Nierenwerte - Laborwerte von einer Nierenuntersuchung

Um Nierenleiden festzustellen, führt man verschiedene Laboruntersuchungen durch. Dabei werden bestimmte Parameter, so genannte Nierenwerte, unter die Lupe genommen. Es gibt unterschiedliche Laborwerte, die man bei einer Nierenuntersuchung bestimmen kann, um die Funktion und mögliche Erkrankungen zu ermitteln. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die unterschiedlichen Nierenwerte.

Von Jens Hirseland

Bei den Nieren handelt es sich um ein Ausscheidungsorgan. So haben die beiden Nieren die Aufgabe, Abfallstoffe aus dem Blut herauszufiltern. Dazu bilden sie den Urin (Harn), der die überflüssigen Produkte aus dem Körper ausscheidet.

Darüber hinaus stellen die Nieren das Hormon Erythropoetin her, das für die Produktion von roten Blutkörperchen im Knochenmark zuständig ist, und sind am Flüssigkeits- und Salzhaushalt des Organismus beteiligt.

Durch unterschiedliche Erkrankungen kann es allerdings zu Funktionsstörungen der Nieren kommen. Besonders problematisch dabei ist, dass die Abfallprodukte dann nicht mehr optimal aus dem Körper ausgeschieden werden.

Untersuchungsmethoden der Nieren

Um Nierenerkrankungen festzustellen, können unterschiedliche Untersuchungsmethoden zur Anwendung kommen, wie

Röntgen als mögliche Diagnosemethode
Röntgen als mögliche Diagnosemethode

Eine besonders wichtige Rolle bei der Diagnostik spielen jedoch Laboruntersuchungen. Dabei werden Urin und Blut des Patienten auf bestimmte Marker hin untersucht, die deutliche Hinweise auf eine mögliche Nierenerkrankung oder andere Krankheiten liefern. Dazu gehören zum Beispiel

  • Aldosteron
  • Renin
  • Kreatinin
  • Kreatinin-Clearance
  • Harnstoff und
  • Harnsäure.

Nieren-Diagnose

Urin- und Blutuntersuchungen als wichtige Diagnosemethoden.

  • Untersuchung - Chemiker mit Mundschutz bei einer Blutuntersuchung

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  • Gefäß mit Urinprobe neben Zeitanzeige, die auf fünf steht auf weißem Hintergrund

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  • Mehrere Blutproben in Röhrchen zur Blutuntersuchung im Labor

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  • Untersuchung einer Urinprobe im Labor

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Ermittlung der Nierenwerte

Unter den Nierenwerten verstehen Ärzte bestimmte Werte im Blut. Anhand dieser Werte lässt sich die Funktionstüchtigkeit der Nieren ermitteln. Sind die Werte nicht normal, gilt dies als Hinweis auf eine Nierenerkrankung.

Wie bereits erwähnt, gibt es unterschiedliche Arten von Nierenwerten. Werden bei der Untersuchung erhöhte Werte dieser Substanzen festgestellt, weist dies auf eine Verschlechterung der Nierenfunktion und eine verminderte Ausscheidung hin.

Blutprobe zur Ermittlung der Nierenwerte

Die meisten Nierenwerte wie beispielsweise Harnstoff, Kreatinin oder Cystatin C bestimmt man durch eine Blutuntersuchung. Zu diesem Zweck wird dem Patienten über eine Armvene etwas Blut abgenommen.

Nach dem Desinfizieren der Einstichstelle führt der Arzt eine Kanüle in die Vene ein und füllt ein Röhrchen mit Blut.

Dieses Probenröhrchen schickt man anschließend in ein Labor, wo es genauestens untersucht wird. In den meisten Fällen liegt das Ergebnis spätestens nach 24 Stunden vor.

Urinprobe: 24-Stunden-Sammelurin für die Ermittlung von Nierenwerten

Zur Bestimmung der Kreatinin-Clearance wird eine Urinprobe benötigt, die der Patient über 24 Stunden ansammelt. Das heißt, dass über diesen Zeitraum sämtliche Urinabgänge in einem speziellen Gefäß gesammelt werden.

Nach Ablauf der Frist gibt der Patient die Urinprobe ab, die man dann im Labor analysiert.

Weitere Diagnoseverfahren

Die Diagnose wird jedoch nicht allein aufgrund der Nierenwerte gestellt. So können neben einer körperlichen Untersuchung auch noch weitere Diagnoseverfahren erforderlich sein, wie:

Risiken der Bestimmung von Nierenwerten

Die Risiken bei einer Bestimmung der Nierenwerte sind sehr gering. Lediglich bei der Blutabnahme besteht die Möglichkeit von:

Anatomie der menschlichen Nieren grafisch dargestellt
Anatomie der menschlichen Nieren grafisch dargestellt

Unterschiedliche Arten von Nierenwerten

Neben den bereits genannten zählen auch

zu den wichtigen Nierenwerten. Leidet der Patient unter bestimmten Symptomen, können auch andere Werte bestimmt werden. Dazu gehören u.a.:

Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Laborwerte ein.

