Veränderter Hippocampus: Wiederkehrende Depressionen verkleinern das Gehirn

Medizinforscher untersuchen den Zusammenhang zwischen Depressionen und dem Hippocampus

Von Cornelia Scherpe
2. Juli 2015

In den 1990ern fiel Forschern zum ersten Mal auf, dass Patienten mit Depressionen oft einen veränderten Hippocampus haben. Dabei handelt es sich um ein Hirnareal, das unter anderem für das Gedächtnis wichtig ist. Bei Depressiven ist dieser Bereich im Schnitt 20 Prozent kleiner als bei gesunden Menschen.

Damals stellte man sich die Frage, ob der Hippocampus bei den Betroffenen von Anfang an kleiner ist und das veränderte Gehirn damit ein möglicher Auslöser der Depression ist, oder ob die Depression erst zu einer Änderung der Hirnstruktur führt. Es lag also ein klassisches Henne-Ei-Problem vor.

Hippocampus und Depressionen

Forscher aus Amsterdam gingen der Sache auf den Grund und sahen sich die Daten von 1.728 Menschen an, die nachweislich an einer Major-Depression litten. Von ihnen gab es Befunde aus dem MRT, sodass man die Größe der Hirnareale genau nachvollziehen konnte. Als Kontrollgruppe dienten 7.199 gesunde Menschen. Es handelte sich bei dieser Studie um eine Zusammenführung älterer Ergebnisse.

Die Forscher untersuchten dafür 15 vergangene Studien aus den USA, Australien und Europa und werteten sie gemeinsam aus. Dabei bestätigte man zunächst, dass der Hippocampus der Depressiven-Gruppe kleiner als bei der Kontrollgruppe war. Die Forscher konnten aber auch zeigen, dass die Hippocampi sich innerhalb der Patientengruppe unterschieden. Betroffene, die schon mehrfach eine Depression gehabt hatten und immer wieder damit kämpften, besaßen die kleinsten Hippocampi.

Anfälligkeit des jugendlichen Gehirns

Wer dagegen zum Zeitpunkt der Untersuchung zum ersten Mal im Leben an einer Major-Depression erkrankt war, dessen Hippocampus hatte (noch) die normale Größe. Für die Wissenschaftler ist das ein klares Anzeichen dafür, dass die Depressionen das Gehirn verändern und nicht umgekehrt. Zudem fiel auf, dass die Hippocampi dann am kleinsten waren, wenn die erste Depression vor dem 21. Lebensjahr begonnen hatte. Das jugendliche Gehirn ist demnach am anfälligsten.