Perseveration - Ursachen, Merkmale und Therapie

Die Bezeichnung Perseveration stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Anhalten". Mediziner sprechen von einer krankhaften Perseveration, wenn der Betroffene bei bestimmten psychischen Eindrücken wie Vorstellungen oder Gedanken bleibt. Zum Beispiel wiederholt er wieder und wieder spezielle Wörter, Zahlen oder Bewegungen, die überhaupt nicht der jeweiligen Situation entsprechen. Der Denkinhalt läuft monoton immer wieder um die gleichen Begriffe ab. So behauptet der Patient beispielsweise, dass ein Tag 24 Tage hätte. Es besteht eine Störung von einem Gedanken zum folgenden. Als Ursache liegt fast immer eine psychische Erkrankung zugrunde. Alles Wichtige zur Perseveration lesen Sie hier.

Von Jens Hirseland

Formale Denkstörung

Bei der Perseveration handelt es sich um eine formale Denkstörung. Gemeint sind damit Störungen des Denkens, das Neubilden von Wörtern oder verlangsamtes Denken. Die Psychopathologie ordnet die Perseveration als Symptom von psychischen Störungen ein. Oftmals geht sie mit weiteren psychopathologischen Symptomen einher und kommt im Rahmen von ausgeprägten psychischen Erkrankungen vor.

Ursachen einer Perseveration

Zu den häufigsten Verursachern der Perseveration zählen Depressionen und bipolare Störungen.

Bei einem depressiven Syndrom leiden die betroffenen Personen unter einem verminderten Antrieb. Außerdem wirken sie ständig bedrückt. Das depressive Syndrom tritt häufig bei Anpassungs- und Belastungsstörungen auf. Aber auch physische Erkrankungen wie zu hoher Blutdruck oder eine Herzinsuffizienz können dafür verantwortlich sein.

Die bipolare Störung, auch affektive Störung genannt, geht mit sich abwechselnden manischen und depressiven Phasen einher.

Eine weitere denkbare Ursache für eine Perseveration ist Demenz. Bei einer Demenzerkrankung bilden sich die geistigen Leistungsfähigkeiten des Patienten stetig zurück. Eine häufige Demenzform, die zu einer Perseveration führen kann, ist die Alzheimer-Krankheit.

In manchen Fällen zeigt sich die Perseveration auch im Rahmen von Zwangsstörungen. Dabei unterliegen die Erkrankten zwanghaftem Denken sowie Zwangshandlungen.

Nicht selten zeigt sich eine Perseveration auch im Rahmen der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Allerdings greifen die Mediziner dann eher auf den Begriff Hyperfokus zurück.

Außerdem kann eine Perseveration durch Schädigungen des zentralen Nervensystems hervorgerufen werden. Meist tritt die Denkstörung gemeinsam mit unterschiedlichen Apraxien auf.

Weitere mögliche Ursachen für eine Perseveration:

Merkmale einer Perseveration

Im Falle einer Perseveration bzw. formalen Denkstörung ist der Ablauf des Denkens eingeschränkt. Der Patient bleibt bei speziellen Gedanken oder Worten hängen und wiederholt sie immer wieder, als hätte eine Schallplatte einen Sprung. Darüber hinaus läuft der Denkprozess langsamer ab. Oft ist das Denken gehemmt oder eingeengt und der Betroffene grübelt viel.

Von eingeengtem Denken ist die Rede, wenn die geistige Flexibilität des Patienten Einschränkungen unterliegt und sich auf wenige Bewusstseinsinhalte begrenzt. Das bedeutet, dass die Gedanken nur um wenige Themen kreisen. Ein Überblick, mit dem sich unterschiedliche Aspekte einbeziehen lassen, besteht nicht. Auch der Wortschatz leidet unter der eingeengten Denkweise. Selbst bei entsprechenden Angeboten fällt es dem Patienten schwer, das Thema zu wechseln, weil er von bestimmten Gedanken nicht wegkommt. So ist er dazu gezwungen, denselben Gedanken immer wieder zu denken, auch wenn er in nicht zum aktuellen Bezug passt.

Diagnose einer Perseveration

Besteht Verdacht auf eine Perseveration oder formale Denkstörung, weil die betroffene Person monoton an bestimmten Worten oder Gedanken festhält oder sich die Denkinhalte permanent wiederholen, sollte ein Arzt konsultiert werden, um der Ursache des Verhaltens auf die Spur zu kommen.

Erster Schritt der medizinischen Untersuchung ist die Anamnese, in deren Rahmen sich der Arzt mit der Krankengeschichte des Patienten befasst. Dabei sammelt er sämtliche relevanten Informationen und möchte wissen, ob noch weitere Beschwerden bestehen. Von Interesse sind ferner mögliche Vorerkrankungen. Der Arzt versucht, sich so weit wie möglich mit dem Patienten selbst zu unterhalten. Sollte dies nicht machbar sein, ist er auf Informationen der Angehörigen angewiesen.

Psychopathologischer Befund

Im Anschluss an die Anamnese wird ein psychopathologischer Befund erhoben. Dieser trägt auch die Bezeichnung psychologischer oder psychiatrischer Befund. Dabei soll erfasst werden, welche psychische Störung die Perseveration auslöst.

Zu den Untersuchungskriterien gehört das Erfassen des äußeren Erscheinungsbildes des Patienten, also ob er ordentlich oder eher ungepflegt wirkt. Außerdem werden spezielle Fragen gestellt, um zu überprüfen, ob depressive Verstimmungen, Zwangsgedanken, Schwierigkeiten beim Orientieren oder sogar Halluzinationen vorliegen.

Ergeben sich bestimmte Verdachtsmomente, können weitere psychologische Testverfahren stattfinden.

Therapie einer Perseveration

Zur Behandlung der Perseveration ist es erforderlich, gegen die auslösende Ursache der Denkstörung vorzugehen. So muss also die verantwortliche Zwangsstörung oder Depression gezielt therapiert werden. In der Regel kommen zu diesem Zweck psychologische bzw. psychotherapeutische oder psychiatrische bzw. medikamentöse Maßnahmen zur Anwendung. Ist eine neurologische Erkrankung für die Perseveration ursächlich, muss diese ebenfalls entsprechend behandelt werden.

Ist der Patient aufgrund seiner Denkstörung nicht mehr imstande, allein für sich selbst zu sorgen, kann unter Umständen eine stationäre Behandlung sinnvoll sein.

Prognose bei einer Perseveration

Ohne eine umfassende medizinische Behandlung besteht keine Aussicht auf die Heilung von Denkstörungen wie einer Perseveration. Eine allgemeine Prognose ist aufgrund der Unterschiedlichkeit der Therapie nicht möglich. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die Ursache der Denkstörung.

Möglichkeiten zur Selbsthilfe sind bei Denkstörungen kaum vorhanden. Oft benötigen die betroffenen Personen die Hilfe von anderen Menschen.

Prävention einer Perseveration

Einer Perseveration gezielt vorzubeugen, ist leider nicht möglich. So zeigt sie sich selten isoliert, sondern tritt zusammen mit anderen psychischen oder physischen Erkrankungen auf.

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