Betreutes Wohnen für Jugendliche - Ursachen, Leistungen und Vorzüge

Wenn Jugendliche aus ihrer Kernfamilie in ein Betreutes Wohnen wechseln, dann kann dies viele Gründe haben. Häufig liegt es am Zerbrechen der Grundfamilie oder auch daran, dass Jugendliche sich im normalen sozialen Leben nicht mehr zurecht finden. Doch auch Kinder, die bereits von klein auf in Kinderheimen aufwachsen, können beim Heranwachsen in ein Betreutes Wohnen übersiedelt werden. Will man beurteilen, wo die jeweiligen Vor- und Nachteile für den einzelnen Jugendlichen liegen, so muss man mit Sicherheit dessen jeweilige Ausgangssituation in die Überlegungen mit einbeziehen. Lesen Sie alles Wissenswerte zum Thema Betreutes Wohnen für Jugendliche.

Von Kathrin Schramm

Betreutes Wohnen für Jugendliche - Gründe und Leistungen

Vor allem in Großstädten und Ballungszentren wachsen heute viele Kinder in sozial kritischen Wohngebieten mit einschlägigen Brennpunkten auf. Familiäre Probleme und Arbeitslosigkeit der Eltern führen häufig dazu, dass die Eltern ihre Kinder nicht mehr optimal betreuen können.

Sind dann noch Alkoholprobleme oder Drogenmissbrauch im Spiel, so muss meist das Jugendamt oder der Gesetzgeber eingreifen und die Kinder aus diesen unglücklichen Umständen heraus holen. Jüngere Kinder werden in Heimen oder bei Pflegefamilien untergebracht. Für Heranwachsende und Jugendliche, die möglicherweise schon selbständiger und nicht mehr bereit sind, sich in einer fremden Familie anzupassen, stellt das Betreute Wohnen eine gute Alternative dar.

Jugendliche mit Drogen- und Alkoholproblemen werden gerne im Betreuten Wohnen untergebracht
Jugendliche mit Drogen- und Alkoholproblemen werden gerne im Betreuten Wohnen untergebracht

Solche Einrichtungen möchten den Jugendlichen ermöglichen,

  • sich frei zu entwickeln
  • sich auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten
  • individuelle Hilfestellungen wahrzunehmen, falls benötigt.

Die Bewohner sollen in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden. Dabei können unterschiedliche Hilfeleistungen geboten werden:

  • die Suche und der Erhalt einer Wohnmöglichkeit
  • Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben und Behördengängen
  • die Umsetzung von schulischen und beruflichen Perspektiven
  • die Förderung einer aktiven Lebensgestaltung
  • die Förderung einer sinnvollen Freizeitgestaltung
  • die Förderung von gesellschaftlicher Integration
  • Unterstützung bei psychischen Problemen

Je nach Alter sind die Kinder oder Jugendlichen dabei in einem Haus untergebracht, in dem es wie bei einer Wohngemienschaft eigene Zimmer sowie gemeinschaftliche Räume gibt; ältere Jugendliche können auch eine eigene Wohnung beziehen, in der sie regelmäßig und intensiv betreut werden.

Dabei kommen die Betreuer beispielsweise jeden Tag vorbei, um zu sehen, ob vereinbarte Regeln eingehalten werden, und um Gespräche zu führen sowie bei möglichen Problemen zu helfen. Wichtig sind auch gemeinsame Freizeitveranstaltungen, zum Beispiel im sportlichen Bereich.

Wird es Zeit für den Jugendlichen, die betreute Wohngemeinschaft zu verlassen und auf eigenen Beinen zu stehen, helfen die Betreuer bei der Wohnungssuche. Zudem stehen sie im Rahmen der Nachbetreuung auch nach dem Auszug noch mehrere Monate lang zur Verfügung.

Auch gemeinsame Freizeitveranstaltungen sind Teil des Programms
Auch gemeinsame Freizeitveranstaltungen sind Teil des Programms

Vor- und Nachteile

Das Leben als Jugendlicher im Konzept "Betreutes Wohnen" kann seine Vor- und Nachteile haben.

Vorteile

In kleineren Wohngruppen leben hier mehrere Jugendliche wie in einer WG zusammen, werden aber noch von einem Sozialarbeiter oder einer Bezugsperson mit vergleichbarem Bildungshintergrund betreut. Zum Teil wohnt der Betreuer mit in der Einheit, in anderen Fällen ist er nur als Ansprechpartner und Ratgeber verfügbar und kommt zu regelmäßigen vereinbarten Terminen.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Hier haben Jugendliche aus sozial schwachen Familien die Möglichkeit,

  • einen geregelten Tagesablauf zu erlernen,
  • ihren Schulabschluss zu erwerben und
  • eine Ausbildung zu absolvieren.

Die Rahmenbedingungen für eine geregelte Existenz sind vorgegeben, und damit häufig zuverlässiger vorhanden als in der eigenen Kernfamilie. Gleichzeitig werden die Jugendlichen auf ein möglichst selbständiges und eigenverantwortliches Leben vorbereitet und lernen früh den Umgang mit Behörden und Geld.

Nachteile

Als möglicher Nachteil kann angeführt werden, dass Jugendliche im Betreuten Wohnen möglicherweise den Kontakt zu ihrer Ursprungsfamilie aufgeben, und es nicht gewährleistet ist, dass sie zu ihren Betreuern auch wirklich ein vertrauensvolles Verhältnis entwickeln können. Die frühzeitige Selbständigkeit kann sich nicht nur positiv auswirken; manche jungen Menschen sind auch davon überfordert, eigenverantwortlich Entscheidungen treffen zu müssen.