollenden Worte gegenüber dem Narzissten wichtig. Dazu gehört es ebenso, seinen Geburtstag nicht zu vergessen.

Ratsam ist es darüber hinaus, die persönlichen Erfolge des Chefs anzuerkennen. Beispielsweise, wenn er

  • befördert wird
  • ein Seminar erfolgreich beendet hat oder
  • für die Arbeit seiner Abteilung ausgezeichnet wurde.

In diesen Fällen sollten einige Worte der Hochachtung und des Respekts gewechselt werden. Wichtig ist es natürlich, diese Leistungen auch zu erkennen, statt sie - bewusst oder unbewusst - zu übersehen.

6. Trotz allem menschlich bleiben

Abschließend bleibt zu sagen, dass der narzisstische Chef nicht als Feind angesehen werden sollte. Es ist mitunter nicht ganz leicht, sich mit ihm zu arrangieren.

Wer aber als Angestellter

  • durch Einsatz und Leistung überzeugt,
  • zudem höflich und korrekt im persönlichen Umgang bleibt und
  • manche missliche Lage geschickt zu umgehen weiß,

kann selbst mit derartigen Charakteren lange und erfolgreich zusammenarbeiten. Nicht empfehlenswert ist es daher, sich jede Kritik des Vorgesetzten zu Herzen zu nehmen oder bei seinem Eintritt ins Büro gänzlich zu verkrampfen. Denn nicht immer können wir uns die Menschen aussuchen, mit denen wir unsere Zeit verbringen - wir können aber versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.