Verschiedene Wiedereinstiegsmodelle und wie Sie das richtige wählen

Paare, die Nachwuchs erwarten, sollten sich schon in der Schwangerschaft überlegen, wer wie lange man beim Baby zu Hause bleibt. Für den Wiedereinstieg ins Berufsleben gibt es verschiedene Modelle, die jeweils Vor- und Nachteile haben.

Von Claudia Haut

Jedes Paar muss für sich selbst entscheiden, wer nach der Geburt das Baby betreut, wie lange Babypause gemacht wird und wann man wieder in den Beruf einsteigen möchte. Natürlich sollte man dabei bedenken, dass sich in der Arbeit viel verändert, je länger man die Babypause plant. Auch das eigene Fachwissen bleibt natürlich dann nicht mehr aktuell.

Wer unbedingt Karriere machen möchte, sollte so schnell wie möglich nach der Geburt wieder in den Job zurückkehren und auch am besten Vollzeit arbeiten.

Vollzeit

Die meisten Frauen wollen heutzutage nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten. Auch eine Vollzeittätigkeit ist dann wieder möglich, wenn die Eltern gut organisieren können.

Viele Eltern planen eine einjährige Babypause, um dann wieder in den Job einzusteigen. Meist ist es heutzutage immer noch so, dass die Mutter beim Kind zu Hause bleibt, während der Vater arbeiten geht bzw. ebenfalls die zwei "Vater-Monate" in Anspruch nimmt.

Früh das Gespräch mit dem Chef suchen

Je frühzeitiger man den Arbeitgeber über seine Pläne informiert, desto besser kann dieser den Wiedereinstieg möglich machen. Weiß man also schon in der Schwangerschaft, dass man nach einem Jahr Babypause wieder Vollzeit arbeiten möchte, so sollte man schon früh das Gespräch mit dem Chef suchen.

Gleichzeitig benötigt man natürlich auch eine entsprechende Betreuung für das Kind. Auch hier muss langfristig geplant werden, um einen Kita-Platz zu bekommen.

Rechtliche Situation

Grundsätzlich läuft der Arbeitsvertrag, den man mit der Firma geschlossen hat, auch während der Babypause weiter. Das bedeutet, dass man ein Recht drauf hat, nach der Babypause die gleiche Stundenzahl zu arbeiten wie zuvor. Hat man also vor der Geburt Vollzeit gearbeitet, so steht einem dieses Recht auch beim Wiedereinstieg in den Beruf zu.

Einige Wochen vor dem Ende der Elternzeit sollte man mit dem Arbeitgeber schriftlich vereinbaren, wie die genauen Arbeitszeiten aussehen. So ist es bei vielen Firmen beispielsweise kein Problem, die Arbeitszeiten auf vier Tage aufzuteilen. Auf diese Weise hat man einen Tag frei und braucht nur für vier Tage eine Betreuung für das Kind.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, nur an bestimmten Tagen in der Firma zu arbeiten und den Rest von zu Hause aus zu erledigen. Dies ist oftmals auch mit Kind möglich. Selbst an Konferenzen kann man via Skype von zu Hause aus teilnehmen.

Vorteile der Vollzeittätigkeit

Der Vorteil an einer Vollzeittätigkeit nach der Babypause besteht ganz klar darin, dass man auf diese Weise

  • schneller wieder in den Beruf zurückfindet und
  • auch die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass man die gleichen Tätigkeiten ausüben kann wie vor der Geburt.

Bei einer Teilzeitstelle ist dies nicht zwangsläufig gegeben, da man nur das recht auf eine "gleichwertige" Tätigkeit hat. Dies bedeutet nicht automatisch, dass man genau an dem Schreibtisch sitzen wird, an dem man vor der Geburt gearbeitet hat.

Arbeitszeitkonto

Einige größere Firmen bieten aber auch ein sogenanntes Arbeitszeitkonto an. Man arbeitet zwar Vollzeit, wird aber nur für eine Teilzeitstelle bezahlt. Alle Stunden, die über die Teilzeitstelle hinausgehen, werden als Guthabenstunden auf dieses Arbeitszeitkonto gebucht.

Braucht man dann einmal Zeit für das Kind, zum Beispiel für eine Eingewöhnung in den Kindergarten oder bei einer neuen Tagesmutter, so hat man diese Tage bereits "vorgearbeitet".