Nierenwert Aldosteron

Bei Aldosteron handelt es sich um ein Steroidhormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Es ist hauptsächlich für die Regulierung des Blutdrucks sowie des Wasser- und Salzhaushalts zuständig.

Die Bestimmung der Aldosteron-Werte erfolgt hauptsächlich dann, wenn man Störungen im Mineralhaushalt vermutet, sowie bei schwerem Bluthochdruck. Gemessen wird im 24-Stunden-Sammelurin oder im Blutserum. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zu Aldosteron.

Nierenwert Renin

Renin zählt zu den hormonähnlichen Enzymen. Es wird vor allen Dingen in den Nieren, genauer gesagt in den Zellen des juxtaglomerulären Apparates (JGA) hergestellt.

Zu seinen Funktionen zählen u.a. das Regulieren des Blutdrucks und -volumens. Die Analyse der Werte erfolgt bei Verdacht auf Hypokaliämie oder renovaskuläre Hypertonie; die Werte werden im Blutserum bestimmt. Detaillierte Informationen zu Renin erhalten Sie hier.

Nierenwert Kreatinin

Als Abbauprodukt des Muskelstoffes Kreatin bezeichnet man Kreatinin. Wie viel davon im Körper zu finden ist, ist abhängig von Alter und Muskelmasse des Menschen.

In der Diagnostik spielt Kreatinin eine Rolle bei der Überprüfung der Nierenfunktion - lässt diese nach, häuft sich Kreatinin an. Dabei ist zu beachten, dass die Bestimmung erst ab einer gewissen Menge möglich ist.

Die Werte können im Blutplasma oder im Blutserum sowie im 24-Stunden-Sammelurin ermittelt werden. Wenn Sie mehr über Kreatinin erfahren möchten, lesen Sie unseren separaten Artikel zum Thema.

Nierenwert Kreatinin-Clearance

Auch die Kreatinin-Clearance dient der Beurteilung der Nierenfunktion. Mit diesen Werten wird angegeben, wie lange die Dauer ist, in der das Blut vom Kreatinin geklärt bzw. gesäubert wird.

Lebensalter, Geschlecht und Messmethode sind Faktoren, die bei der Bestimmung der Kreatinin-Clearance eine Rolle spielen. Genauere Informationen dazu sowie zur glomerulären Filtrationsrate erhalten Sie hier.

Nierenwert Harnstoff

Harnstoff entsteht aus der Umwandlung des giftigen Ammoniaks. Durch dessen Bestimmung lässt sich die Nierenfunktion beurteilen. Die Werte ermittelt man aus dem Blutserum.

Liegt die Filterfunktion der Nieren höchstens noch bei 25 Prozen, lassen sich erhöhte Harnstoffwerte ermitteln. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über Merkmale, Bedeutung und Werte von Harnstoff.

Nierenwert Harnsäure

Harnstoff ist nicht zu verwechseln mit Harnsäure. Auch diese wird, wie Harnstoff, über die Nieren ausgeschieden. Bei Harnsäure handelt es sich jedoch um das Abfallprodukt des Purins.

Die Menge an Harnsäure im menschlichen Körper kann durch die Ernährung beeinflusst werden. Sie wird beispielsweise bestimmt, um die Ursachen einer Gicht zu ermitteln, Erkrankungen zu diagnostizieren, bei denen Hyperurikämie auftritt sowie um eine primäre von einer sekundären Gicht zu unterscheiden. Detaillierte Informationen zur Harnsäure erhalten Sie hier in unserem separaten Artikel zum Thema.

Elektrolyte-Bestimmung zur Ermittlung der Nierenfunktion

Über die Nierenfunktion lassen sich auch durch Bestimmung der Elektrolyte etwas sagen. Hierzu zählen Chlorid, Kalium und Natrium.

Bei der Ausscheidung von zu viel Natrium aufgrund einer Nierenstörung, sinkt dessen Wert im Blut. Chlorid- und Kaliumwerte steigen an, wenn eine Funktionsstörung vorliegt. Dies sind die Normwerte:

  • Chlorid: 98 bis 107 mmol/l
  • Natrium: 135 bis 145 mmol/l
  • Kalium: 3,5 bis 5 mmol/l

Phosphat-Bestimmung zur Ermittlung der Nierenfunktion

Phosphat stellt eine wichtige Substanz im Säure-Basen-Haushalt und Knochenstoffwechsel dar. Überschüssige Mengen werden von der Niere ausgeschieden, was bei Erkrankung nicht möglich ist und zum Anstieg des Werts im Blut führt. Der Phosphat-Normwert beträgt 2,5 bis 4,0 mg/dl.

