Wasserbruch (Hydrozele) im Babyalter - Ursachen, Symptome und Behandlung

Unter einem Wasserbruch versteht man eine gutartige Veränderung der Hoden, bei der es zur Ansammlung von Flüssigkeit im Hodensack kommt.

Von Jens Hirseland

Krankheitsbild

In der Medizin wird ein Wasserbruch auch als Hydrozele bezeichnet. Er tritt bei etwa ein bis zwei Prozent aller männlichen Neugeborenen auf. Ein Wasserbruch kann sowohl angeboren sein, als auch im Laufe des Lebens erworben werden.

Tritt die Hydrozele bereits im Babyalter auf, spricht man von einem primären Wasserbruch. Die später erworbene Form wird als sekundärer Wasserbruch bezeichnet. Normalerweise bildet sich die Wasseransammlung in den Hoden nach einigen Monaten wieder von selbst zurück.

Formen

In den meisten Fällen beschränkt sich ein Wasserbruch auf die Hoden, was als Hydrocele testis bezeichnet wird. Es ist aber auch möglich, dass zur gleichen Zeit ein Wasserbruch am Samenstrang (Funiculus spermaticus) vorliegt. Dann handelt es sich um eine Hydrocele funiculi.

Bei der Hydrocele vaginalis communicans befindet sich die Flüssigkeit zudem entlang des Samenstrangs im Bauchverlauf. Bei Ansammlungen an mehreren dieser Stellen ist die Rede von einer Hydrocele multilocularis.

Ursachen

Zu einem angeborenen Wasserbruch kommt es durch die Ansammlung von Flüssigkeit im Processus vaginalis peritonei. Dabei handelt es sich um eine Ausstülpung des Bauchfells in den Hodensack, die die Form eines Trichters hat. Diese Ausstülpung entsteht vorübergehend in der Entwicklungsphase des ungeborenen Kindes und bildet sich später wieder größtenteils zurück.

Beim Fötus erfolgt das Heranreifen der Hoden in der Bauchhöhle und nicht im Hodensack. Die Hoden steigen dann kurz vor der Geburt oder danach von der Bauchhöhle hinab zum Hodensack, indem sie durch die trichterförmige Ausstülpung des Bauchfells gleiten. Dabei wird von diesem Bauchfellteil ein kleiner Spaltraum gebildet.

Normalerweise kommt es bereits vor der Geburt oder im Laufe der ersten Lebensmonate zum Verschluss dieses Raumes. Erfolgt der Verschluss jedoch nicht vollständig oder bleibt sogar ganz aus, kann sich eine Hydrozele bilden.

Die Hoden reifen im Bauchraum des Embryos heran um dann kurz vor oder nach der Geburt in den Hodensack zu wandern
Die Hoden reifen im Bauchraum des Embryos heran um dann kurz vor oder nach der Geburt in den Hodensack zu wandern

Bei vielen Kindern kommt es neben dem Wasserbruch dabei auch zu einer Hernie (Leistenbruch). Im Unterschied zur primären Hydrozele entsteht eine sekundäre Hydrozele nicht schon bei der Geburt, sondern erst später, mitunter sogar im Erwachsenenalter. Verursacht wird ein sekundärer Wasserbruch meist durch

  • Entzündungen der Hoden bzw. Nebenhoden
  • Hodentumore
  • Gewalteinwirkung oder
  • Verletzungen.

Symptome

Bemerkbar macht sich ein primärer Wasserbruch durch das Anschwellen der Hoden. Von der Schwellung können beide als auch nur ein Hoden betroffen sein.

Wie groß die Schwellung ausfällt, ist davon abhängig, wie viel Flüssigkeit sich ansammelt und wo die Hydrozele gebildet wird. Im frühen Stadium kommt es meist nicht zu Beschwerden.

Eine Sonderform stellt der akute Wasserbruch dar, bei dem die Flüssigkeit in nur wenigen Tagen in den Hodensack eintritt, was zu erheblichen Schmerzen führen kann. Des Weiteren sind Schwere- und Druckgefühle möglich.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich ein Wasserbruch meist schon durch das Abtasten des Hodensacks. Neben der körperlichen Untersuchung erfolgt auch das Durchleuchten des Hodens mit einer kleinen Lampe, was man als Diaphanoskopie bezeichnet.

Hat sich tatsächlich Wasser im Hoden angesammelt, lässt sich dieses als hellen, durchscheinenden Bereich durch die Haut des Hodensacks erkennen. Zur Absicherung der Diagnose können auch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.

Behandlung

Normalerweise gilt ein Wasserbruch als unbedenklich. Leidet das Baby nicht gleichzeitig an einem Leistenbruch, ist keine spezielle medizinische Behandlung notwendig, da die Hydrozele meist von selbst wieder verschwindet.

Bildet sich der Wasserbruch jedoch nicht innerhalb von zwölf Monaten zurück, kann ein operativer Eingriff erforderlich sein. Dabei wird die Hydrozele über einen kleinen Abschnitt an der Leiste freigelegt und die Verbindung, die zwischen Hodensack und Bauchraum besteht, verschlossen.

Die Prognosen für eine Operation sind sehr positiv. Komplikationen treten nur in seltenen Fällen auf.