Jahresarbeitszeitkonto

Ähnlich verhält sich dies auch mit einem Jahresarbeitszeitkonto. Pro Jahr muss eine bestimmte Stundenanzahl gearbeitet werden. An wie vielen Tagen ein Arbeitnehmer diese ableistet, ist ihm mehr oder weniger selbst überlassen. Macht man also regelmäßig Überstunden, so kann man einige Wochen im Jahr freihaben, ohne dabei Gehaltseinbußen in Kauf nehmen zu müssen.

Diese Freizeitphasen kann man dann ebenfalls für eine Eingewöhnung des Kindes in der Kita oder im Kindergarten verwenden.

Eine Stunde Stillpause pro Tag

Übrigens braucht man mit dem Stillen nicht aufzuhören, wenn man wieder Vollzeit arbeiten möchte. Jeder Mutter steht pro Tag mindestens eine Stunde Stillpause zu. Ob die Mutter sich in dieser Zeit das Kind zum Stillen in die Firma bringen lässt oder auch die Milch abpumpt, ist ihr selbst zu überlassen.

Ebenfalls kann sich die Mutter die Stillzeit auch selbst einteilen. So kann sie alle drei Stunden wenige Minuten lang abpumpen oder sich auch einmal täglich eine einstündige Stillpause nehmen.

Teilzeitarbeit oder Geringfügige Beschäftigung

Die meisten Mütter wollen nach der Babypause nicht sofort wieder voll in ihren Beruf einsteigen, sondern die erste Zeit Teilzeit arbeiten oder einer geringfügigen Beschäftigung nachgehen. Je nach Absprache mit dem Arbeitgeber kann die wöchentliche Arbeitszeit dann 10 Stunden, 20 Stunden oder auch 30 Stunden betragen.

Teilzeit vs. Minijob

Der Unterschied zwischen einer Teilzeitstelle und einer geringfügigen Beschäftigung besteht im Gehalt. Bei einem Minijob verdient man bis zu 450 Euro. Bis zu diesem Betrag müssen keine Steuern entrichtet werden.

Verdient man zwischen 450 und 850 Euro, so wird von einem so genannten Midijob gesprochen. Hier müssen zwar Sozialabgaben eingerechnet werden, jedoch fallen diese geringer aus als bei einem höheren Verdienst.

Arbeitszeiten einplanen

Bezüglich der Verteilung der Arbeitszeiten gibt es viele unterschiedliche Modelle.

  • Vielen jungen Eltern ist es lieber, die Arbeitszeit auf nur zwei oder drei Tage zu verteilen und an diesen Tagen dafür ganztags in der Firma anwesend zu sein.
  • Eine andere Möglichkeit besteht darin, nur vormittags oder nur nachmittags zu arbeiten.
  • Auch ein ganzer Tag und mehrere halbe Tage pro Woche sind möglich.
  • Einige Firmen bieten es auch an, dass sich zwei Mütter eine Vollzeitstelle teilen. Diese beiden Arbeitnehmerinnen sprechen sich dann so ab, dass immer eine der beiden in der Firma ist. So kann eine Mitarbeiterin beispielsweise vormittags arbeiten, die andere nachmittags.

Gehalt

Bezüglich der Bezahlung dürfen Arbeitnehmer, die Teilzeit arbeiten, nicht benachteiligt werden. Auch an Weiterbildungsveranstaltungen darf man teilnehmen, wenn man nur Teilzeit arbeitet.

Jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man nicht unbedingt Anspruch auf eine Vollzeitstelle hat, wenn man diese wieder möchte. Sucht der Chef jedoch eine Vollzeitarbeitskraft, für die man qualifiziert ist, so muss er einem Teilzeitmitarbeiter den Vorrang geben.

Rechtliche Situation

Auch wenn einige Arbeitgeber es nicht gerne sehen, wenn Mütter Teilzeit arbeiten möchten, so sind sie doch verpflichtet dazu. Bedingung ist allerdings, dass man schon seit sechs Monaten in der Firma ist und dass diese Firma mindestens 15 Mitarbeiter hat. Spätestens ein Vierteljahr, bevor man wieder arbeiten möchte, muss dies allerdings dem Chef mitgeteilt werden.