Eiweiß-Bestimmung zur Ermittlung der Nierenfunktion

Im Normalfall kommt es nicht zur Ausscheidung des Eiweißes Albumin durch die Niere. Es kann jedoch nicht ausreichend zurückgehalten werden, wenn eine Erkrankung vorliegt; so geht insbesondere Albumin mit dem Urin verloren.

Handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung, ist der Eiweißgehalt im Blut erniedrigt, während die Konzentration im Harm dauerhaft erhöht ist. Die Albumin-Normwerte im Blut betragen 35 bis 52 g/l; im 24-Stunden-Sammelurin liegen sie bei 30 mg/24 Stunden.

Cystatin C-Bestimmung zur Ermittlung der Nierenfunktion

Des Weiteren spielte Cystatin C eine Rolle, wenn es um die Ermittlung der Nierenfunktion geht. Die Menge im Blut ist abhängig von der glomerulären Filtrationsrate; es handelt sich um einen recht empfindlichen Wert, sodass dieser schon bei geringen Störungen in die Höhe steigt.

Cystatin C gibt es in allen kernhaltigen Körperzellen. Der vollständige Abbau erfolgt in den Tubuluszellen der Niere.

Findet sich Cystatin C im Urin, spricht das für eine eingeschränkte Funktion der Niere. Der Cystatin C-Normwert liegt bei 0,96 mg/l.

Wann werden Nierenwerte bestimmt?

Nierenwerte werden bestimmt, um Erkrankungen der Nieren zu diagnostizieren. Auch für die Kontrolle des Krankheitsverlaufs sind sie von Bedeutung. Handelt es sich um den Harnstoffwert, so dient dessen Bestimmung zudem der Beobachtung der Eiweißzufuhr bei Patienten, bei denen beretis eine Niereninsuffizienz diagnostiziert worden ist.

Je nachdem, um welchen Nierenwert es sich handelt, können auch weitere Erkrankungen beurteilt werden. Dazu zählen

  • Hyperurikämie (Gicht)
  • Bindegewebserkrankungen
  • Bluthochdruck und
  • Stoffwechselserkrankungen.

Auch während einer Strahlen- oder Chemotherapie kann die Ermittlung bestimmter Werte sinnvoll sein.

Schlechtere Nierenwerte im Alter

Mit zunehmendem Alter ist eine Reduktion der Nierenrinde nicht unüblich. In diesem Bereich befinden sich die Glomerula - liegen hier Einschränkungen vor, nimmt die glomeruläre Filtrationsrate ab.

Ältere Patienten haben zudem mit einigen Erkrankungen zu tun, die sich ebenfalls negativ auf die Nierenfunktion auswirken, so etwa Diabetes, kardiovaskuläre Krankheiten oder maligne Erkrankungen. Unterm Strich besteht ein höheres Risiko, ein akures Nierenversagen zu erleiden.

Zu niedrige Nierenwerte

Für die Ermittlung der Filtrationsleistung der Niere spielt die Clearance der Stoffe Kreatinin und Inulin eine Rolle. Für die Diagnose von Nierenerkrankungen gilt Folgendes:

  • niedrige Kreatinin-Werte haben keine medizinische Bedeutung
  • niedrige Harnstoff-Werte können eine erniedrigte Zufuhr von Eiweiß oder angeborene Enzymdefekte als Ursache haben
  • niedrige Harnsäure-Werte können auf eine Überdosierung von Arzneimitteln, die zur Senkung des Harnsäurespiegels eingesetzt werden, zurück zu führen sein

Nierenwerte untere Grenzwerte

In der folgenden Tabelle erhalten Sie eine Übersicht über die unteren Grenzwerte von Nierenwerten.

