Bekanntes Antidepressivum könnte Alzheimer verlangsamen

Von Cornelia Scherpe
20. Mai 2014

Bisher ist Morbus Alzheimer nicht heilbar, doch weltweit sind Forscher bemüht, die Krankheit zu verlangsamen. Dabei experimentiert man auch mit bereits bekannten Wirkstoffen, denn würde man von einem bekannten Mittel den Zusatznutzen gegen Demenz entdecken, wäre die Phase bis zur Zulassung verkürzt, da es bereits Studien zu Neben- oder Wechselwirkungen gibt. Ein Treffer ist nun vermutlich mit einen bekannten Antidepressivum gelungen.

Plaquesbildung im Gehirn wird durch Antidepressivum verlangsamt

Das Medikament ist bereits seit 1988 auf dem Markt und vergrößert die Menge des Hormons Serotonin. Durch mehr Serotonin im Gehirn sollen depressive Schübe abgeschwächt werden. Eine Tierstudie zeigte nun aber, dass durch das Medikament auch die Zahl der Beta-Amyloiden im Gehirn zurückgeht. Dabei handelt es sich um die sogenannten "Plaques", die schon seit Jahren mit der Entstehung von Alzheimer in Verbindung gebracht werden können.

Bereits vor drei Jahren zeigten die Forscher, dass Mäuse mit der genetischen Veranlagung zu Alzheimer unter der Medikamentenvergabe weniger Plaques im Gehirn bekamen. Die Menge sank um 50 Prozent, was also eine Reduzierung um die Hälfte bedeutet.

Erster Test mit Freiwilligen zeigt gute Ergebnisse

Nun arbeiteten die Forscher im aktuellen Versuch nicht mit Mäusen, die genetisch zu Alzheimer neigten, sondern mit bereits erkrankten Tieren. Dabei griff man auf das Multiphotonenmikroskop zurück, um die lebenden Zellen bei der Reaktion auf das Antidepressivum zu beobachten. Es zeigte sich zum einen, wie erwartet, dass die Bildung neuer Plaques zurückging und zwar direkt um 78 Prozent. Doch auch die bereit vorhandenen Ablagerungen reagierten auf den Wirkstoff. Es kam zu einem breiten Wachstumsstopp.

Auch ein erster Versuch mit Freiwilligen zeigt gute Ergebnisse. Bei den 23 Menschen ohne Alzheimer nahm die Konzentration von Plaques bereits nach einmaliger Einnahme des Antidepressivums um 38 Prozent ab. Nun muss im Detail geklärt werden, ob man daraus eine Therapie gegen Alzheimer entwickeln kann.