Job und Kinderbetreuung

Je weniger Stunden man arbeitet, desto schlechter ist eine Stelle in der Regel bezahlt. Außerdem erhält man meist auch nicht die anspruchsvollen Aufgaben, wenn man nur Teilzeit arbeitet oder auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung angestellt ist.

Viele Firmen bieten aber die Möglichkeit, nur an zwei oder drei Tagen fest in der Firma arbeiten zu müssen und die restliche Zeit zu Hause arbeiten zu können. So braucht man nur an zwei oder drei Tagen eine Betreuung für das Kind und kann die übrigen Stunden von zu Hause aus arbeiten. Dies ist meist auch mit Kind möglich, wenn man die Zeiten nutzt, in denen das Kind schläft oder vielleicht gerade bei den Großeltern ist.

Home-Office

Unter Home-Office versteht man das Arbeiten von zu Hause aus. Per

kann man dann auch mit der Firma verbunden sein und an Meetings teilnehmen oder sich mit Kollegen absprechen. Doch nicht in allen Bereichen ist Home-Office möglich. Bei

ist es jedoch üblich, dass sie von ihrem Büro von zu Hause aus arbeiten. Doch auch viele größere Firmen bieten Heimarbeitsplätze an. Teilweise kommen die Mitarbeiter einmal wöchentlich in die Firma, teilweise arbeiten sie aber auch jeden Tag in ihrem Home-Office.

Home-Office als Wiedereinstiegsmodell

Home-Office hat wie jedes andere Wiedereinstiegsmodell nach der Babypause Vor- und Nachteile. Die Vorteile sind ganz klar, dass man arbeiten kann, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist.

Sprich: Macht der Kindergarten erst um sieben Uhr auf, so fängt man eben erst kurz später an zu arbeiten. Ist das Kind einmal krank, so kann man auch arbeiten, wenn es schläft oder der Partner am Abend zu Hause ist. Bei einem normalen Bürojob müsste man entweder zu Hause bleiben, um das Kind betreuen zu können oder eine Oma, eine Bekannte oder Verwandte bitten, sich um das kranke Kind zu kümmern.

Nachteile

Nachteile des Home-Office sind, dass man nur wenig oder gar keinen Kontakt zu den Kollegen hat. Man sitzt den ganzen Tag zu Hause und hat keinerlei Abwechslung. Außerdem muss man sehr diszipliniert sein, wenn man seine berufliche Tätigkeit von zu Hause ausüben möchte:

  • Man sollte ein separates Büro haben, um ungestört arbeiten zu können.

  • Außerdem muss man lernen, Arbeit und Privates zu trennen. Ruft also gerade eine gute Freundin an, während man arbeitet, so sollte man das Telefon auch ruhig einmal klingeln lassen. Wäre man auf der Arbeit, so könnte man auch nicht telefonieren.

  • Auch die Hausarbeit um sich herum muss man ausblenden können, wenn man beruflich wieder Fuß fassen und dies von zu Hause aus schaffen möchte. Lässt man sich ständig vom Staub, der schmutzigen Wäsche oder dem nicht aufgeräumten Kinderzimmer ablenken, so wird man sein Arbeitspensum nicht schaffen.

Daher ist ein separates Büro in der eigenen Wohnung ideal, wenn man Home-Office arbeiten möchte.

Nicht für jeden geeignet

So praktisch Home-Office sein kann: Nicht für jeden ist dies auch das richtige Wiedereinstiegsmodell in den Beruf. Nur wenn man seinen Arbeitstag klar strukturieren kann und Familie und Freunde auch akzeptieren, dass man zwar zu Hause ist, aber dennoch arbeiten möchte, kann es funktionieren.

Übrigens hat man auch ein Anrecht auf Pausen, wenn man von zu Hause aus arbeitet. Und in dieser Pause ist es natürlich nicht verboten,

  • eine private Mail zu lesen
  • ans Telefon zu gehen
  • die Wäsche zu waschen oder
  • schnell das Kinderzimmer aufzuräumen.

Frage des Arbeitsvertrags

Diese Wiedereinstiegsmodelle sind jedoch in der Regel nur dann möglich, wenn vor der Geburt ein unbefristeter Arbeitsvertrag bestanden hat. Läuft der Arbeitsvertrag während oder kurz nach der Elternzeit aus, weil er befristet war, so muss man sich frühzeitig nach einem neuen Job umsehen, um möglichst nicht arbeitslos zu werden.