Nierenwerte - untere Grenzwerte
MännerFrauen
Kreatinin (im Serum)< 50 Jahren: 0,84 mg/dl
> 50 Jahren: 0,81 mg/dl
0,66 mg/dl
Kreatinin (im Urin)1,5 g/24 Stunden1,0 g/24 Stunden
Cystatin C0,5 mg/l0,57 mg/l
Harnstoff< 50 Jahren: 19 mg/dl
> 50 Jahren: 18 mg/dl
< 50 Jahren: 15 mg/dl
> 50 Jahren: 21 mg/dl
Harnsäure (im Serum)3,4 mg/dl2,4 mg/dl

Erhöhte Nierenwerte

Es gibt unterschiedliche Situationen bzw. Erkrankungen, bei denen die verschiedenen Nierenwerte in die Höhe steigen. Ein erhöhter Kreatininspiegel kann z.B. für

  • Bluthochdruck aufgrund von verengten Nierengefäßen
  • Akromegalie
  • akutes Nierenversagen oder
  • chronisches Nierenversagen

sprechen. Zu hohe Harnsäure-Werte, die so genannte Hyperurikämie, sind typisch für eine angeborene Stoffwechselstörung; zudem kann die Hyperurikämie bei

  • einer schlecht kontrollierten Zuckerkrankheit
  • Fastenkuren
  • einer Schilddrüsenunterunktion oder
  • Vergiftungen, etwa mit Blei

auftreten.

Zu viel Harnstoff kann sich aufgrund von

  • Harnabflussstörungen
  • bestimmte Medikamente oder
  • eine reduzierte Durchblutung der Nieren

bilden. Eine leicht erhöhte Menge ist bei geringer Flüssigkeitszufuhr oder eiweißreicher Ernährung üblich.

Nierenwerte obere Grenzwerte

In der folgenden Tabelle erhalten Sie eine Übersicht über die oberen Grenzwerte von Nierenwerten.

Nierenwerte - obere Grenzwerte
MännerFrauen
Kreatinin (im Serum)< 50 Jahren: 1,25mg/dl
> 50 Jahren: 1,44 mg/dl
0,96 mg/dl
Kreatinin (im Urin)2,5 g/24 Stunden1,3 g/24 Stunden
Cystatin C0,96 mg/l
Harnstoff< 50 Jahren: 44 mg/dl
> 50 Jahren: 55 mg/dl
< 50 Jahren: 40 mg/dl
> 50 Jahren: 43 mg/dl
Harnsäure (im Serum)7,0 mg/dl5,7 mg/dl
Harnsäure (um Urin)Bei normaler Ernährung 800 mg/Tag (24 Stunden)Bei normaler Ernährung 800 mg/Tag (24 Stunden)

Nierenwerte durch Ernährung und Hausmittel verbessern/senken: Was tun, wenn die Nierenwerte verändert sind?

Bei erhöhten Nierenwerten gilt es, die Ursache herauszufinden. Zu den Untersuchungen zählt die Harnuntersuchung, auch über Mikroskop.

Zudem wird meist eine Ultraschalluntersuchung der Nieren durchgeführt. Möglich ist eine Entnahme einer Gewebeprobe aus der Niere.

Doch nicht nur Nierenkrankheiten können deren Werte erhöhen. Es muss somit auch an andere Erkrankungen mit demselben Effekt gedacht werden; so sind in der Regel noch verschiedenste weitere Untersuchungen nötig.

Der Patient selbst sollte beispielsweise auf eine Ernährung, die der Niere gut tut, achten. In diesem Zusammenhang sollten beispielsweise

  • eine kochsalzarme Ernährung
  • eine phosphatarme Ernährung
  • eine kaliumarme Ernährung (zumindest im fortgeschrittenen Stadium einer Nierenschwäche)

auf dem Speiseplan stehen. Hinzu kommen einige Hausmittel, die empfohlen werden, um beispielsweise die Kreatininwerte zu senken, wie etwa

  • Löwenzahnwurzel, Petersilie oder Schachtelhalm
  • das Einnehmen von Brennnesselblättern als Nahrungsergänzungsmittel
  • eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Nierenwerte bei Katze und Hund

Nicht nur der Mensch hat mit Nierenproblemen zu kämpfen; auch das liebe Haustier kann von Nierenleiden betroffen sein. Nierenerkrankungen bei Katzen sind typisch und zählen zu den häufigsten Todesursachen. Folgende Nierenwerte können bei Katzen als Referenzwerte angesehen werden:

  • Kreatinin: < 170 µmol/l (< 2 mg/dl)
  • SDMA: < 14 µg/dl
  • Harnstoff: 5-11 mmol/l (30-65 mg/dl)
  • Phosphat: 0,8-1,9 mmol/l
  • Calcium: 2,3-3,0 mmol/l
  • Kalium: 3,0-4,8 mmol/l
  • Natrium: 145-158 mmol/l

Folgende Referenzwerte gelten für die Nierenwerte bei Hunden:

  • Kreatinin: < 124 µmol/l
  • Harnstoff: < 10 mmol/l
  • Phosphat: 0,9 bis 1,7 mmol/l
  • Protein: 54 bis 66 g/l