Übertragungsweg und mögliche Erkrankungen durch das Hantavirus

Bei Hantaviren handelt es sich um Krankheitserreger, die weltweit verbreitet sind. Sie können Nieren- und Lungenerkrankungen verursachen.

Von Jens Hirseland

Arten

Das Hantavirus stammt aus der Familie der Bunyaviridae und umfasst zahlreiche Arten. Dazu zählen auch humanpathogene Virustypen wie

  • das Korea-Fieber-Virus
  • das Seoul-Virus
  • das Dobrava-Belgrad-Virus
  • das Puumala-Virus
  • das Hantaan-Virus und
  • das Sim-Nombre-Virus.

Diese rufen zum Teil schwere Krankheiten wie hämorrhagisches Fieber, Lungenentzündung oder akutes Nierenversagen hervor. Die Schwere der menschlichen Infektionen fällt allerdings unterschiedlich aus. Da die Hantaviren auf der ganzen Welt verbreitet sind, kommen sie auch in Mitteleuropa und Deutschland vor.

Vorkommen und Übertragung der Hantaviren

Hantaviren sind in unterschiedlichen Nagetieren oder anderen Kleinsäugetieren zu finden. Dazu gehören in erster Linie Ratten und Mäuse.

Da die infizierten Tiere den Viren als Wirt dienen, bleiben sie von Erkrankungen verschont. Ausgeschieden werden die Krankheitserreger über Kot, Urin und Speichel der Wirtstiere.

Zu einer Hantavirus-Infektion beim Menschen kann es durch das Einatmen der Mikroorganismen in Form von Staub kommen. Diese Gefahr besteht beispielsweise

  • beim Zusammenkehren von Laub
  • beim Saubermachen von Garage oder Keller oder
  • beim Aufenthalt in einem Wald, auf einem Feld oder in einem Stall.

In seltenen Fällen erfolgt die Übertragung der Hantaviren durch

  • den Biss eines Tieres, das mit ihnen infiziert ist.

Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch kommt nur äußerst selten vor. So gab es bislang nur einzelne Fälle dieser Art in Südamerika.

Risikogruppen

Als besonders gefährdete Personengruppen gelten

  • Jäger
  • Forstwirte
  • Waldarbeiter
  • Landarbeiter und
  • Soldaten.

Außerdem kann es durch Kriege oder Naturkatastrophen zur Verbreitung der Hantaviren kommen. Der Zeitraum zwischen Ansteckung und Ausbruch einer Hantavirus-Infektion liegt in der Regel zwischen 2 und 4 Wochen. Manchmal beträgt die Inkubationszeit auch bis zu 8 Wochen, was jedoch nur sehr selten der Fall ist.

Hantavirus-Infektionen in Deutschland

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland pro Jahr durchschnittlich 500 Erkrankungen durch Hantaviren zu verzeichnen, wobei es allerdings von Jahr zu Jahr große Unterschiede gibt. So kommt es ungefähr alle zwei bis drei Jahre zu einem deutlichen Anstieg der Infektionen. Es wird vermutet, dass diese Schwankungen von der Anzahl der infizierten Nagetiere abhängen.

So führt eine Vermehrung der Wirtstiere auch zu mehr Erkrankungen. In Westdeutschland und Süddeutschland erfolgt die Übertragung der Hantaviren durch Rötelmäuse, während in Norddeutschland auch die Brandmaus die Erreger verbreiten kann.

In Deutschland zählen Hantavirus-Infektionen zu den meldepflichtigen Krankheiten. Besonders betroffene Regionen sind

  • der Bayerische Wald
  • West-Thüringen
  • Ost-Hessen
  • die Fränkische Alb
  • Oberschwaben
  • die Schwäbische Alb
  • der Odenwald
  • Unterfranken und
  • der Raum Osnabrück.

Zu den in Europa verbreiteten Hantavirustypen gehören das Puumala-Virus und das Dobrava-Belgrad-Virus.

Symptome

Die Symptome, die bei einer Hantavirus-Infektion auftreten können, sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. In Deutschland bemerken die meisten Betroffenen oft gar nichts von einer Infektion, weil ihr Immunsystem stark genug ist, um gegen die Erreger wirksam vorzugehen.

Dadurch bleiben Krankheitssymptome aus. In anderen Fällen kann es jedoch durchaus zu grippeähnlichen Symptomen wie

kommen. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Nierenproblemen, die sich durch Blut im Urin und nachlassende Urinbildung bemerkbar machen. Ebenso möglich sind

HFRS

Gelegentlich können auch starke Blutungen vorkommen. Diese Beschwerden werden als Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) bezeichnet. Bei HFRS treten zudem

auf. Ohne eine medizinische Behandlung führt die Erkrankung im weiteren Verlauf zu akutem Nierenversagen. Außerdem sind weitere Organschädigungen möglich.

HPS

Eine andere Verlaufsform ist das Hantavirus Pulmonary Syndrome (HPS), das von Hantavirustypen in Nord- und Südamerika ausgelöst wird. Dabei kommt es zu

Die Nieren sind im Gegensatz zum HFRS nicht beteiligt. Allerdings besteht in schweren Fällen die Gefahr von akutem Lungenversagen.

Diagnose

Liegt Verdacht auf eine Hantavirus-Infektion vor, erfolgt eine Blutuntersuchung. So lassen sich im Blutbild typische Veränderungen wie eine geringere Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) feststellen. Außerdem verändern sich auch die Nierenwerte. Darüber hinaus sind spezifische Antikörper gegen das Hantavirus im Blut zu finden.

Behandlung

Eine spezielle Therapie gegen Hantaviren gibt es nicht. So beschränkt sich die Behandlung auf das Lindern der Symptome.

Bei schweren Verlaufsformen werden die Funktionen von Lunge oder Nieren unterstützt. In den meisten Fällen ist das akute Nierenversagen, das von europäischen oder asiatischen Hantaviren verursacht wird, reversibel.

Vorbeugung

Bislang ist kein wirksamer Impfschutz gegen Hantavirus-Infektionen vorhanden. Umso wichtiger ist es daher, der Erkrankung durch bestimmte Maßnahmen vorzubeugen.

So sollte der Kontakt zu Nagetieren und ihren Ausscheidungen vermieden werden. Außerdem wird empfohlen, Lebensmittel und Tiernahrung in Behältern aufzubewahren, die sich verschließen lassen. Abfälle sollte man in eine Bio-Mülltonne und nicht auf einen Komposthaufen werfen.

Für den Fall, dass Mäuse in der Wohnung sind, gilt es, diese rasch wieder zu entfernen. Tote Tiere werden in einen Plastikbeutel gelegt, den man verschlossen in einer Mülltonne entsorgt. Nach dem Entfernen von Mäusekot oder Dreck im Keller, ist es wichtig, die Hände gründlich mit Seife zu reinigen.

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