Traumatologie - Womit beschäftigt sie sich und wo liegen die Aufgaben?

Als Traumatologie bezeichnet man die Wissenschaft von den Verletzungen und Wunden. Ihre Aufgaben sind vielfältig; Kerngebiet sind Unfallverletzungen samt Entstehung, Behandlung und Verhütung. Die behandelnden Ärzte müssen am Unfallort Erste Hilfe leisten und entscheiden, welche Wunden auf welche Art und Weise versorgt werden und wo gegebenenfalls der Transport in eine Spezialklinik erforderlich ist. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um die Tramatologie.

Von Jens Hirseland

Traumatologie - Was ist das?

Der Begriff "Traumatologie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "Wundenkunde". So befasst sich die Traumatologie mit der Versorgung und Behandlung von Wunden und Verletzungen.

Bereiche der Traumatologie und Abgrenzung zur Unfallchirurgie

Zu den Aufgaben der Traumatologie gehört die Behandlung von kleineren und größeren Verletzungen, die infolge von Unfällen entstehen. Daher wird sie auch als Unfallheilkunde bezeichnet. Das heißt, dass man sich speziell mit der

  • Entstehung
  • Behandlung und
  • Verhütung

von Unfallverletzungen beschäftigt. Von einem Trauma ist die Rede, wenn der menschliche Körper durch eine bestimmte Einwirkung wie einen Unfall oder durch ein psychisches Schockereignis in Mitleidenschaft gezogen wird.

In der Unfallchirurgie befasst man sich mit dem physischen Trauma. Sie wird oft mit der Traumatologie gleichgesetzt.

Eigentlich jedoch stellt die Unfallchirurgie einen Teil der Traumatologie dar. Es gibt des Weiteren noch den Bereich der Psychotraumatologie, die wir hier näher erläutern.

Aufgaben der Ärzte in der Traumatologie

Die Aufgaben der Unfallmedizin sind mannigfaltig. So müssen die Ärzte sowohl Erste Hilfe an einem Unfallort als auch in einer Klinik leisten.

Dabei gilt es oftmals abzuwägen, welche Patienten zuerst versorgt werden müssen und welche Maßnahmen zu ergreifen sind, damit es nicht zu weiteren Schäden kommt. Außerdem ist zu entscheiden, auf welche Weise und in welche Klinik ein Patient abzutransportieren ist.

Behandlung eines Polytraumas

Einen weiteren wichtigen Bestandteil der medizinischen Traumatologie stellt die Behandlung eines so genannten Polytraumas dar. Dabei handelt es sich um mehrere Verletzungen, die gleichzeitig und an unterschiedlichen Körperregionen auftreten.

Dabei ist mindestens eine Verletzung oder aber die Kombination aus verschiedenen Verletzungen lebensgefährlich. Solche Verletzungen werden meist von einem Ärzteteam aus verschiedenen Fachrichtungen behandelt.

Doch auch nach einer erfolgreichen Therapie der akuten Verletzungen ist eine fachgerechte Behandlung der Unfallopfer erforderlich. Dazu kann mitunter eine Verlegung in eine Spezialabteilung oder Spezialklinik vorgenommen werden.

Die Behandlung von Schwerverletzten, die ein Polytrauma davongetragen haben, ist sehr aufwendig, da sie in manchen Fällen monate- oder sogar jahrelange Rehabilitationsmaßnahmen wie Krankengymnastik oder eine Ergotherapie erfordert. Manche Unfallopfer müssen zudem mit medizinischen Hilfsmitteln oder Prothesen versorgt werden.

Um diese Maßnahmen so gut wie möglich zu koordinieren und die Unfallopfer optimal zu betreuen, bedarf es eines Teams aus Spezialisten. Mitunter ist die Traumatologie auch für die Rechtsmedizin von Bedeutung, um beispielsweise unfallversicherungsrechtliche Gutachten über Arbeitsunfälle zu erstellen.

Geschichte der Traumatologie

Schon in der Frühzeit der Menschheit versuchte man, Verletzungen so gut wie möglich zu behandeln. Dabei beschränkten sich die Wundheiler jedoch nicht nur auf die Versorgung von Wunden, sondern eröffneten sogar Schädel, indem sie sie aufbohrten oder aufschabten. Darüber hinaus behandelte man Knochenbrüche und befasste sich mit Techniken zur Geburtshilfe.

3000-2600 v. Chr.

Die ältesten unfallchirurgischen Maßnahmen sind aus der Zeit des alten Ägypten zwischen 3000-2600 v. Chr. bekannt. Aus dieser Zeit verfügt man über Dokumente, in denen über bestimmte Verletzungen und deren Behandlungsmethoden berichtet wird. Weitere antike medizinische Texte stammen aus

10. und 11. Jahrhundert n. Chr.

Von Griechenland aus gelangte das medizinische Wissen über Rom und Byzanz in den Orient, wo man es weiterentwickelte. Im 10. und 11. Jahrhundert n. Chr. erlebte die arabische Chirurgie ihre Blütezeit.

Bereits im Mittelalter waren die Aufgaben der Wundärzte vielfältig. Sie

Außerdem war es üblich, Kanäle aus Schusswunden mit siedendem Öl zu desinfizieren.

Schmerzlinderung

Obwohl man zu jener Zeit noch nicht über die modernen Betäubungsmittel verfügte, wandte man verschiedene Mittel zur Linderung von Schmerzen an. Dazu gehörten beispielsweise

  • Alraune
  • Bilsenkraut
  • Stechapfel oder
  • Auszüge aus Mohnsaft.

Diese Mittel legten die Ärzte den Verletzten über Mund und Nase.

Ab dem 16. Jahrhundert

Ab dem 16. Jahrhundert kam es zunehmend zu einer Verbindung zwischen der praktischen Chirurgie und der Wissenschaft. So erwiesen sich zahlreiche Chirurgen auch als ausgezeichnete Akademiker.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Chirurgie endlich ihren Durchbruch. Dies wurde ermöglicht durch das Mikroskop, mit dessen Hilfe man krankheitserregende Keime entdeckte.

Aufgrund der Erkenntnisse des französischen Wissenschaftlers Louis Pasteur (1822-1895) und des deutschen Mikrobiologen Robert Koch (1843-1910) kam es zur Entwicklung der Asepsis (Keimfreiheit), durch die die bis dahin häufig auftretenden und tödlich verlaufenden Wundinfektionen eingedämmt werden konnten.

Darüber hinaus ermöglichte die Einführung der Äthernarkose endlich schmerzfreie Operationen. Weitere Fortschritte erbrachten neue Erkenntnisse über Keime sowie die Entwicklung von Antibiotika.

Im 20. Jahrhundert profitierte die Unfallchirurgie von zahlreichen Verbesserungen wie

  • neuen Materialien und Medikamenten zur Versorgung von Wunden
  • Operationstechniken wie die minimal-invasive Chirurgie
  • Transplantationsverfahren sowie
  • Hilfsmitteln wie Prothesen.

Darüber hinaus wurden im Jahr 2005 die Unfallchirurgie und die operative Orthopädie in Deutschland zusammengeführt, da sie sich in vielen Bereichen überlappen. Seither gibt es hierzulande gemeinsame Fachärzte für Unfallchirurgie und Orthopädie.

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  • Julia Schellong, Franziska Epple, Kerstin Weidner Praxisbuch Psychotraumatologie, Thieme Verlagsgruppe, 2018, ISBN 313241185X
  • Günter H. Seidler Psychotraumatologie: Das Lehrbuch, W. Kohlhammer GmbH, 2012, ISBN 9783170217119

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